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Alfred Issak Preis * 1885

Dovenfleet 5 (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


HIER WOHNTE
ALFRED ISSAK PREIS
JG. 1885
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Alfred Isaak Preis, geb. 29.3.1885 in Kaiserslautern, deportiert am 9.6.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz

Dovenfleet 5 (Kallmorgen Tower) (früher Dovenfleet 40)

Der Kaufmann Alfred Preis, Sohn von Adolph und Hermine Preis, geb. Goetz (Götz) (geb. 20.2.1859 in Heltersberg), stammte aus Kaiserslautern, wo seine Eltern am 13. Juni 1884 geheiratet hatten. Der Vater war offenbar schon vor dem Ersten Weltkrieg verstorben, seine Mutter Hermine am 2. März 1940 in Mannheim nach einem "Straßenbahnunfall".

Alfred Preis lebte zunächst mit seiner Ehefrau Christine, geb. Schülpen (geb. 31.12.1889), die aus einer nichtjüdischen Familie kam, in deren Geburtsstadt Düsseldorf, wo das Adressbuch von 1911 ihn in der Remscheiderstraße 5 verzeichnete. Alfred Preis zog 1914 in den Ersten Weltkrieg und wurde 1916 mit Auszeichnungen, aber auch als "Schwerkriegsverwundeter" aus der Armee entlassen. Sein Sohn Paul Peter, geboren am 19. April 1910, war damals sechs Jahre alt. Tochter Hermine Elisabeth wurde am 19. April 1917 geboren.
1933 übernahm Alfred Preis den Direktorenposten der Filiale Bergisches Kraftfutterwerk Hermann Schmidt KG im Düsseldorfer Hafen. Nach Bekanntgabe seiner jüdischen Abstammung wurde er dort Anfang 1939 entlassen. Familie Preis verließ Düsseldorf und zog nach Hamburg, in den dritten Stock des Dovenfleet 40. Sie musste sich finanziell einschränken, da Alfred Preis keine andere Erwerbstätigkeit mehr fand.

Sohn Paul, als kaufmännischer Angestellter für die Mercedes-Büromaschinen Werke A.G. tätig, wurde 1939 zum Heeresdienst eingezogen und als Gefreiter 1941 wegen seines jüdischen Vaters als "wehrunwürdig" entlassen. In den 1940er Jahren als "Bauhelfer" dienstverpflichtet, musste er in Trümmergebieten unter lebensbedrohlichen Bedingungen Aufräumarbeiten leisten, bis er sich schwer verletzte.

Seiner Schwester, Liesel genannt, war bereits 1933 in Düsseldorf als "Halbjüdin" die Aufnahme an der Schauspielschule verweigert worden. Ein Versuch, beim Propagandaminister in Berlin eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken, blieb erfolglos. Wer nicht in die Reichskulturkammer aufgenommen wurde, erhielt faktisch Berufsverbot. Liesel schloss sich einer reisenden Revuetruppe an, da die Internationale Artistenloge, anders als die Reichskulturkammer, keinen "Ariernachweis" verlangte. So spielte sie in England und Frankreich, bis sie gezwungen wurde, nach Deutschland zurückzukehren. Eine Niederlassungserlaubnis im Ausland konnte sie für sich nicht erwirken.

Im Mai 1943 wurde Alfred Preis nach einer Hausdurchsuchung in der Wohnung am Dovenfleet von den Gestapobeamten Walter Wohlers (geb. 5.5.1902) und Walter Mecklenburg (geb. 28.7.1909, Freitod 1947) verhaftet. Beide waren Mitarbeiter des Kriminalkommissars und SS-Hauptsturmführers Claus Göttsche (geb. 17.5.1899, Freitod 1945), Leiter des Dezernats II B, auch als "Judenreferat" bezeichnet.

Paul Preis erklärte 1946 vor dem Komitee ehemaliger politischer Gefangener, dass die Festnahme seines Vaters vermutlich auf Veranlassung des Beamten Riedel beim Arbeitsamt Kohlhöfen erfolgte. Obwohl Alfred Preis in einer "privilegierten Mischehe" lebte, die ihm eigentlich einen gewissen Schutz bot, wurde er am 9. Juni 1943 aus einer namentlich nicht benannten Haftanstalt ins Getto Theresienstadt und von dort am 28. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Ein Überlebender namens Levy, der sich im selben Transport von Theresienstadt nach Auschwitz befunden hatte, bezeugte nach dem Zweiten Weltkrieg, dass alle ca. 1.600 Personen, bis auf sechs, die als arbeitsfähig ins Lager kamen, sofort "vergast" wurden. Alfred Preis, 59-jährig und schwer kriegsbeschädigt, kann, so vermutete sein Sohn weiter, "diesem Schicksal nicht entgangen sein". Einen Monat später, im November 1944, begann die Demontage der Tötungsanlagen in Auschwitz, um keine Spuren der Massenmorde mit Zyklon B zu hinterlassen.

Christine Preis wurde während der Luftangriffe auf Hamburg im Juli/August 1943 ("Operation Gomorrha") am Dovenfleet ausgebombt. Im Feuersturm verbrannte alles, was sie noch besaß.

Stand: November 2024
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 351-11 AfW 8324 (Feltham, Liesel); StaH 351-11 AfW 53058 (Preis, Christel); StaH 351-11 AfW 8323 (Preis, Paul); StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 5; Diercks: Dokumentation Stadthaus, S. 38; Auskünfte von Herbert Diercks, Archiv der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Komitee-Akte Preis, Bestand VVN; www.ancestry.de (Sterberegister Mannheim, Hermine Preis, Zugriff 17.2.2017); www.ancestry.de (Heiratsregister Kaiserslautern, Hermine Goetz und Adolph Preis, Zugriff 17.2.2017).

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