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Bereits verlegte Stolpersteine


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Ingeborg Friedländer * 1924

Schatzmeisterstraße 43 (Wandsbek, Marienthal)


HIER WOHNTE
INGEBORG
FRIEDLÄNDER
JG. 1924
DEPORTIERT
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Ingeborg Friedlaender, geb. 11.2.1924, deportiert am 12.10.1944 nach Auschwitz
Alfred Friedlaender, geb. 29.8.1887, deportiert am 25.10.1941 nach Lodz, dort verstorben am 16.3.1942 (Stolperstein noch nicht verlegt)

Schatzmeisterstraße 43 (Marienstraße 12)

Die Initiatoren des Projekts Stolpersteine haben sich bestimmte Regeln gesetzt, nach denen die Erinnerungssteine verlegt werden. Dessen ungeachtet sind auch Wünsche von Paten mit eingeflossen, die die Vorgaben ergänzt haben. So befindet sich an dieser Stelle ein Stolperstein für Ingeborg Friedlaender, obwohl sie nur etwa die vier ersten Lebensjahre in diesem Haus lebte. Die Verlegung des Stolpersteins für ihren Vater ist im Stadtteil St. Georg geplant, da eine Zeitlang nicht geklärt war, wie lange er in Wandsbek wohnte. Da er im Wirtschaftsleben Wandsbeks Spuren hinterlassen hat, stelle ich hier einige inzwischen recherchierte Fakten vor (siehe auch Broschüre Stolpersteine in Hamburg-St. Georg).

Alfred Friedlaender wurde am 29. August 1887 im oberschlesischen Hindenburg als Sohn des Hermann Friedlaender und dessen Ehefrau Johanna, geb. Hoffmann, geboren. Er hatte mindestens noch zwei jüngere Geschwister: Friedrich (Jg. 1890) und Meta (Jg. 1892), letztere gab 1962 zu Protokoll: "Alfred besuchte die Schule und Fortbildungsschule in Hindenburg. Mit 15 Jahren kam er nach Breslau ins Büro der Zigarrenfabrik Wendriner, Ohlau. Ungefähr 1908 ging er nach Hamburg und war bis etwa 1915 im Büro des Konsumvereins ,Produktion‘ tätig. Nachher übernahm er die Zigarrenfabrik ... Peters in Wandsbek, bis 1924. Danach war er in Hamburg Reisevertreter für größere süddeutsche Zigarrenfabriken bis zu seiner Deportation."

Über seine Wandsbeker Jahre gibt das Adressbuch Auskunft. Der Eintrag lautete: "Alfred Friedländer i. Fa. Carl Peters, Tabak- und Zigarrenfabrik, Marienstr. 12". Der Betrieb befand sich in der Litzowstraße 73, wo die Tabakfabriken Carl Peters angesiedelt waren.

Alfred Friedlaender hatte am 3. Februar 1922 auf dem Standesamt Berlin-Charlottenburg Else, geb. Goldner (Jg. 1898), geheiratet. Die Eheleute wohnten in der Marienstraße 12, wo Alfred Friedlaender und auch dessen Schwester bereits lebten. Meta Friedlaender heiratete wenige Wochen später den Kaufmann Hugo v. Halle und verzog nach Hamburg. Alfred Friedlaender war Trauzeuge des Paares.

Seine Tochter Ingeborg wurde am 11. Februar 1924 in Wandsbek geboren. Auf der Kultussteuerkarte war sie als einziges Kind eingetragen. 1928 ließen sich ihre Eltern scheiden. Else Friedlaender kehrte mit ihrer Tochter vermutlich nach Berlin zurück. Über Ingeborg Friedlaenders schulischen und beruflichen Werdegang ist nichts bekannt. Sie wurde unter der Berufsbezeichnung Arbeiterin deportiert. Wahrscheinlich hatte sie als solche Zwangsarbeit geleistet. Ihre letzte Adresse lautete Berlin-Schöneberg, Berchtesgadener Straße 2. Sie wurde von dort am 12. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Laut Transportliste der Gestapo Berlin handelte es sich um den 58. "Osttransport". In Auschwitz verliert sich ihre Spur. Als Ingeborg Friedlaender deportiert wurde, war sie 20 Jahre alt.

Zum Zeitpunkt ihrer Deportation lebten beide Eltern nicht mehr. Ihre Mutter war am 7. Dezember 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet worden.

Ihr Vater lebte nach der Scheidung als Reisevertreter unter verschiedenen Adressen in Hamburg. Von 1936 bis 1940 zahlte er geringe Gemeindesteuern, die über den Mindestsatz von 12 RM kaum hinausgingen, was zwar auf ein Einkommen, aber gleichzeitig auf prekäre wirtschaftliche Verhältnisse schließen lässt. Seit 1939 war er im Nagelsweg 19 I bei (Ester) Harms als Untermieter gemeldet. Seine letzten (offensichtlich nicht angegebenen) Wertsachen, eine goldene Uhr mit Kette, einen goldenen Ring mit drei Brillanten und 500 RM Bargeld gab er kurz vor der Deportation einem Bekannten zur Aufbewahrung, der sie nach dem Krieg – nicht ganz freiwillig – der emigrierten Schwester übergab.

Alfred Friedlaender wurde aus dem Nagelsweg 19 unter der Berufsbezeichnung Vertreter am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert, wo er am 16. März 1942 laut Totenliste des Gettos verstarb.

© Astrid Louven

Quellen: 1; 4; 5; 8; AfW 290887; AB 1920 VI, 1936 II.

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