Neues von den Stolpersteinen
Das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu, es war deprimierend wegen der Zunahme antisemitischer Gewalt in Tat, Wort und Bild, gleichzeitig aber auch motivierend, weil gerade die gesellschaftliche Polarisierung immer mehr Menschen dazu bringt, sich mit der nationalsozialistischen Verfolgung zu befassen und als sichtbares Zeichen dazu Stolpersteine setzen zu lassen. Im letzten Newsletter berichtete ich ja beispielsweise von der breiten Unterstützung der in Bergedorf verlegten Stolpersteine für die ermordeten und umgekommenen Kinder von Zwangsarbeiterinnen. Es nahmen außer vielen Bergedorferinnen und Bergedorfern auch Polens Generalkonsulin wie Vertreter polnischer Institutionen teil. In den vorangegangenen Newslettern schilderte ich die intensive Arbeit mit Hamburger Schulen, die einzelne Mitglieder der Stolperstein-Initiative leisten. Aber natürlich gingen auch die vielen Stolpersteinverlegungen mit weniger Angehörigen und Teilnehmerinnen und Teilnehmer weiter wie die für Rosa und Epharim Szykmann (Foto), zu der sein Urenkel mit Familie anreiste.
So blicken wir im letzten Monat des Jahres 2025 auf eine Gesamtzahl von 7.376 Stolpersteinen, die in Hamburg an NS-Opfer erinnern. Bei 5.170 Namen sind Biografien verlinkt, ca. die Hälfte ins Englische übersetzt. In unzähligen kleineren und größeren Veranstaltungen in Hamburg und anderswo haben wir einzelne Biografien vorgestellt.
Aber nicht nur damit haben wir uns beschäftigt: Nach etlichen vorbereitenden Gesprächen mit der Landeszentrale für politische Bildung in Hamburg beginnt nun die Überarbeitung und Fortentwicklung unserer in die Jahre gekommenen Website www.stolpersteine-hamburg.de. Design, Programmiersprache und anderes sind inzwischen veraltet und müssen ersetzt werden. Gleichzeitig war und ist uns wichtig, dass die Hamburger Website mit ihren Recherchemöglichkeiten zu den Biografien erhalten bleibt, die uns internationale Sichtbarkeit verleiht und den Angehörigen überall in der Welt Nachforschungen und Kontaktaufnahme zu uns erleichtert.
Aber die Stolpersteinverlegungen mit ihren Einweihungszeremonien und die äußere Sichtbarkeit der Website sind ja nur eine Seite der Medaille. Intern sind viele Mitglieder der Initiative an notwendigen Vor-, Abschluss- oder Begleitarbeiten beschäftigt: Sei es, dass die Buchhaltung unseres Kontos, das wir dankenswerterweise beim Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme führen dürfen, sorgsam geführt und die Spendenbescheinigungen ausgestellt werden; sei es, dass die Verhandlungen mit dem Büro von Gunter Demnig um die Anzahl und Inschriften auf den Stolpersteinen abgeklärt werden müssen und dass Listen geführt werden (Rechercheliste, um Doppelarbeit zu vermeiden, Warteliste mit Inschriften, Verlegeliste, nach der die Einträge auf der Website erfolgen.) Die erarbeiteten Biografien müssen geprüft, redigiert, eventuell nachgebessert und dann eingestellt werden. Dazu kommen die vielen Anfragen genereller Art oder zu einzelnen Biografien, die auf die Mitglieder der Initiative verteilt werden, die sie beantworten. Auch die Kontaktpflege zu Sponsoren und Angehörigen mit oder auch ohne direkte Anliegen gehören dazu. Und wenn das Staatsarchiv, die Staatsbibliothek oder andere Archive – wie es gerade geschieht – die Online-Zugänge zu den Beständen verändern, bedeutete das für uns jeweils Einarbeitung in neue Systeme … Kurz: Der Arbeitsaufwand für unsere ehrenamtlich arbeitende Initiative ist in diesem Jahr massiv gestiegen. Die eingangs geschilderten Erfolge fordern immer stärkeren Einsatz….
Beate Meyer


