Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Judith Moritz * 1924

Dillstraße 15 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1942 Theresienstadt
1944 deportiert nach Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Dillstraße 15:
Gustav Gabriel Cohn, Siegbert Stephan Frankenthal, Pauline Frankenthal, Lothar Frankenthal, Margot Moritz, Siegmund Nissensohn, Aron Julius Rosemann, Werner Streim, Dr. Siegfried Streim, Sulamith Streim, Johanna Streim, Kurt Salo Streim, James Tannenberg, Senta Tannenberg

Judith Johanna Moritz, geb. am 2.1.1924 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert nach Auschwitz am 12.10.1944, ermordet

Margot Helene Moritz, geb. 6.10.1925 in Hamburg, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt, weiterdeportiert nach Auschwitz am 12.10.1944, ermordet

Dillstraße 15

Hugo Hermann Moritz lebte mit seiner Frau Erna und den gemeinsamen Töchtern Judith Johanna und Margot Helene bis zum 12.10.1937 in der Parkallee 18 im Hamburger Stadtteil Harvestehude. Er – und damit seine Familie – gehörte seit dem 26. März 1923 der Deutsch-Israelischen Gemeinde in Hamburg an.

Hugo Hermann Moritz war der Sohn von Martin Moritz (geb. 10.12.1855) und Hedwig Moritz (geb. 12.09.1865, geb. Feuerwanger) und stammte aus Mainz. Er trug in jüdischer Tradition den Namen seines Großvaters Hermann. In Mainz hatte er zusammen mit seinen Eltern und seiner Großmutter Regine Helene in einem Haushalt gelebt. Zudem lebte dort Frederike Hermine Sara, geboren zwei Jahre nach der elterlichen Heirat am 19.11.1887, vermutlich Hugos Schwester. Weitere Details, bis auf den Tod von Martin Moritz am 25.3.1935 in Mainz, sind zu Hugo Hermann Moritzs Familie nicht verfügbar. Auch, wann er genau nach Hamburg zog, ist nichtbekannt.

Seine Frau Erna war Tochter von Alfred Mathiason (geb. 11.11.1858) und Martha Mathiason (geb. 28.07.1870, geb. Daniel). Sie und ihre beiden jüngeren Brüder Mathias Joachim (geb. 20.12.1895) und John (geb. 4.5.1898) wurden in Hamburg geboren. Mathias Joachim war Soldat im Ersten Weltkrieg und fiel 1917 im Alter von 21 Jahren. Elf Jahre später, am 28.2.1928, starb Ernas Mutter Martha im Alter von 57 Jahren. Ernas Vater Alfred gehörte eine Firma in der Bartelstraße 56 in Hamburg, die sich auf den Handel von Pferdehaaren spezialisiert hatte und 1938/39 "arisiert" wurde.

Hugo Hermann Moritz arbeitete in der Firma seines Schwiegervaters als "Fabrikant". Laut seinem Schwager John, der auch dort tätig war, wirtschaftete die Firma erfolgreich und hatte gute In- und Auslandsbeziehungen.

Alfred Mathiason starb im Alter von 75 Jahren am 25.5.1934. Er wurde neben seiner Frau Martha auf dem Jüdischen Friedhof im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf beerdigt.

Sein Sohn John hatte zwei Söhne mit seiner ersten Frau Käthe (geb. Freudenthal). Sie erkrankte an Schizophrenie und wurde in der Anstalt St. Paulus in Bonn behandelt. Später wurde sie Opfer der sog. Euthanasie.

1936 verließ John ohne seine Frau, die vermutlich aufgrund ihrer Erkrankung kein Visum erhielt, aber mit ihren gemeinsamen Kindern Mathias Joachim (geb. 18.2.1926) und Ernst (geb. 4.7.1927) das Deutsche Reich und wanderte nach São Paulo aus. Dort heiratete er 1941 seine zweite Frau Katerina (geb. Gut). Am 27.4.1957 verstarb John an Krebs.

Hugo Hermann Moritz und seine Familie waren in Hamburg zurückgeblieben. Während des Novemberpogroms 1938 wurde Hugo Hermann verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Dort blieb er bis zum 23.11.1938.

Die Familie Moritz musste 1938/39 die Parkstraße 18 verlassen, wo sie laut John Mathiason sehr gut mit Salonmöbeln eingerichtet war und Porzellanerbstücke besaß, und in ein sogenanntes Judenhaus in der Dillstraße 15 umziehen. Dort lebte sie bis zu ihrer Deportation.

Am 19.7.1942 wurde die Familie von Hamburg nach Theresienstadt deportiert.
Am 12.10.1944 wurden die Schwestern Judith Johanna und Margot Helene nach Auschwitz weiterdeportiert.

Ihre Eltern folgten am 23.10.1944. Alle wurden vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet.
Die gesamte Familie wurde nach Kriegsende für tot erklärt.

© Jessica Paul

Quellen: 1; 4; 5; 7; 8; StaH 351-11_21450 Amt für Wiedergutmachung; Staatsarchiv Mainz Heiratsregister, 1876-1920, Urkundennummer 354; Staatsarchiv Main Lebensdaten des Zivilstandesamts, 1798-1875, Urkundennummer 1214, Signatur 50/50; Staatsarchiv Mainz Familienregister, 1760-1900, Familiennummer 23962; Staatsarchiv Mainz Sterberegister, 1876-1950, Urkundennummer 435, Laufende Nummer 105; StaH 332-5_9100, Geburtenregister 1874-1901, Urkundennummer 2193; StaH 332-5_9112, Geburtenregister 1874-1901, Urkundennummer 2279; StaH 332-5_9143, Geburtenregister 1874-1901, Urkundennummer 937; StaH 332-5_8042, Sterberegister 1874-1950, Urkundennummer 509; StaH Verlustenliste im 1. Weltkrieg, 1914-1919, Listendatum 12.06.17, Listennummer 1496, Band 1917_XXIII; StaH die jüdischen Gefallenen des deutschen Heeres, der deutschen Marine und Schutztruppen, 1914-1918, S.373; 16; Bajohr, Frank: Arisierung in Hamburg. Die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933-1945, Band 35, Hg. Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg, Christians, 1997, S. 365; StaH 332-5_1024, Sterberegister 1874-1901, Urkundennummer 225; Jüdischer Friedhof Ohlsdorf http://jfhh.org/suche.php (21.03.2018).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

druckansicht  / Seitenanfang