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Hans-Peter Nielsen * 1909

Steindamm 19 (Hamburg-Mitte, St. Georg)


HIER WOHNTE
HANS-PETER NIELSEN
JG. 1909
EINGEWIESEN 1943
HEIL- UND PFLEGEANSTALT
MAINKOFEN
TOT 20.2.1944
MANGELNDE PFLEGE

Hans-Peter Wilhelm Nielsen, geb. 4.4.1909 in Selbeck, Krs. Essen/Ruhr, gestorben am 20.2.1944 in Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen

letzte Wohnadresse: Steindamm 19

Hans-Peter Nielsen war der Sohn des Maschinisten (bzw. Ingenieurs) Heinrich Nielsen und dessen Ehefrau Caroline, geb. Eggers; er hatte eine Schwester namens Luise. Sein Vater arbeitete häufig in China, wohin er seine Familie zeitweise mitnahm, so dass Hans-Peter zum Teil in Shanghai die Schule besuchte. Seit seinem neunten Lebensjahr hatte der Junge epileptische Anfälle und war von 1921–1925 in der Anstalt Bethel bei Bielefeld untergebracht, wo er auch den Schulbesuch fortsetzte.

1925 wies man ihn in das Versorgungsheim Farmsen ein, aus dem er 1927 wieder entlassen wurde. In den 1930er Jahren lebte er überwiegend bei seiner Mutter, während sein Vater sich erneut in China aufhielt. Im September 1934 wurde Hans-Peter im Allgemeinen Krankenhaus St. Ge­org zwangssterilisiert und befand sich dort wegen seiner chronischen Erkrankung von Januar bis Mai 1936 auch wieder in stationärer Behandlung.

Am 14. Mai 1936 wurde er wegen seiner epileptischen Anfälle in die Alsterdorfer Anstalten eingewiesen. Nur wenige Wochen vor seiner Deportation nach Mainkofen stellte der dortige Leitende Oberarzt Dr. Kreyenberg bei ihm eine "Oberlappentuberkulose mit beginnender Einschmelzung" fest. Weder diese schwere Erkrankung noch seine (erfolglosen) Versuche, 1940 und 1942 in die Wehrmacht aufgenommen zu werden, konnten ihn jedoch davor bewahren, am 10. August 1943 mit 112 anderen Patienten von Alsterdorf in die Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen bei Deggendorf an der Donau deportiert zu werden. Wie 73 von den anderen ehemaligen Alsterdorfer Insassen wurde auch er Opfer der bewusst herbeigeführten extrem schlechten Lebensbedingungen und der mangelhaften Pflege der Patienten in der Anstalt und verstarb am 22. Februar 1944 an, wie offiziell angegeben, "Lungentuberkulose", was in seinem Fall zwar als möglich erscheint, wobei jedoch davon auszugehen ist, dass er in Mainkofen keine angemessene medizinische Betreuung bekommen hat.

© Benedikt Behrens

Quellen: Stiftung Alsterdorf, Patientenakten der Alsterdorfer Anstalten, V 465 (H.-P. Nielsen); M. Wunder/ I. Gen­kel/H. Jenner, "Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr". Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Hamburg 1987, S. 205–12.

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