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Jinrich Josef Jansen * 1945
Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)
ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE`30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET
JINRICH JOSEF JANSEN
GEB. 20.4.1945
TOT 27.5.1945
Weitere Stolpersteine in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Edieviene De Boever, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Hala-Elka Jerekyte, Raymond Robert Lagrange, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Ignatz-Marjans Lipomann, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Nastja Slywinska, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Wladimir Warschewa, Jury Waschtenko
Jinrich Josef Jansen, geb. am 20.4.1945 in Hamburg, verstorben am 27.5.1945 in Hamburg
Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)
Jinrich Josef Jansen kam am 20. April 1945 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Barbara Cornelia Jansen, geb. am 7.11.1922 in Rotterdam, war katholischen Glaubens, ledig und von Beruf Verkäuferin. Aus ihrer Heimat Holland verschleppt, musste sie zunächst in Hamburg am Steintorplatz für die "Heimstätten" der Reichsbahn Zwangsarbeit leisten. Im 6. oder 7. Monat ihrer Schwangerschaft wurde sie am 2. Januar 1945 nach Hamburg-Groß Borstel in das Lager Sportstraße 10 verlegt und für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM) als "Küchenhilfe" zur Zwangsarbeit eingesetzt.
Barbara Jansen kam am 20. April 1945 in die Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf und brachte am selben Tag in einer Spontangeburt "unreife" Zwillinge zur Welt, Jinrich der Erstgeborene, um 8:45 Uhr, er war 47 cm groß und 2480 Gramm schwer, und Makelie Marianne Gertrud, die Zweitgeborene, um 9:30 Uhr, sie war 45 cm groß und wog 2050 Gramm. Für sie ist im Geburtenbuch notiert "Entwicklung nach Bracht" (angewandte Geburtshilfe-Technik aus der Becken Endlage).
Barbara Jansen erlitt einen Dammriss, der von Arzt Tölle (vermutlich Assistenzärztin Anneliese Tölle) genäht wurde. Ihr Wochenbett verlief fieberfrei, jedoch mit einer "Endodermitis" (Gebärmutterschleimhautentzündung). Für Makelie erfolgte nach 7 Tagen, am 27. April 1944, die Verlegung in Pavillon 56, in die Kinderabteilung.
Nach zweiundzwanzig Tagen Wochenbett wurde Barbara Jansen am 12. Mai 1945 aus der Klinik in die Freiheit entlassen, vermutlich mit ihrer Tochter Makelie.
Jinrich wurde von der Universitätsklinik aus in das Kinderkrankenhaus Blankenese verlegt. Dort verstarb er am 27. Mai 1945 um 17:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Frühgeburt" "Dyspepsie" (Verdauungsstörung) und als unterzeichnender Arzt Debes angegeben.
Jinrich wurde 1 Monat und 1 Woche alt.
Sechs Tage nach seinem Tod fand seine Beisetzung am 2. Juni 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 38, Reihe 18, Nr. 15.
Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 25 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 38 eingeebnet.
Nach Vermerken in der Ausländermeldekartei befand sich Barbara Jansen vermutlich mit ihrer Tochter Makelie am 28. Mai 1945 im Wohnheim der Reichsbahn, Brückenstraße 1. Am 1. Januar 1946 ist dort verzeichnet: "unbekannt verzogen".
Stand: Juli 2025
© Margot Löhr
Quellen: Standesamt Eppendorf, Geburtsregister 865/1945 Jinrich Josef Jansen, Geburtsregister 866/1945 Makelie Marianne Gertrud Jansen; Geburtenbuch 1945 Universitätsklinik Eppendorf, Nr. 129/1645; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 185; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 177, S. 289; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 4922 u. 299/1945 Jinrich Josef Jansen; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64390 u. 299/1945 Jinrich Josef Jansen; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4596; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2357 Sportstraße DAF Lager; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 18.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945.