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Lea Helene, Isidor, Sara Zerline und Sally Fries (von links nach rechts)
Lea Helene, Isidor, Sara Zerline und Sally Fries (von links nach rechts)
© Privatbesitz

Isidor Fries * 1855

Heußweg 16 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
ISIDOR FRIES
JG. 1855
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET 10.8.1943

Isidor Fries, geb. am 1.10.1855 in Hamburg, am 9.6.1943 ins Getto Theresienstadt deportiert, dort gestorben am 10.8.1943

Heussweg 16

Isidor Fries entstammte einer Hamburger jüdischen Familie und wurde am 1.10.1855 geboren. Sein Vater Salomon Levin Friesländer (1816 – 1892) hatte seinen Namen in Louis Fries geändert und 1852 den Hamburger Bürgerbrief erhalten. Louis Fries hatte dreimal geheiratet und war aus den ersten beiden Ehen Vater von sieben Kindern – vier Mädchen und drei Jungen. Isidor und seine jüngere Schwester Lea (genannt Helene, geb. 1856) stammten aus der zweiten Ehe mit Sara Fries, geb. Israel. Die Schwestern Ribecka (genannt Barbara) (geb. 3.12.1844 in Hamburg), Esther (genannt Emma, geb. 1848), Sara (genannt Zerline, geb. 1853) und Lea (genannt Helene, geb. 1856) sowie die Brüder Sally (geb. 1851) und Leopold (geb. 1858) waren Isidors Halbgeschwister aus der ersten Ehe mit Selly (Seli) geb. Hirsch.

Über Isidors Kindheit, Jugend und Ausbildung ist nichts bekannt. Er wurde Kaufmann und "Agent" (Vertreter) für Schuhwaren. Im Januar 1880 heiratete er die ebenfalls jüdische Fanny Gabriel aus Paderborn, eine Tochter von Abraham Gabriel und Rika, geb. Lobbenberg. Das erste Kind der beiden war die Tochter Erna (geb. 1880). Es folgten vier Söhne: Max Paul (geb. 1881), Leonhard (geb. 1883), Oskar (geb. 1884) und Walter (geb. 1886).

Die Familie zog häufig um. Als die Kinder Erna und Leonhard geboren wurden, lebte sie in Hamburg-St. Pauli in der Neuen Rosenstraße 31 (Die Neue Rosenstraße verlief vom Neuen Pferdemarkt aus in nördlicher Richtung), 1906 in der Grindelallee 5 und, als Erna 1907 heiratete, in der Paulinenstraße 15. In den 1920er Jahren wohnten sie in der Heide Straße in Hoheluft (heute Heider Straße), danach zogen Isidor Fries und seine Frau in das 1931 neu erbaute Mehrfamilienhaus im Heussweg 16, vermutlich die letzte freiwillig gewählte Adresse.

Fanny Fries verstarb im Februar 1939, als beide in der Hansastraße 40 wohnten. Isidor Fries lebte zuletzt im jüdischen Altersheim, das als "Judenhaus" benutzt wurde, in der Beneckestraße 6. Am 9. Juni 1943 wurde er nach Theresienstadt deportiert, da war er mit 88 Jahren schon ein sehr alter Mann. Zu demselben Transport nach Theresienstadt gehörte seine Halbschwester Sara Zerline Polack, geb. Fries.

Die Strapazen konnte Isidor Fries nur wenige Wochen überleben. Er starb am 10.8.1943.

Seine Tochter Erna, verh. Löw, wurde am 6. Dezember 1941 nach Riga deportiert (zu dem Schicksal ihrer Familie s. Erna und Leo Löw, www.stolpersteine-hamburg.de).

Der Sohn Max Paul wanderte 1903 in die USA aus, wo er ein erfolgreicher Unternehmer wurde.

Der Sohn Leonhard war Künstler und ist im Adressbuch 1906 als "Maler" verzeichnet. 1907 reiste er zu seinem Bruder Max Paul nach Amerika. Ab Mitte der 1910er Jahre lebte er in Berlin. Er wurde ein bekannter Werbegrafiker und Reklamemaler. Verfolgungsbedingt emigrierte er 1933 nach London, wo er am 12.6.1953 starb.

Auch der Namen des Sohnes Oskar Fries ist ab Mitte der 1910er Jahre in den Berliner Adressbüchern mit der Adresse Schöneberg, Badensche Straße 10 verzeichnet, manchmal mit dem Zusatz "Wäschefabrik" oder "Taschentuchfabrik". Dass Oskar nach Kopenhagen emigrierte, legt ein Eintrag auf der Kultussteuerkarteikarte nahe.

Isidor Fries‘ jüngster Sohn Walter wurde am 12. Januar 1943 von Berlin nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Stand: Juni 2023
© Susanne Lohmeyer

Quellen: 1; 3; 4; 5; StaH 232-3, H 13949; StaH 332-3, B Nr. 13 (1630/1867); StaH 332-3, A Nr. 136 (5421/1872), StaH 332-3, A Nr. 166 (8239/1873); StaH 332-5, 1881 + 1720/1876; StaH 332-5, 2575 + 623/1877; StaH 332-5, 2050 + 152/1883; StaH 332-5, 8552 + 14/1891; StaH 332-5, 7871 + 119/1892; StaH 332-5, 7927 + 2232/1899; StaH 332-5, 7994 + 115/1908; StaH 332-5, 8047 + 869/1918; StaH 332-5, 6985 + 441/1919; StaH 332-5, 8068 + 393/1922; StaH 332-5, 1103 + 73/1939; StaH 332-7, B I a 1852 Nr. 70; StaH 332-8, A24 Bd. 79 Nr. 2321/1889; StaH 332-8, A 24 Bd. 87 Nr. 274/1903; StaH 332-8, A 24 Bd. 98 Nr. 1588/1907; StaH 351-11, 5627; StaH 351-11, 16082; StaH 411-1, XXXVIII 4325; Auskunft vom AfW Berlin vom 7.4.2014; HAB; Hamburger Fernsprechbücher; Berliner Adressbuch 1931.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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