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John Löwenstein * 1886

Grindelhof 9 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Grindelhof 9:
Hilda Gutmann, Ilse Gutmann, Hanna Meyer, Paula Meyer, Max Rosenblum, Jenny Rosenblum, Erich Rosenblum

John Löwenstein, geb. am 23.10.1886, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk, dort ermordet

Grindelhof 9

John Löwenstein kam als viertes Kind des Ehepaares Moses Löwenstein und Rosa, geborene Lippstadt/Lipstadt, in Elmshorn zur Welt. Seine Geschwister hießen Karl, geboren 1881, Bertha, geboren 1883 und Sara, auch Selma genannt, geboren 1885. Moses Löwenstein war am 27. Februar 1848 in Rehburg geboren worden, seine Eltern waren die Kaufleute Abraham Mattis und Betti Löwenstein. Rosa und er hatten am 17. Juni 1878 in Elmshorn geheiratet, wo er als Schlachter und Viehhändler tätig war.

Die Familie galt als nicht sonderlich religiös, sodass die gläubigen Juden aus Elmshorn nicht in ihrem Geschäft einkauften – das Fleisch wurde nicht koscher geschlachtet und der Verzehr war gläubigen Juden deshalb nicht erlaubt. Dennoch schickte Moses seine Kinder auf die jüdische Schule in der Stadt. Als diese um 1890 geschlossen und in eine Religionsschule umgewandelt werden sollte, protestierte er gegen dieses Vorhaben, war jedoch nicht erfolgreich. Seine Kinder waren zuletzt die einzigen Schüler und hatten laut Schulberichten dort alles andere als glänzende Leistungen vollbracht.

Wie bereits sein Vater im Krieg von 1870/71, setzte auch John Löwenstein im Ersten Weltkrieg sein Leben als Soldat für Deutschland aufs Spiel. Er überlebte und erhielt einen Platz auf einer Gedenktafel für Jüdische Kriegsteilnehmer, die in der Synagoge in Elmshorn aufgehängt wurde. Dort waren die Kriegsteilnehmer der Jüdischen Gemeinde ungewöhnlicherweise mit einer Fotografie abgebildet. Die Synagoge wurde in der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 zerstört, mit ihr die Gedenktafel, von der nur noch undeutliche Abbildungen existieren, sodass sich keine der Fotografien mehr eindeutig zuordnen ließ.

Während Johns beruflicher Werdegang kaum nachzuvollziehen ist, betätigte sich sein Bruder Karl 1923 wie der Vater als Schlachter in Elmshorn. Moses lebte zu dieser Zeit in der Peterstraße 27, Karl in der Peterstraße 29.

Moses Löwenstein starb am 17. Oktober 1924 76-jährig an einem Schlaganfall.

Vermutlich im Laufe der 1920er-Jahre siedelte John Löwenstein aus Elmshorn erst nach Rendsburg und dann nach Hamburg über. Dort verdiente er sein Geld als Arbeiter und Hausangestellter und zog zunächst als Untermieter in die Rappstraße 6 zur Familie Goldschmidt, in den folgenden Jahren in den Grindelhof 9 zu Max Rosenblum. Nach 1929 wurde John Löwenstein in der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde als "mittellos" geführt.

Seit dem Januar 1933 litt auch er unter den NS-Verfolgungsmaßnahmen und musste ab dem 19. September 1941 den "Judenstern" tragen. Nur kurze Zeit später erhielt er den Deportationsbefehl für den 8. November 1941. Er wurde in das Getto Minsk deportiert, wo sich seine Spur verliert. Er wurde mit Kriegsende zum 8.5.1945 für tot erklärt.

Auch sein Bruder Karl, der zu diesem Zeitpunkt in einem Pflegeheim am Sandberg, Elmshorn, lebte, und seine Schwester Selma, verheiratete Levi, wurden von den Nationalsozialisten verschleppt. Am 6. Dezember 1941 mussten beide in Kiel einen Deportationszug nach Riga besteigen, der mit einem Hamburger Transport zusammengeführt wurde.

Für John Löwenstein liegt auch ein Stolperstein in der Peterstraße 29 in Elmshorn, neben den Stolpersteinen für seine Geschwister Karl Löwenstein und Selma Levi, geb. Löwenstein.

Stand: Juli 2017
© Anne Lena Meyer

Quellen: 1; 5; digitales Archiv ITS Bad Arolsen, Teilbestand: 1.2.1.1, Dokument ID 11197721 Transportlisten Gestapo; Kirschninck: Juden, S. 165–174; Kirschninck: Löwenstein; Telefongespräch mit Harald Kirschninck am 12.2.2015; Geburtsurkunden für Sara und John Löwenstein, Adressbücher der Stadt Elmshorn/Stadtarchiv Elmshorn, über Jürgen Wohlenberg, E-Mails vom 13.2 und 16.2.2015.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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