Namen, Orte und Biografien suchen
Bereits verlegte Stolpersteine
Suche
Bruno Ordelheide * 1926
Hogenfelder Straße 11 (Eimsbüttel, Schnelsen)
HIER WOHNTE
BRUNO ORDELHEIDE
JG. 1926
EINGEWIESEN 1937
ALSTERDORFER ANSTALTEN
‚VERLEGT‘ 28.7.1941
‚HEILANSTALT‘ LANGENHORN
27.11.1941 TIEGENHOF
ERMORDET 19.3.1942
Bruno Franz Josef Ordelheide, geb. 30.3.1926 in Hamburg, aufgenommen in den "Alsterdorfer Anstalten" (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 27.8.1937, verlegt in die "Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn" am 28.7.1941, verlegt in die "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" (Dziekanka) bei Gnesen (heute Gniezno/Polen) am 27.11.1941, dort gestorben am 19.3.1942
Hogenfelder Straße 11 (Schnelsen)
Bruno Franz Josef Ordelheide wurde am 30. März 1926 wahrscheinlich im Gebiet des heutigen Hamburgs geboren. Seine Eltern, der Arbeiter Bruno Ordelheide, und dessen Ehefrau Hertha, geborene Jürgens, sind ab 1933 im Adressbuch von Schnelsen-Lokstedt in der damaligen Hochstraße 16 in Schnelsen und ab 1937 in der Hogenfelder Straße 11, ebenfalls in Schnelsen, verzeichnet.
(Schnelsen war damals ein Ortsteil von Lokstedt und gehörte zum Kreis Pinneberg in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein, ab April 1938 zu Hamburg.)
Die wenigen bekannten Informationen über Bruno Ordelheide sind dem Aufnahmebuch der damaligen "Alsterdorfer Anstalten" (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) entnommen. Danach wurde Bruno Ordelheide am 27. August 1937 in den "Alsterdorfer Anstalten" aufgenommen. Über sein Leben in dieser Anstalt ist nichts überliefert, so dass auch seine Diagnose unbekannt ist.
Ca. vier Jahre später wurde er zusammen mit weiteren 64 Männern und Frauen, die in den Aufnahmebüchern der "Alsterdorfer Anstalten" nachgewiesen werden konnten, am 28. Juli bzw. am 1. August 1941 in die "Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" verlegt. Gesundheitssenator Friedrich Ofterdinger hatte dem Leiter der "Alsterdorfer Anstalten", SA-Mitglied Pastor Friedrich Lensch erklärt, dass die Alsterdorfer Patientinnen und Patienten nach Langenhorn verlegt werden sollten, um die "Alsterdorfer Anstalten" zu entlasten und die in Langenhorn leerstehenden Betten zu nutzen.
Aus der "Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn" gingen am 14. November, am 20. November und am 27. November 1941 drei Krankentransporte mit zusammen 203 Männern und Frauen in die "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" bei Gnesen ab. Dem letzten dieser Transporte gehörten fast nur die aus den "Alsterdorfer Anstalten" nach Langenhorn verlegten Männer und Frauen an, unter ihnen der nun 15jährige Bruno Ordelheide.
Die in den 1890er Jahren errichtete, knapp zweieinhalb Kilometer von Gnesen (heute Gniezno) und etwa 50 Kilometer von Posen (heute Poznan) entfernt gelegene Psychiatrische Heilanstalt erhielt nach dem Übergang des Gebietes in den wiedererstandenen Staat Polen den Namen "Dziekanka". Sie gehörte zu den psychiatrischen Einrichtungen mit den niedrigsten Sterblichkeitsziffern weltweit.
Im Oktober 1939 wurde die Anstalt von der Deutschen Wehrmacht besetzt, in "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" umbenannt und in das Euthanasieprogramm T4 der Nationalsozialisten einbezogen. Es sollen allein zwischen dem 7. Dezember 1939 bis zum 12. Januar 1940 dort 1.172 Patientinnen und Patienten ermordet worden sein (Michael Wunder). Auch nach dem offiziellen Stopp der "Euthanasie"-Gasmorde Ende August 1941 ging das staatlich organisierte Töten in der "Gau-Heilanstalt Tiegenhof" und anderen Anstalten weiter. Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen wurden nun durch Hungerrationen und überdosierte Medikamentengaben sowie Vernachlässigung ermordet.
Bruno Ordelheide kam in der Anstalt Tiegenhof am 19. März 1942 zu Tode.
Stand: Dezember 2024
© Ingo Wille
Quellen: Adressbuch Hamburg (Abschnitt Lokstedt-Schnelsen) 1933-1940; Evangelische Stiftung Alsterdorf, Archiv, Aufnahmebuch 1926, lfd. Nr. 7468. Peter von Rönn u.a., Wege in den Tod, Hamburgs Anstalt Langenhorn und die Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus, Hamburg 1993, S. 75, 490/491. Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 269 ff. Hamburger Gedenkbuch Euthanasie Die Toten 1939-1945, Harald Jenner, Michael Wunder, Hamburg 2017, S. 413. Enno Schwanke, Die Landesheil- und Pflegeanstalt Tiegenhof, Ffm. 2015, S. 101 ff.

