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Rudolf Fürst * 1899

Isestraße 55 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Minsk

Weitere Stolpersteine in Isestraße 55:
Isidor Fürst, Hedwig Fürst, Martha Fürstenberg, Walter John Israel, Clara Levy, Herbert Pincus, Ignatz Pincus, Marianne Pincus

Hedwig Fürst, geb. Zobel, geb.4.5.1874, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort am 23.7.1943 gestorben
Dr. Isidor Fürst, geb.31.3.1859, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, dort am 19.12.1942 gestorben
Rudolf Fürst, geb.6.12.1899, deportiert 8.11.1941 nach Minsk

Isestraße 55

Ein entfernter Verwandter, der sich noch gut an Familie Fürst erinnert, schilderte sie als eine fröhliche, entspannte Gemeinschaft.

Isidor Fürst war Zahnarzt. Seit 1892 praktizierte er in Hamburg.

Er stammte aus Lübeck. Seine Vorfahren lebten in Moisling bei Lübeck. Sein Großvater, Jacob Gumpel Fürst, geboren 1793, war mit einer Christin verheiratet, die zum Judentum konvertierte und den Namen Sara annahm. Im Gegensatz zur Hansestadt Lübeck durften sich in Moisling seit dem 17. Jahrhundert Juden niederlassen. Wann und woher die Familie Gumpel nach Moisling kam, wissen wir nicht. Jacob Gumpel war Schlachter. Er gehörte einer Minderheit an, die sich in der sehr konservativen jüdischen Gemeinde für Reformen einsetzte.

Sara brachte sechs Kinder zur Welt, von denen vier das Erwachsenenalter erreichten. 1848,als die Juden endlich gleichberechtigte Bürger der Stadt Lübeck wurden, mussten sie einen festen, unverwechselbaren Familiennamen annehmen. Jacob entschied sich für den Familiennamen "Fürst".

Sein zweitältester Sohn, Meier Jacob hieß nun offiziell Meier Jacob Gumpel Fürst. 1850 heiratete er in Lübeck mit 29 Jahren Hannah Bonn, genannt Hanchen, aus Hamburg. Sie war zehn Jahre jünger als er. Die beiden bekamen sechs Kinder. Julius, der zweitälteste, kam bei einem Unfall ums Leben, als er acht Jahre alt war. Alle fünf überlebenden Geschwister, Mathilde (geb. 1851), Henry (geb. 1856), Isidor (geb. 1859), Clara (geb. 1860) und Recha (geb. 1863) fanden im Laufe ihres Lebens den Weg nach Hamburg. Außer Mathilde, die 1935 starb, wurden sie im Juli 1942 von Hamburg nach Theresienstadt deportiert.

Als sie, bis auf Mathilde, noch Kinder waren, starb ihr Vater im Jahr 1871 an der Pest.

Ein Jahr später heiratete Mathilde den Bruder Ihrer Mutter, Nehemias Bonn und zog nach Hamburg. Ihre beiden Brüder und die zwei Schwestern, 15, zwölf, elf und acht Jahre alt, gingen noch zur Schule. Leider konnten wir nicht herausfinden, welche Schulen sie besuchten.
Im April 1875 zog Henry, noch keine 19 Jahre alt, nach Hamburg. Zwei Jahre später folgte ihm sein Bruder Isidor, auch mit 18 Jahren. Er wurde Gehilfe bei einem Zahntechniker, was man vielleicht mit heutigen Begriffen als eine Lehre bezeichnen kann. Er blieb zwei Jahre, kehrte dann im Januar 1879 nach Lübeck zurück, wurde dort zum ersten Mal für den Landsturm gemustert, im Jahr darauf noch einmal in Annaberg in Sachsen. Was ihn dorthin geführt hat, wissen wir nicht. Im November 1880 kam er wieder nach Hamburg, wurde hier ein drittes Mal für den Landsturm gemustert und blieb dann bis Oktober 1883 in der Stadt. Danach nahm er ein Studium der Zahnmedizin an der Harvard University in Cambridge, Massachusetts auf, das er am 30. Juni 1886 als "Doctor of Dental Surgery” (Doctor in arte dentaraie chrirugiae) abschloss. Noch bis 1940 erschien sein Name in der Liste der Alumni, d. h. der ehemaligen Studenten. K. H., ein überlebender Verwandter, fragt sich heute, warum Isidor Fürst diese Verbindungen nicht später für eine rechtzeitige Auswanderung nutzte.

Im Februar 1892 kehrte Isidor Fürst nach Hamburg zurück. Was er in den sechs dazwischen liegenden Jahren unternahm, bleibt ungewiss. Am 29. Februar1892 hatte er die traurige Pflicht, dem Standesamt den Tod seiner Mutter vom Tag vorher mitzuteilen. Sie hatte in ihren letzten Lebensjahren bei seinem Bruder in der Gurlittstraße gewohnt. Seine Schwester Clara hatte 1891 in Hamburg den Kaufmann Nathan Nachum geheiratet. Die Hochzeit seiner Schwester Recha im Oktober 1892 mit dem Schlachter Moritz Oppenheim aus Elmshorn erlebte seine Mutter nicht mehr.

Im selben Jahr ließ Isidor Fürst sich in den Colonnaden 41 als Zahnarzt nieder.

1896 erwarb er die Hamburger Staatsangehörigkeit.
Im Januar 1897 heiratete er Hedwig Zobel. Sie kam aus Dresden, war also die einzige in der weit verzweigten Familie Fürst/Bonn, die nicht aus Lübeck oder Hamburg stammte. Ihre Vorfahren kamen aus Preußen. Ihr Vater Joseph Moritz Zobel war 1865 aus seiner Geburtsstadt Krotoschin im damaligen Bezirk Posen nach Dresden gekommen. Seine Frau Cäcilie stammte aus Hirschberg in Schlesien. Sie war die Tochter des Kaufmanns Moritz Friedenthal und seiner Frau Johanna, geborene Pollack. Die beiden heirateten am 2. September 1867 in Hirschberg als Joseph Moritz 29, Cäcilie 20 Jahre alt war. Sie bekamen vier Kinder, Bianca (geb. 1868), Woldemar (geb. 1869), Hedwig (geb. 1874) und Fritz (geb. 1877).

Moritz Zobel war gewiss mit der Absicht nach Dresden gezogen, sich selbständig zu machen. Da er aber kein sächsischer Staatsbürger war, besaß er nicht das Recht, ein eigenes Gewerbe zu betreiben. So trat er 1867 in die "Cartonnagenfabrik Jacobi" ein, ein Großhandelsgeschäft das fortan den Namen "Jacobi & Zobel" führte. Selig Jacobi musste als sächsischer Staatsangehöriger die Vollverantwortung und Haftung übernehmen. Gleichzeitig bewarb Moritz Zobel sich mit Unterstützung von Jacobi formell, immer wieder auf Beschleunigung drängend, um die sächsische Staatsbürgerschaft.

Am 24. März 1871 wurde er im Altstädter Rathaus als Bürger der Stadt Dresden eingetragen, nachdem er ein feierliches Gelöbnis abgelegt hatte. Schon im Januar dieses Jahres hatte er ein eigenes Grundstück erworben. Die Firma wurde an die neue Adresse in der Struvestraße verlegt, und Moritz Zobel konnte als Bürger der Stadt ihr alleiniger Inhaber werden. Ob Moritz Zobel schon an diesem Standort eine Steindruckerei betrieben hat, geht aus den vorliegenden Gewerbeakten nicht hervor.

Das nächste Ziel war jetzt die Erlangung der sächsischen Staatsbürgerschaft. Das Verfahren zog sich noch einmal vier Jahre hin. Am 30. Oktober 1874, in Hedwigs Geburtsjahr, gelobte Moritz Zobel "Bei Adonai, dem ewigen Gott Israels" seiner Majestät dem König von Sachsen, sowie den Gesetzen des Landes jederzeit treu und gehorsam zu sein und auch die Landesverfassung treu zu "beobachten". Er selbst, seine Frau und seine Kinder waren nun sächsische Staatsbürger.
Moritz Zobel weitete den Betrieb aus. 1890 meldete er die alte Firma ab und ließ in der Seidnitzer Straße seine eigene Fabrik unter dem Namen "Lithographie und Steindruck" bauen. Vom Keller bis in das dritte Obergeschoss waren bis zu 90 Arbeitskräfte beschäftigt – Steinmetze, Steinscheider, Drucker, Lithographen, Buchbinder, Büroangestellte. 1891 konnte die Firma "Kunstanstalt für Lithographie und Steindruck Moritz Zobel" ihre Arbeit aufnehmen, hatte aber noch mindestens bis Ende 1892 mit den bis in die kleinsten Bereiche gehenden Auflagen des Regierungsbaumeisters zu kämpfen.

Die Briefe auf Moritz Zobels privatem Briefpapier, die in seiner Akte im Dresdner Stadtarchiv erhalten sind, zeugen von der Qualität seiner Erzeugnisse.

1894 stieg Woldemar als Prokurist in die Firma seines Vaters ein. 1899 war die Firma als Aktiengesellschaft im Adressbuchbuch verzeichnet, Vater Moritz als ihr Direktor, Sohn Woldemar als Prokurist.

Moritz Zobel starb 1900, hoch geehrt von der Jüdischen Gemeinde, in der er zuletzt seit 1893 Vorsteher gewesen war.
Sein Sohn Woldemar führte die Firma bis 1910 fort. Er starb 1933 in Hamburg.

Cäcilie Zobel überlebte ihren Mann um 26 Jahre. Ihre Schwestern Ida und Sophie waren mit zwei Brüdern in Hamburg verheiratet. Hedwig hatte hier also zwei Tanten, und es ist möglich, dass sie durch diese Verbindung ihren zukünftigen Ehemann Isidor Fürst kennen lernte. Bei der Hochzeit der beiden am 28. Januar 1897 konnte Hedwigs Vater noch ihr Trauzeuge sein. Er erlebte auch noch die Geburten seiner vier Enkel.

Äußerlich waren Isidor und Hedwig ein ungewöhnliches Paar: Isidor, genannt Edi oder Kiek, war nicht sehr groß, seine Frau überragte ihn um einiges. Das Ehepaar bekam schnell hintereinander vier Söhne, 1897 Walter, 1898 Hellmut und 1899 die Zwillinge Hans und Rudolf. Für die Mutter bedeutete es eine große Herausforderung, vier Söhne groß zu ziehen und zu versorgen, "allein schon von der Küche her, denn hungrige Sportler waren sie alle." Jeder ihrer drei Schwiegertöchter schenkte sie ein handgeschriebenes Kochbuch mit ihren eigenen Rezepten. Mit Ehrfurcht erinnerten sich die Söhne daran, wie sie die schwere Aufgabe erfüllte, den Haushalt zu meistern und die Familie zusammenzuhalten.

Regelmäßig ging der Vater mit seinen vier Söhnen auf den Fußballplatz, um die Spiele des HSV zu verfolgen, dem Verein, in dem sie selbst auch aktiv Sport trieben. Später mussten sie dann im jüdischen Sportverein Bar Kochba trainieren.

Einmal zog das Quintett gemeinsam los, um mitzuerleben, wie eines der ersten Flugzeuge Hamburg überflog. Der Vater soll dazu kurzerhand seine Söhne vom Schulbesuch entbunden haben. Ein anderes Mal legte er mit ihnen die Strecke von Hamburg nach Travemünde auf einer Fußwanderung zurück. Hans und Hellmut Fürst haben mit Freunden zum 80. Geburtstag ihres Bruders Walter in einer Festschrift viele der gemeinsamen Erlebnisse aus der Erinnerung aufgezeichnet.
1899 verlegte Isidor Fürst seine Praxis in den Colonnaden in das Haus Nr. 96. Die Familie zog aus der Grindelallee in die Hartungstraße. Seit 1912 ist die Praxis unter der Adresse Rothenbaumschaussee 7 im Adressbuch eingetragen. Von 1931 bis 1938 finden wir den Eintrag Rothenbaumschausse 30 für die Praxis von Vater Isidor und Sohn Hellmut.

Alle vier Söhne dienten im Ersten Weltkrieg. Hellmut geriet in britische Gefangenschaft, Walter erlitt schwere, entstellende Gesichtsverletzungen, die mehrere Operationen notwendig machten. Über Rudolf weiß die Familie, dass er nicht an der Front diente.

Hellmut Fürst wurde Zahnarzt wie sein Vater. Er war zunächst selbständig und trat 1932 in die väterliche Praxis ein, für die er bis 1935 noch die kassenärztliche Zulassung behalten konnte, höchstwahrscheinlich weil er Frontsoldat gewesen war. Von dem Einkommen konnte die Familie leben, aber keine großen Ersparnisse ansammeln.

1937 zogen Isidor und Hedwig Fürst mit ihrem Sohn Rudolf in die Isestraße 55. Hier betreuten Isidor und Hellmut Fürst gemeinsam noch einen kleinen privaten Patientenkreis bis Hellmut 1938 mit seiner mit seiner Frau Elisabeth nach Australien auswanderte. Isidor Fürst sei, so berichteten die Söhne, trotz seines hohen Alters in so guter körperlicher Verfassung gewesen, dass er in der Konsultation und der Zahntechnik noch weiter arbeiten konnte.

Walter Fürst konnte erst 1920 nach dem Militärdienst sein Abitur ablegen und schloss 1927 ein Chemiestudium mit dem Dr.rer.nat. ab. Nach vier Jahren Arbeit in der Chemieindustrie nahm er 1931 das Medizinstudium auf. Nach dem Examen 1936 erhielt er aber als Jude weder eine Approbation noch wurde er zur Promotion zugelassen. Im Israelitischen Krankenhaus in der Johnsallee bekam er eine Praktikantenstelle. 1939 wanderte er über Oslo in die USA aus. Im Oktober 1940 heiratete er seine Verlobte, Lotte Schmidt. Die beiden hatten sich im Israelitischen Krankenhaus kennen gelernt, wo Lotte Lernschwester war. Sie war mit ihrer Großmutter, Mutter und Schwester über England in die USA emigriert.

Walters deutsche Ausbildung wurde 1941 in den USA anerkannt und seitdem konnte dort er als Arzt arbeiten.
Hans Fürst, von Beruf Kaufmann, war schon 1937 ausgewandert und lebte mit seiner Frau, der Krankenschwester Luise Moses, im sicheren Exil in Costa Rica.
Sein Zwillingsbruder Rudolf blieb bei seinen Eltern in Hamburg. Er hatte nach dem Militärdienst eine Ausbildung zum Technischen Assistenten absolviert. Von 1929 bis 1933 arbeitete er als Laboratoriumsarbeiter im Reichsbahn-Ausbesserungswerk Glückstadt, das zur Werksabteilung Harburg gehörte. Sein Einkommen war gering, er war als "Arbeiter im Lohnverhältnis" eingestuft. Seine Entlassung am 19. August 1933 erfolgte auf Grund des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums". Danach konnte er als kaufmännischer Angestellter bei einer jüdischen Bank arbeiten, bis sie "arisiert" wurde.

Rudolf Fürst war kränklich und bedurfte des besonderen Schutzes der Familie. Es kam noch hinzu, dass er homosexuell veranlagt war, unter NS-Herrschaft eine zusätzliche schwere Bürde. Am 8. November 1941 wurde er nach Minsk deportiert. Über sein weiteres Schicksal weiß man nichts. In einer Deportationsliste ist "Sara" hinter seinem Namen eingetragen, ein böswilliger Hinweis auf seine Homosexualität.

Gleichzeitig mit ihm mussten die Untermieter der Fürsts, die dreiköpfige Familie Pincus, den Weg zur Sammelstelle für den Transport nach Minsk antreten.

Im selben Haus wie Isidor Fürst wohnten seine Bergedorfer Kollegen Ernst und Ellie Tichauer. Auch sie wurden am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. (Stolperstein: Alte Holstenstraße 61)

Die Untermieterin der Familie Fürst, Hedwig Meier, geborene Ostwald, zog im Oktober 1941 in die Grindelallee 134 und wurde von dort am 6. Dezember nach Riga deportiert.
Hedwig und Isidor Fürst mussten die letzten Monate in Hamburg im "Judenhaus" in der Frickestraße 24 verbringen. Hier erhielten sie am 15. Juli 1942 den Deportationsbefehl nach Theresienstadt, gleichzeitig mit Isidors Bruder Henry und seiner Frau Gertrud. Die beiden Schwestern Clara und Recha mussten ihnen vier Tage später folgen.

Henry Fürst starb am 29. September 1942 in Theresienstadt, die Schwestern wurden weiter deportiert und in Treblinka ermordet. Nur Gertrud Fürst konnte am 8. Mai 1945 in Theresienstadt befreit werden.

Hedwigs Bruder Fritz und seine Frau Friederike, bei deren Hochzeit in Hamburg im Jahr 1913 Isidor noch einmal das Amt des Trauzeugen übernommen hatte, waren schon im Februar 1942 aus Dresden nach Riga deportiert worden. Vielleicht hat die Familie in Hamburg noch von ihrem Schicksal erfahren, bevor sie den Weg nach Theresienstadt gehen musste.

Isidor Fürst soll noch Zahnarztinstrumente mitgenommen haben, um notfalls dort zu praktizieren. Das wichtigste waren ihm jedoch Unterlagen seines Privatstudiums. Er war sicher, aufgrund intensiven Bibelstudiums und genauer Berechnungen die Lage des Moses-Grabes bestimmt zu haben. Seine Aufzeichnungen wollte er später der Universität Jerusalem übergeben.

Ganz offensichtlich waren die Fürsts wie so viele ihrer Leidensgefährten der schönfärberischen Information erlegen, Theresienstadt sei ein "ganz normales" Altersheim für Juden, in das man sich einkaufte. Stattdessen erwartete sie ein Leben ohne Privatsphäre in einer überfüllten alten Kaserne, Hunger und Krankheit.

Die Mitteilung über die Deportation ihrer Eltern, die die Hamburger Verwandten an die Söhne im Exil vom 26. Juli 1942 schickten, ist erhalten: "Meine Lieben, Eltern abgereist. Lassen herzlich grüssen. Hoffen euch und Brüder wohlauf. Uns geht es gut. Herzlichste Grüsse und beste Wünsche …" Die Anzahl der Wörter auf den Vordrucken des Roten Kreuzes war strikt begrenzt, das Wichtigste musste in Andeutungen geschrieben werden, damit die Post nicht der Zensur zum Opfer fiel.

Die Fürsts haben sich nicht mehr selbst aus Theresienstadt gemeldet, obwohl das möglich gewesen wäre. Isidor Fürst starb am 19. Dezember 1942. Die Nachricht kam in Hamburg ein halbes Jahr später verschlüsselt an. Auf einer Postkarte hieß es. "Witwe [!] Ihres verwandten Zahnarztes wohnt auch in L 425 …" Die Karte war am 11. Juni 1943 geschrieben worden. Knapp sechs Wochen später, am 23. Juli 1943 starb auch Hedwig (Hedel) Fürst in Theresienstadt. Erst am 13. November 1944 konnten die Verwandten die wiederum verschlüsselte Nachricht an die Söhne schicken: "Liebe Lotte, Walter, Dank für die Rotekreuz-Nachricht. Hedel ist mit Onkel Edi zusammen. Wir sind wohlauf. Innigste Grüße auch Hellmut, Louise, Hans, Inge, Bert, Klaus."

Ein Gedicht, das Isidor Fürst verfasste, soll hier als sein Vermächtnis stehen:

Ahnenkult

Durch meine Seele geht ein Ahnen,
ein traumhaft mystisches Erleben,
ein Seelenaustausch mit den Manen
die gleich Gedanken mich umschweben,
die durch das Band der ew’gen Liebe
und an Erinnerung gebunden
aus unbegrenzten Weltgetriebe
den Weg zu mir zurückgefunden.
- Princeps (Isidor Fürst)


Stand: September 2017
© Christa Fladhammer

Quellen: 1; AfW 310359; 040574; 091197; 131198; 011299; StAH: Personenstandsbücher; Gespräch mit Klaus Hannes am 4.6.2007; Rot-Kreuz-Brief und Postkarte aus Theresienstadt Privatbesitz; Archiv der Hansestadt Lübeck: 1.1.-1 (3) ASA Interna 17304; 17334; §:%: - Stadt- und Landamt 2781; Israelitische Gemeinde Nr. 4 864/ Genealogisches Register; Familienregister; Eheschließungen; Stadt Elmshorn, Personenstandsakte Moritz Oppenheim; Auskunft über die überlebenden Söhne und zur Familie Friedenthal/Zobel von Barbara Chatterjee, geb. Fürst.; Stadtarchiv Dresden: Gewerbeamt A, Bürger- u. Gewerbekaten.2.3.9. Z1370; Heiratsurkunde Isidor Fürst/Hedwig Zobel; Sterbeurkunde Caecile Zobel; historische Adressbücher: www.adressbuecher.sachsendigital.de; Grabstein für Moses Zobel, jüdischer Friedhof Dresden.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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