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Ursula Geistlich am Fenster in der Wexstraße
Ursula Geistlich am Fenster in der Wexstraße
© Privat

Ursula Geistlich * 1924

Wexstraße vor Parkplatz/Axel-Springer-Platz (vormals Nr. 6) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
URSULA GEISTLICH
JG. 1924
VERHAFTET 1943
KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Wexstraße vor Parkplatz/Axel-Springer-Platz (vormals Nr. 6):
Werner Geistlich, Rosa Neumann

Ursula Geistlich, geb. 18.8.1924, deportiert nach Theresienstadt 5.5.1943

Ursula Geistlich verrichtete Zwangsarbeit in einem Hamburger Betrieb. Vermutlich war dies der Grund, weshalb sie nicht mit ihren drei Schwestern und ihren zwei Nichten im März 1943 nach Theresienstadt deportiert wurde. Vielleicht hoffte sie, der Arbeitseinsatz würde sie vor der Deportation schützen. Kaum zwei Monate nur wohnte sie ohne ihre Geschwister zusammen mit ihren Eltern in der Bornstraße 22.

Am 5.5.1943 warteten ihre Eltern, Elcka und Paul Geistlich vergeblich auf ihre Tochter. Ursula Geistlich wurde an ihrem Arbeitsplatz verhaftet und direkt zum Hannoverschen Bahnhof gebracht. Sie gehörte zu den 51 Hamburger Juden, die an diesem Tag nach Theresienstadt deportiert wurden. Die 19 Jährige traf dort ihre Geschwister und Nichten. Nur etwa vier Wochen später verbrachte man auch ihre Mutter mit Ursulas jüngster Schwester in das Konzentrationslager. In drei Transporten der insgesamt elf von Hamburg nach Theresienstadt wurden acht Mitglieder der Familie Geistlich deportiert. Der Vater, Paul Geistlich, war kein Jude und blieb in Hamburg.

Nur wenige der Deportierten überlebten die Haft in Theresienstadt. Elcka Geistlich kehrte mit vier ihrer Töchter und zwei Enkelkindern 1945 nach Hamburg zurück. Ursula Geistlich war nicht dabei. Ihr Verbleib ist bis heute unbekannt. Genaue Erinnerungen sind verblasst. Die heute in Hamburg lebende Ruth Dräger, geb. Geistlich, damals 15 Jahre alt, erzählt, ihr wurde später erklärt, dass ihre Tante, Ursula Geistlich, in Theresienstadt geheiratet habe und ihrem Mann auf einem Transport von Theresienstadt nach Ravensbrück gefolgt sei. Ihr Schicksal konnte nicht aufgeklärt werden.

Anmerkung:
Die Online-Fassung des neuen Gedenkbuchs des Bundesarchivs gibt das Deportationsdatum von Ursula Geistlich auch als Todesdatum an. Diese Angabe - wie nachstehend - dürfte aufgrund der Aussagen der Familienmitglieder allerdings unzutreffend sein.


Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945


Geistlich, Ursula
* 18. August 1924 in Hamburg
wohnhaft Hamburg
Deportation:
05. Mai 1943, Theresienstadt, Ghetto
Todesdaten:
05. Mai 1943


Stand Januar 2008

© Karin Guth


Rosa Neumann, geb. am 23.12.1903 in Hamburg, ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel
Ursula Geistlich, geb. 18.8.1924 in Hamburg, deportiert am 5.5.1943 nach Theresienstadt
Werner Geistlich, geb. 24.4.1922 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Wexstraße 4 vor dem Parkplatz (Wexstraße 6)

Die Geschwister Ursula und Werner Geistlich sowie ihre Halbschwester Rosa Neumann stammten aus einer kinderreichen Hamburger Arbeiterfamilie. Ihre Mutter Elcka (genannt Ella) war am 15. Juni 1884 in Kiel als Tochter des jüdischen Kaufmanns und Weinküfers Lewin Neumann und seiner Ehefrau Mathilde, geborene Lohde, zur Welt gekommen. Wann genau die Eltern Kiel verließen, ist nicht bekannt.

Als Ellas jüngerer Bruder Siegfried am 26. Januar 1900 geboren wurde, lebte die Familie bereits in Hamburg. Lewin Neumann betrieb am Großneumarkt in einer sogenannten Bude, die heute als Nachbau noch existiert, einen Obsthandel. Paul Geistlich, der Vater von Ursula und Werner, wurde am 19. Juli 1885 in Hagenow-Heide in Mecklenburg geboren und kam aus einem nichtjüdischen Elternhaus. Als sein Vater, der Eisenbahner Friedrich Johann Geistlich, bei einem Betriebsunfall starb, zog Paul Geistlich nach Beendigung seiner Schulzeit zu einer Tante nach Hamburg. 1906 wurde der Bäckergeselle zur Marine eingezogen und in Kiel stationiert. Mit der "SMS Fürst Bismarck" fuhr er bis nach China. Nach seiner Dienstzeit arbeitete er eine Zeitlang am Bau des Hamburger Elbtunnels mit und fuhr dann wieder zur See. Seit 1910 war er als Feuerwehrmann auf der Werft von Blohm & Voss beschäftigt. Kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges arbeitete Paul Geistlich als Schauermann (Hafenarbeiter), bis er 1914 erneut zur Marine eingezogen wurde.

Das Ehepaar Ella und Paul Geistlich heiratete am 14. Dezember 1912 und bekam zwischen 1913 und 1926 neun Kinder. Mit Ellas vorehelich geborener Tochter Rosa, deren Vater nicht bekannt ist, und ihrem 1908 in Kiel geborenen Sohn Max Wysocki aus ihrer ersten Ehe mit Casimir Leo Wysocki waren zeitweise elf Kinder zu ernähren. Zwei Schwestern, Margot Paula, geboren 1917, und Carmen Ruth, geboren 1921, waren bereits als Kleinkinder verstorben.

Am 15. Mai 1928, die Familie wohnte zu der Zeit in der Elbstraße 41 (heute Neanderstraße), wurde Ellas älteste Tochter, die 25-jährige Rosa Neumann, in die damaligen Alsterdorfer Anstalten eingewiesen. Rosa litt aufgrund einer Mangelernährung in frühester Kindheit an "Rachitischem Zwergwuchs", d. h. an einer schweren Wachstumsstörung mit Verformung der Knochen. Zu diesem Zeitpunkt war Rosas Sohn Hermann, geboren 1922, sechs Jahre alt. Sein weiteres Schicksal kennen wir nicht.

Etwa um 1938 zog die Familie Geistlich über die Straßen Hütten 99, Norderstraße 49 und Taubenstraße 21 in Hamburg-St-Pauli wieder in die Neustadt in eine 3 ½ Zimmerwohnung des Hauses Wexstraße 6.

Obwohl Ella und Paul Geistlich in einer sogenannten Mischehe lebten, galt diese nach nationalsozialistischer Terminologie als "nichtprivilegiert", da drei ihrer Kinder eine jüdische Schule besuchten: Werner und sein älterer Bruder Kurt, geboren am 24. Juni 1914, gingen in die Talmud Tora Schule, ihre Schwester Ursula besuchte die Israelitische Töchterschule in der Carolinenstraße 35. Werner hätte 1937 nach Beendigung seiner Schulzeit gerne das Feinmechanikerhandwerk erlernt, erhielt aber wegen seiner jüdischen Abstammung keinen Ausbildungsplatz. Seine Schwester Lieselotte, geboren am 18. Januar 1920, erinnerte sich später, dass ihr Bruder in verschiedenen, hauptsächlich kleinen Handwerksbetrieben eine Beschäftigung fand. Eine Zeitlang arbeitete er nachts als Packer beim Hamburger Fremdenblatt. Anfang 1940 wurde er in einen Betrieb im Hafen zwangsverpflichtet.

Auch Ursula konnte im Frühjahr 1938, nach Beendigung ihrer Schulzeit an der Israelitischen Töchterschule ihren ursprünglichen Plan, Kindergärtnerin oder Kinderpflegerin zu werden, nicht realisieren. Eine Ausbildung war ihr ebenfalls wegen ihrer jüdischen Abstammung verwehrt. Im Herbst 1938 nahm sie eine Stelle als Botin in einer Druckerei an, später arbeitete sie in einem Industriebetrieb in Altona. Mitte 1941 musste sie auf Anordnung der Gestapo in der Seifenfabrik Georg Dralle in Altona-Ottensen als Packerin Zwangsarbeit leisten.

Die Tätigkeit von Ursulas Schwester Esther, geboren am 13. Juni 1923, in einer Jutefabrik wurde 1941 in Zwangsarbeit umgewandelt. Ihre Schwester Asta, geboren am 13. März 1913, die ihre Ausbildung als Kindergärtnerin in Bad Segeberg und Altona 1934 noch mit Staatsexamen beenden konnte, durfte seit 1938 keine privaten Stellen mehr im Haushalt annehmen und wurde ebenfalls zur Zwangsarbeit in einer Fischfabrik und in einer Wollspinnerei herangezogen. Nur Ursulas Schwester Lieselotte, durfte aufgrund ihrer in jungen Jahren erlittenen Kinderlähmung Heimarbeit verrichten.

Als die Familie Geistlich am 28. September 1942 gezwungen wurde, ihre Wohnung in der Wexstraße 6 aufzugeben und in die Bornstraße 22 in ein "Judenhaus" umzuziehen, war Sohn Werner bereits mit dem ersten Hamburger Transport am 8. November 1941 nach Minsk deportiert worden.

Bruder Kurt befand sich seit dem 1. September 1937 in Haft. Er hatte 1933 seine Lehre als Schlosser bei der Firma Schneider & Sohn im Hohlerweg in Hamburg-Neustadt noch beenden können. In Danzig arbeitete er auf einer Werft und besuchte dort bis 1935 eine Schiffsingenieurschule. Nach bestandener Prüfung fuhr er als Assistent bei der Reederei Arnold Bernstein zur See. Im August 1937 wurde er in Cuxhaven vom Schiff geholt und wegen seiner nichtjüdischen Freundin der "Rassenschande" bezichtigt. Am 17. August 1938 vom Landgericht Hamburg zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt, wurde Kurt Geistlich am 17. November 1939 aus dem KZ Fuhlsbüttel in das Zuchthaus nach Celle verlegt.

Kurz vor dem Umzug der Familie Geistlich in die Bornstraße kam Enkelin Ruth, geboren am 12. Januar 1928, das älteste Kind von Asta Geistlich, das im Jüdischen Waisenhaus lebte, auf besondere Weise wieder zurück zu ihrer Familie. Ihr Großvater Paul Geistlich, der zuletzt bis 1942 im Hafen am Sandtorkai 1 einen "Fahr- und Motorradbewachungsstand mit Reparatur" betrieb, muss ein entschlossener Mann gewesen sein. Als Ruth zusammen mit den anderen Kindern auf Anordnung der Gestapo aus dem Mädchenwaisenhaus Paulinenstift am Laufgraben 37 in das Waiseninstitut für Knaben am Papendamm 3 umziehen musste, unterrichtete ihn eine Erzieherin über ihre bevorstehende Deportation am 11. Juli 1942 nach Auschwitz. Daraufhin holte er seine Enkelin nach Einbruch der Dunkelheit aus dem Waisenhaus ab, lud ihre Sachen samt Bettgestell auf eine Schottsche Karre und rettete somit ihr Leben. Weder die verbliebenen dreizehn Kinder noch die letzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Waisenhauses überlebten die Deportation.

Einquartiert in einer Ladenwohnung in der Bornstraße mussten Ella und Paul Geistlich mit ihrer Tochter Lieselotte und den Enkelkindern Ruth und Dorrit, geboren am 27. März 1935, die jüngste Tochter von Asta, für die Firma Max Ludwig Waschpulver in Päckchen abfüllen.

Am 10. März 1943 erhielten Lieselotte, Esther und auch Asta Geistlich mit ihren beiden Töchtern Ruth und Dorrit ihre Deportationsbefehle nach Theresienstadt. Ihre Schwester Ursula war bereits am 8. Januar 1943 an ihrem Arbeitsplatz in der Seifenfabrik Dralle aus unbekannten Gründen verhaftet worden. Sie musste ihren Schwestern und Nichten knapp zwei Monate später, am 5. Mai 1943, nach Theresienstadt folgen.

Um wenigstens die jüngste, die am 28. Mai 1926 geborene Tochter Vera, vor der Deportation zu schützen, wurde sie in der St. Michaeliskirche getauft. Als ihr Name trotzdem auf die Deportationsliste gesetzt wurde, ließ sich ihre Mutter Ella am 28. Mai 1943 scheiden. Sie gab den Schutz einer "Mischehe" auf, nur so konnte sie ihre Tochter am 9. Juni 1943 nach Theresienstadt begleiten, wo es ihr gelang die Familie zusammen zu halten. Paul Geistlich blieb in Hamburg zurück, musste als "Arier" aus dem "Judenhaus" ausziehen und fand eine Unterkunft in der Roonstraße.

Ella Geistlich und vier ihrer Töchter, Asta, Lieselotte, Esther und Vera, sowie die beiden Enkelkinder Ruth und Dorrit überlebten das Kriegsende in Theresienstadt. Sie kehrten im Juni 1945 nach Hamburg zurück. Ursula soll die Befreiung des Lagers durch die Alliierten am 10. Mai 1945 ebenfalls erlebt haben. Ihre Familie erinnert sich dagegen, dass sie kurz vor der Befreiung von Theresienstadt in ein anderes Lager weiterdeportiert wurde. Nach dem Krieg wurde ihnen erzählt, dass Ursula nach Auflösung des KZ Ravensbrück während eines Todesmarsches Richtung Osten von der Begleitmannschaft am Straßenrand durch einen Genickschuss getötet worden wäre. Ihren Aufenthalt im KZ Ravensbrück konnte die dortige Gedenkstätte nicht bestätigen.

Rosa Neumann, Ella Geistlichs älteste Tochter, die seit 1928 in den Alsterdorfer Anstalten lebte, war ebenso wie ihre Familie von den Zwangsmaßnahmen der Nationalsozialisten gegen die jüdische Bevölkerung betroffen.

Die Alsterdorfer Anstalten entwickelten sich nach 1933 zu einem nationalsozialistischen Musterbetrieb, in dem eugenische Vorstellungen und damit einhergehend auch Zwangssterilisationen als "Verhütung unwerten Lebens" unterstützt wurden. So war es nur eine Frage der Zeit, bis die Verfolgung der Jüdinnen und Juden im Deutschen Reich auch zu entsprechenden Maßnahmen in den Alsterdorfer Anstalten führen würden. Ein Urteil des Reichsfinanzhofs vom 18. März 1937 diente als Vorwand, die Entlassung aller Juden aus den Alsterdorfer Anstalten vorzubereiten. Pastor Friedrich Karl Lensch, der Leiter der Einrichtung, sah in dem Urteil die Gefahr des Verlustes der steuerrechtlichen Gemeinnützigkeit, wenn künftig Jüdinnen und Juden in der Anstalt bleiben würden. Ein Schreiben vom 3. September 1937 an die Hamburger Fürsorgebehörde enthielt 18 Namen von "jüdischen Zöglinge[n], welche hier auf Kosten der Fürsorgebehörde untergebracht sind”, darunter auch den von Rosa Neumann. Sie wurde am 31. Oktober 1938 mit vierzehn weiteren jüdischen Bewohnerinnen und Bewohnern aus Alsterdorf zunächst in das Versorgungsheim Oberaltenallee verlegt und dann in das Versorgungsheim Farmsen gebracht. Im April 1940 konnten sich die Alsterdorfer Anstalten schließlich des letzten jüdischen Anstaltsbewohners entledigen.

Im Frühjahr/Sommer 1940 plante die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten. Sie ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen. Die Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Jüdinnen und Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen.

Rosa Neumann traf am 18. September 1940 in Langenhorn ein. Am 23. September 1940 wurde sie mit weiteren 135 Patientinnen und Patienten aus norddeutschen Anstalten nach Brandenburg an der Havel transportiert. Der Transport erreichte die märkische Stadt noch an demselben Tag. In dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses trieb man die Menschen umgehend in die Gaskammer und tötete sie mit Kohlenmonoxyd. Nur Ilse Herta Zachmann Frau entkam zunächst diesem Schicksal (siehe dort).

Rosa Neumanns Geburtsregistereintrag enthält eine Ergänzung mit folgendem Wortlaut: "Gestorben Nr. 303/1941 Cholm II am 10.2.1941 Generalgouvernement". In allen dokumentierten Mitteilungen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch) verstorben sei. Die in Brandenburg Ermordeten waren jedoch nie in Chelm/Cholm, einer Stadt östlich von Lublin. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es in Chelm kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung späterer als die tatsächlichen Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.

Rosa Neumanns Halbbruder Kurt Geistlich überlebte zwei Jahre Haft im Zuchthaus und sechs Jahre unmenschliche Lebensbedingungen in verschiedenen Konzentrationslagern wie Sachsenhausen, Groß-Rosen und Auschwitz-Birkenau. Nach dem Krieg fuhr er wieder als Ingenieur zur See und gründete in Augsburg eine Familie. Seine Tochter erhielt in Erinnerung an seine Schwester den Namen Ursula, sein Sohn den Namen seines Bruders Werner. Schwester Asta verließ 1949 Deutschland und wanderte mit ihrer jüngsten Tochter Dorrit nach Amerika aus. Tochter Ruth blieb in Hamburg.

Paul und Ella Geistlich heirateten am 2. Februar 1946 ein zweites Mal und lebten zuletzt in der Kielortallee 24. Paul Geistlich starb am 27. Juli 1954, Ella Geistlich am 5. August 1955. Esther Geistlich überlebte ihre Mutter nur um sieben Jahre. Sie war aufgrund der Kräfte zehrenden Arbeit, die sie bei Kälte und mit nasser Kleidung in Theresienstadt an einem Bewässerungsgraben hatte leisten müssen, schwer erkrankt. Ihre Schwester Lieselotte, verheiratete Himmel (siehe www.stolpersteine-hamburg.de) pflegte sie bis zu ihrem Lebensende 1962. Max Wysocki, der Sohn aus Ellas erster Ehe, entzog sich seiner Verhaftung durch die Gestapo, indem er 1939 in Kiel den Freitod wählte.

An Ursula Geistlich, Werner Geistlich und Rosa Neumann erinnern Stolpersteine in Hamburg-Neustadt, Wexstraße 4, vor dem Parkplatz/Axel-Springer-Platz (vormals Wexstraße 6). Für Ursula Geistlich liegt ein weiterer Stolperstein in Hamburg-Rotherbaum, Bornstraße 22.

Stand: November 2017
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; 5; 7; 9; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht-Strafsachen 1804/41; 351-11 Amt für Wiedergutmachung 7370 Ella Geistlich, Asta Still, 8103 Paul Geistlich, 45073 Werner Geistlich, Werner, 46689 Ursula Geistlich, 28526 Vera Geistlich; 332-5 Standesämter 788 Sterberegister Nr. 891/1918 Margot Paula Geistlich, 884 Sterberegister Nr. 243/1924 Carmen Ruth Geistlich, 3090 Heiratsregister Nr. 217/1907 Ella Elcka Neumann/Casimir Leo Wysocki, 3195 Heiratsregister Nr. 746/1912 Paul Geistlich/Ella Elcka Wysocki, 13401 Geburtsregister Nr. 273/1900 Siegfried Neumann; 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; 621-1/84 Firmenarchive, Firma Ernst Kaufmann 19; Evangelische Stiftung Alsterdorf, Archiv, Erbgesundheitskarteikarte Rosa Neumann; Gespräche mit Ursula Geistlich und Ruth Dräger, 2010 und 2011. Guth, Karin, Bornstraße 22. Ein Erinnerungsbuch, Hamburg 2001.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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