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Bereits verlegte Stolpersteine



Familie Toeplitz mit Max Besser (l.)
© Privatbesitz, vermittelt durch Anna von Villiez

Dr. Max Besser * 1877

Hammer Landstraße 32 . (Hamburg-Mitte, Hamm)

entrechtet gedemütigt
Flucht in den Tod 07.11.1941

Weitere Stolpersteine in Hammer Landstraße 32 .:
Käthe Besser, Simon Katz

Max Besser, Dr. med., geb. 28.10.1877, Todesdatum 7.11.1941 Hamburg
Käthe Besser, geb. Bischofswerder, geb. 5.1.1890, Todesdatum 7.11.1941 Hamburg

Hammer Landstraße 32 (Dimpfelsweg 1)

"Herr Dr. Besser muss seine hiesige Praxis aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Da er in Deutschland ein weiteres Fortkommen nicht findet, will er sich in Palästina durch landwirtschaftliche Siedlung eine neue Lebensgrundlage schaffen. Er beabsichtigt, sich an der Siedlerstelle seines dort ansässigen Schwiegersohnes zu beteiligen, diese weiter auszubauen und zu erweitern und sich außerdem als Arzt zu betätigen. Für das Vorhaben wird diesseits das Ausmaß der angeforderten Vermögenswerte [1000,– palästinensische Pfund und gebrauchte medizinische Geräte im Wert von RM 500,–] als gerechtfertigt anerkannt."

Mit diesem Schreiben der "Öffentlichen Auskunfts- und Beratungsstelle für Auswanderer in Hamburg" vom 21. Juni 1938 konnten Max Besser und seine Frau Käthe eine wesentliche Voraussetzung für ihre Auswanderung nach Palästina erfüllen. Ihre Tochter Mirjam, geb. 5.3.1909, lebte bereits seit 1933 dort mit ihrem Ehemann Dr. med. John Toeplitz.

Der Auswanderung des Ehepaars Besser nach Palästina schien nichts mehr im Wege zu stehen. Dennoch zerschlug sie sich. Die Gründe dafür sind nicht bekannt.

Max Besser und seine Frau Käthe stammten beide aus der Provinz Posen und lebten seit 1903 in Hamburg. Max Besser wurde am 28.10. 1877 in Lissa geboren, Käthe Besser, geb. Bischofswerder, am 5.1.1890 in Birnbaum.

Am 10. März 1907 beantragte Max Besser seine Mitgliedschaft in der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg. Vor dem Ersten Weltkrieg wohnte und praktizierte er in der Süderstraße.

Er nahm am Ersten Weltkrieg teil. Die in der Zeit aufgelaufenen Steuerschulden wurden ihm wie allen Kriegsteilnehmern bis zur Rückkehr "aus dem Felde" gestundet.

Bis 1936 verfügte der beliebte Hausarzt über ein gutes Einkommen. Seine Praxis Dimpfelsweg 1 lag auf der Grenze zwischen "Oben" und "Unten Hamm", dem Hamm der "Bürger" und dem der Arbeiter.

Als Weltkriegsteilnehmer war er nicht gleich von dem Berufsverbot für Ärzte betroffen. Nach Entzug der Kassenzulassung 1938 sank sein Einkommen drastisch. Im Oktober 1939, als klar war, dass die Emigration gescheitert war, erhielt er die Zulassung als "Krankenbehandler" für jüdische Patienten. Im Januar 1940 wurde sein Vermögen einer Sicherungsanordnung unterworfen, und er erhielt einen monatlichen Freibetrag von 425,– RM zugestanden. 1938 war er in eine 4-Zimmer-Wohnung in die Bogenstraße 15 gezogen, wo er auch praktizierte.

Nach der ersten Deportation von Hamburger Juden in den Osten im Oktober 1941 beschloss das Ehepaar Besser, sich eher selbst das Leben zu nehmen, als es sich aus der Hand nehmen zu lassen. Als sie den Deportationsbefehl zum 8. November 1941 nach Minsk erhielten – die Nummern 78 und 79 auf der Liste –, vergifteten sie sich gemeinsam mit Schlafmitteln.

Es lebten keine Angehörigen in Hamburg. Käthe Bessers Mutter, Selma Bischofswerder, wohnte in Berlin. Sie gab telegraphisch die Leichen zur Beerdigung frei. Max und Käthe Besser ruhen auf dem Jüdischen Friedhof in Ohlsdorf.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2 FVg 3585, R 1940/87; 4; 5; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle 1942/272; BA Bln., Volkszählung 1939; mündliche Mitteilungen Frau B.

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