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Bereits verlegte Stolpersteine



Raymond Robert Lagrange * 1945

Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10) (Hamburg-Nord, Groß Borstel)


ZWANGSARBEITSLAGER SPORTSTRASSE 1943 – 1945
VEREINIGTE DEUTSCHE METALLWERKE
FRAUEN IN ZWANGSARBEIT
IN DER ´AUSLÄNDERKINDER-PFLEGESTÄTTE` 30 KINDER
VERNACHLÄSSIGT – UNTERERNÄHRT – ERMORDET

RAYMOND ROBERT LAGRANGE
GEB. 4.2.1945
TOT 30.4.1945

Weitere Stolpersteine in Weg beim Jäger 150 (Ehemaliges Zwangsarbeitslager Sportstraße 10):
Maisel Aerenhouts, Umberto Bianchini, Roxane Brumaud, Edieviene De Boever, Liliane Delier, Valentin Denisovs, Josiane Dheilly, Max Ernst Duvert, Guy Guillard, Wladimir Hejenka, Erster Zwilling Huczak, Zweiter Zwilling Huczak, Kristine Iwanows, Jinrich Josef Jansen, Hala-Elka Jerekyte, Alain Lejeune, Odette Lepineux, Ignatz-Marjans Lipomann, Mädchen Mahaudeau, Danielle Josette Rocco, Claudette Suzanne Roere, Robert André Sainsère, Monika Schirck, Nastja Slywinska, Aldi Marka Starkis, Ramas Simas Straganskini, Jan Timanovs, Wladimir Warschewa, Jury Waschtenko

Raymond Robert Lagrange, geb. am 4.2.1945 in Hamburg, verstorben am 30.4.1945 in Hamburg

Sportallee / Ecke Weg beim Jäger (Groß Borstel)
ehemals Lager Sportstraße, Lager der Deutschen Arbeitsfront (DAF)
Vereinigte Deutsche Metallwerke AG, Zweigniederlassung Hamburg (VDM)


Raymond Robert Lagrange, geb. am 4. Februar 1945 kam in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Martha Antoinette Lagrange, geb. am 10.2.1926 in Provins, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Provins/Frankreich nach Hamburg verschleppt, musste sie ab 27. März 1944 im Hotel Phönix, Kirchenallee 55/56, als Küchenhilfe Zwangsarbeit leisten. Am 20. Juni 1944 wurde sie in das Lager Rübenkamp 31 verlegt, in das unbewachte Zwangsarbeitslager der Arbeitsgemeinschaft Eisen und Metall, mit den Betrieben: Bauunternehmen Eggert & Voss; Eduard Wulff, elektrische Licht- und Kraftanlagen und dem Kinderkrankenhaus Rothenburgsort e. V. Ein weiterer Zwangsarbeitseinsatz erfolgte für sie am 25. Juli 1944 im Hotel "Zum Hamburger Wald" des Kaffeehausbesitzers Mehrer in Großhansdorf/Schmalenbek, Kreis Stormarn/Schleswig-Holstein, Siekerlandstraße 147 (heute Alte Landstraße). Das Hotel, direkt am Schmalenbeker See gelegen, richtete Feste für Gesellschaften bis zu 500 Personen aus. In dieser Zeit wurde Martha Antoinette Lagrange schwanger. Im 9. Monat ihrer Schwangerschaft kam sie am 14. Dezember 1944 von dort nach Hamburg-Groß Borstel und musste für die Deutsche Arbeitsfront (DAF), Vereinigte Deutsche Metallwerke AG (VDM), im Lager Sportstraße 10 ebenfalls als Küchenhilfe arbeiten.

Bereits drei Wochen vor der Geburt ihres Kindes wurde Martha Lagrange am 15. Januar 1945 in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Sieben Tage nach der Entbindung kam sie, gerade 19 Jahre alt geworden, mit ihrem Sohn Raymond am 11. Februar 1945 zurück in das Lager Sportstraße. Dort musste Raymond die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Am 30. April 1945 verstarb er im Kinderkrankenhaus Blankenese um 23:30 Uhr. In der Todesanzeige des Kinderkrankenhauses ist als Todesursache "schwere Dystrophie" (schwere durch Mangelernährung ungenügende Versorgung von Organen) "Dyspepsie" (Verdauungsstörung) und "Encephalitis" (Gehirnentzündung ) und als unterzeichnender Arzt Andresen angegeben.

Raymond wurde 2 Monate, 3 Wochen und 5 Tage alt.

Achtzehn Tage nach seinem Tod fand seine Beisetzung kurz nach Kriegsende am 17. Mai 1945 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, ohne Sarg, Grablage: AE 41, Reihe 17, Nr. 9. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende der 1950er-Jahre wurde es eingeebnet, zusammen mit mindestens elf weiteren Gräbern der Säuglinge von Zwangsarbeiterinnen, die am selben Tag ohne Sarg dort begraben worden waren.

Stand: Juli 2025
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg-Uhlenhorst, Geburtsregister 38/1945 Raymond Lagrange; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 175; StaH 131-1 II, 3896 Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 1: Franzosen, S. 28; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 4922 u. 300/1945 Reymonde Lagrange; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64390 u. 300/1945 Raymond Lagrange; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945, 741-4 Fotoarchiv, K 4597; StaH 332-8 Meldewesen, Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2357 Sportstraße DAF Lager; ITS Archives, Bad Arolsen, Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau Copy of 2.1.2.1 / 70646029; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Geburtsurkude 2.2.2.3 / 76993633 Raymond Lagrange; ITS Archives, Bad Arolsen Copy of 2.1.2.1 / 70639597 Namenliste verstorbener französischer Staatsbürger, Stadt Hamburg; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; http://www.glischinski.de/roots/Gastrono mie.htm, eingesehen 29.8.2017; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945.

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