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Auguste Freudenberg * 1867

Am Weiher 14 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)

1942 Theresienstadt
am 12.09.1943 dort gestorben

Auguste Freudenberg, geb. am 2.4.1867 in Lilienthal; am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort am 12.9.1943 gestorben

Am Weiher 14

Auguste Freudenberg wurde am 2.4.1867 in Lilienthal (bei Bremen) geboren; sie blieb ledig. Ihre Eltern waren der in seinem Wohnort als Maler tätige Philipp Freudenberg (1879 gestorben) und Hannchen Freudenberg (geb. Meyer; sie starb 1870). Auguste Freudenberg hatte mehrere Geschwister. Es waren dies eine ältere Schwester, Sophie (am 19.1.1851 in Lilienthal geboren, am 24.7.1939 in Hamburg gestorben) – sie blieb wie Auguste ledig und war in Hamburg in einem oder mehreren Haushalten angestellt – und eine jüngere Schwester, Helene (am 8.9.1869 in Lilienthal geboren); auch sie arbeitete als Hausangestellte, bis sie 1895 in Wandsbek den Tapezier Louis Levisohn heiratete. Vermutlich gab es noch einen Bruder Moses Freudenberg (1860 in Lilienthal geboren).

In Abhandlungen über die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft von Lilienthal, die sich im 19. Jahrhundert mit anderen linksbremischen Orten zur Synagogengemeinde Ottersberg zusammengeschlossen hatte, wird auf den schnellen Zuwachs dieser – wie auch anderer – jüdischer Gemeinschaften in der Weser- und Wümme-Niederung vor 1850 hingewiesen. Wann die Familie Freudenberg dort zuzog, ist unbekannt. 1871 belief sich die Gesamtzahl der jüdischen Einwohner von Lilienthal auf 24 Personen. In der gleichen Zeit hatte sich die Mitgliederzahl ihrer Synagogengemeinde Ottersberg auf insgesamt 74 vergrößert (das war im Jahr 1873). Dann aber, schreiben die Chronisten, sei es im Zuge der reichsweiten wirtschaftlichen Krise nach 1877 auch mit der Synagogengemeinde Ottersberg "wirtschaftlich bergab [gegangen]". Die Folge war, dass die jungen Juden die Wohnsitze ihrer Familien verließen und in die nahegelegenen Großstädte zogen. 1925 lebten in Lilienthal keine jüdischen Einwohner mehr. Moses Freudenberg, der vermutliche Bruder von Sophie, Auguste und Helene Freudenberg, hatte sich 1885 noch als Manufakturenhändler in Ottersberg selbstständig ge­macht. Aber auch er hatte sich geschäftlich nicht halten können. 1910 zog er nach Bremen, womit "der letzte jüdische Einwohner den Flecken [Ottersberg] verlassen" hatte, um dort sein Manufakturengeschäft im Arbeiterviertel um die Woltmershauser Straße fortzuführen. Am 21. Februar 1939 gelang ihm die Auswanderung nach England. Wann Auguste Freudenberg – und ihre Schwestern – ihren Wohnort Lilienthal verließen und ins Hamburger Umfeld zogen, geht aus den vorliegenden Informationen nicht hervor. Vielleicht ging Auguste mit ihren Schwestern nach Wandsbek; später lebte und arbeitete sie zeitweilig in Altona und gehörte dort der Jüdischen Gemeinde an. In Altona wohnte sie in der Behnstraße 10. 1935 zog sie nach Hamburg und trat in die dortige Jüdische Gemeinde ein.

Als Beruf wurde "Stütze" angegeben, eine in der Regel unterbezahlte Arbeit in einem Familienhaushalt. 1935 notierte die Deutsch-Israelitische Gemeinde (DIG) auf ihrer Kultussteuerkartei, Auguste Freudenberg (sie wurde 67 Jahre alt!) habe kein steuerpflichtiges Einkommen und gehe auch keiner Berufsarbeit nach.

Auguste Freudenberg wohnte in Hamburg anfangs unter der Anschrift Im Gehölz 13/II (bei Wittmaack), danach Am Weiher 14/I wieder (bei Wittmaack) – vielleicht jene Familie, in der sie als "Stütze" tätig war. Zuletzt, vor ihrer Deportation, lebte sie im "Judenhaus" in der Bundesstraße 43.

Der Vermerk auf ihrer Kultussteuerkarte, alle Zuschriften an Auguste Freudenberg seien an "Frau Levisohn, Heinrich-Barth-Str. 24" zu richten, führen zu Sophie Freudenberg. Sie war Rentnerin und wie ihre Schwester Helene, die in Wandsbek geheiratet hatte, in diesen östlich von Hamburg gelegenen Vorort gezogen und war – von der Jüdischen Gemeinde in Wandsbek nach Hamburg kommend – am 19. Dezember 1934 in die DIG zu Hamburg eingetreten. Sie wohnte eine Zeit lang unter der genannten Adresse in der Heinrich-Barth-Straße, also in der Familie ihrer Schwester Helene und ihres Schwagers Louis Levisohn (später dann in der Brahmsallee 18, zuletzt in der Bogenstraße 15; zur Lebenssituation der Familie Levisohn s. Stolpersteine in Hamburg-Wandsbek).

Am 24. Juli 1939 starb Sophie Freudenberg. Auguste Freudenberg wurde am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo sie am 12. September 1943 verstarb.

© Peter Offenborn

Quellen: 1; 4; 5; StAH 351-11 AfW 1212 (Wiedergutmachungsakte Erbengemeinschaft Louis Levisohn); StAH 351-11 AfW 1361 (Wiedergutmachungsakte Erbengemeinschaft Helene Levisohn); Theresienstädter Gedenkbuch, S. 390; Stolpersteine in Hamburg-Wandsbek, S. 115–120; Herbert Obenaus (Hrsg.), Historisches Handbuch der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen, S. 1238; Jürgen Bohmbach, Die Juden im alten Regierungsbezirk Stade, S. 55 und S. 67; Herbert Schwarzwälder, Juden und Synagogengemeinde in Ottersberg, S. 50–61.

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