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Bereits verlegte Stolpersteine



Marianne Taus * 1930

Randowstraße gegenüber Nr. 14 (am Gedenkstein) (Altona, Lurup)


MARIANNE TAUS
JG. 1930 UNGARN
ZWANGSARBEIT
KZ-AUSSENLAGER EIDELSTEDT
TOT AN DEN FOLGEN
17.6.1945
KRANKENHAUS LANGENHORN

Weitere Stolpersteine in Randowstraße gegenüber Nr. 14 (am Gedenkstein):
Knabe Domaracka, Knabe Dub, Alice Dubova, Julianna Malinowska

Marianne Taus, geb. um 1930 in Ungarn, verstorben am 17.6.1945 in Hamburg

Gedenkstein gegenüber Randowstraße 14 (heute Hamburg-Lurup)
ehemals KZ Außenlager Eidelstedt - Friedrichshulder Weg


Marianne Taus wurde um 1930 in Ungarn geboren.
Sie war etwa 14 Jahre alt, als sie aus ihrer Heimat Ungarn verschleppt wurde und in Hamburg-Eidelstedt schwere Zwangsarbeit leisten musste. Das Schicksal ihrer Eltern ist nicht bekannt.

Marianne Taus wurde im "Arbeitslager" Eidelstedt, vermutlich das Außenlager des KZ-Neuengamme Eidelstedt (heute Friedrichshulder Weg), untergebracht. Sie musste zusammen mit einer Gruppe jüdischer tschechoslowakischer und ungarischer Frauen aus dem KZ Auschwitz Schwerstarbeit leisten: Bombenschutt wegräumen, Deiche bauen, Zementsäcke und Backsteine schleppen und Behelfsbauten für ausgebombte Hamburgerinnen und Hamburger errichten. Ihr Lagerkommandant war der berüchtigte SS-Mann Walter Kümmel. Er soll stets eine Gummipeitsche bei sich getragen und die Frauen geschlagen haben.

Am 4. Mai 1945, einen Tag nach der Kapitulation und Befreiung Hamburgs durch die britische Armee, wurde Marianne mit der Diagnose "Pulmonum Tuberkulose" (Schwindsucht der Lunge, chronisch verlaufende infektiöse Lungenentzündung) in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert.

Nach sechs Wochen und zwei Tagen verstarb sie dort am 17. Juni 1945 um 8:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Lungen u. Darmtbc und Kreislaufschwäche" und als unterzeichnender Arzt Kallas angegeben.

Marianne wurde etwa 15 Jahre alt.

Drei Tage nach ihrem Tod fand ihre Beisetzung am 20. Juni 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grabanlage für die "Opfer verschiedener Nationen", Bp 73, Reihe 25, Nr. 19. Eine Grabsteinplatte mit ihrem eingemeißelten Namen und ihrem Geburts- und Sterbedatum erinnert dort noch heute an sie.

Ehemalige Zwangsarbeiterinnen, die im Mai 1981 als Zeuginnen gegen den wegen Mordes an zwei neugeborenen Kindern angeklagten Lagerleiter und SS-Mann Walter Kümmel aussagten, berichteten dabei auch über ein ungarisches Mädchen, Bella oder Flämmchen genannt, "ein zierliches Geschöpf, schwarzäugig". Sie soll im Sommer oder Herbst 1944 aus dem KZ Ravensbrück gekommen sein, nachdem ihre Mutter dort durch Genickschuss getötet worden sei. In Baracke 12 sei sie mit vielen jungen Zwangsarbeiterinnen untergebracht gewesen, die älteste etwa 18 Jahre. Flämmchen, mit 14 Jahren die jüngste auf der Stube, sollen alle gemocht haben. Sie sei an Tuberkulose erkrankt gewesen und soll auf Geheiß von Kümmel durch Spritzen ermordet worden sein. Es könnte sein, dass Bella bzw. Flämmchen und Marianne ein und dieselbe Person sind.

Von der Zwangsarbeit profitierende Betriebe:
Stadt Hamburg
Saar-Bauindustrie AG Saarlautern, Zweigstelle Hamburg, Schauenburgerstraße 15
Großunternehmen für den gesamten Hoch- und Tiefbau, Beton- und Eisenbetonbau, Bergwerks- und Hüttenbauten.

Stand: Februar 2025
© Margot Löhr

Quellen: StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 123; StaH 131-1 II, 519 Listen der 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 163; StaH 131-1 II, 3896 Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 1: Angehörige ungeklärter Nationalitäten, S. 95; StaH 213-12, 0003 Band 001–011 Staatsanwaltschaft Landgericht, Fotoarchiv 741-4, A 81/3–81/5; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9964 u. 1355/1945; 64400 Marianne Taus; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Buch G; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; https://www.hamburg.de/clp/dabeigewesene-suche/clp1/ns-dabeigewesene/onepage.php?BIOID=102&qN=Kümmel, eingesehen 16.7.2017.

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