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Margarethe und Percival Windmüller
© Privatbesitz

Dr. Sidney Percival Windmüller * 1865

Hirschgraben 58 (Hamburg-Mitte, Hamm)

1942 Theresienstadt
ermordet 05.11.1942

Weitere Stolpersteine in Hirschgraben 58:
Gertrud Windmüller

Gertrud Windmüller, geb. Friedländer, geb. 24.1.1891 Hamburg, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum dort am 11.7.1944
Dr. med. Percival Sidney Windmüller, geb. 25.7.1865 New York, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, Todesdatum dort 5.11.1942

Hirschgraben 58

Der Enkel Percival Sidney Windmüllers, Jan Percival Windmüller, berichtete 2006, dass sein Großvater, am 25.7.1865 in New York geboren und "Amerikaner", 1892 nach Hamburg gekommen sei und als Arzt bei der Choleraepidemie geholfen habe. Er sei in Hamburg eingebürgert und in Anerkennung seiner Verdienste mit einer Medaille geehrt worden. Percival Sidney Windmüller sei ein Tüftler gewesen, hoch musikalisch und habe in seiner eigenen Welt gelebt. 1929 veröffentlichte er eine Studie über Amalgam als Zahnfüllung. Da sei er schon von seiner Frau Margarethe, geschieden gewesen, einer selbstbewussten extravaganten Frau aus einer wohlhabenden Familie.
Percival Sidney Windmüller stammte aus einer verzweigten jüdischen Familie am Übergang von Tradition zu Assimilation. Sein Vater Salomon Siegmund war am 27.7.1830 als Zwillingsbruder von Nehemias Eduard Windmüller geboren worden. Die beiden hatten je drei ältere und jüngere Geschwister, die das Erwachsenenalter erreichten und auf verschiedene Weise miteinander verbunden blieben: die Schwestern Frumid Fanny und Friederica, den Bruder Abraham Philip, genannt Adolph, die Schwester Julie, den Bruder Hermann Henry und als Nachkömmling, 25 Jahre nach Fanny geboren, Hanna. Der Großvater Philip Hirsch Windmüller war am 28.7.1795 in Altona geboren worden und hatte am 28.4.1822 die ungefähr zehn Jahre jüngere Adelheid Bauer geheiratet. Er war wohlhabend geworden und starb am 29. Januar 1888 im Alter von 92 Jahren als Patriarch einer großen Familie.
Nehemias Eduard Windmüller wanderte 1848 mit 18 Jahren nach New York aus, sein Zwillingsbruder Salomon Siegmund folgte ihm einige Monate später. Beide benötigten die Einwilligung ihres Vaters, da sie noch nicht volljährig waren. Während Eduard bald nach Hamburg zurück kehrte, blieb Salomon Siegmund in den USA und ließ sich 1855 einbürgern. Anders als sein Zwillingsbruder, wandte er sich vom jüdischen Glauben ab und bezeichnete sich hinfort als konfessionslos.
Wie Siegmund Philip Windmüller, so nannte sich Salomon Siegmund nun, seine Ehefrau Alice, geb. Tobias, geboren 1844 in Huddersfield/Yorkshire in England, kennen lernte, wissen wir nicht, wahrscheinlich auf einer seiner Geschäftsreisen oder die ihres Vaters. Sie war die Tochter des am 16.9.1811 in Schneidemühl, damals Provinz Westpreußen, geborenen Simon Tobias und der am 6.10.1820 in Gnoien bei Rostock geborenen Zerline Nathan. An deren Familienwohnsitz in Güstrow in Mecklenburg, wurden Siegmund Philip Windmüller und Alice Tobias am 20. September 1864 getraut. (Alice’ Schwester Charlotte, geb. 1842, hatte bereits 1861 in Berlin geheiratet, die Schwestern Clementine und Adele waren noch ledig.)
Am 9. Dezember 1864 reiste Siegmund Philip Windmüller mit seiner jungen Ehefrau Alice nach New York. Dort brachte sie am 25.7.1865 ihren einzigen Sohn zur Welt, Percival Sidney. Sie sah ihre Mutter nie wieder, denn diese starb am 28. Dezember 1865 in Güstrow. Ihr Vater wanderte danach mit den Töchtern Clementine und Adele ebenfalls nach New York aus.
Percival bekam am 8.1.1867 eine Schwester, die nach ihrer Großmutter Celine mit dem Zusatz Marion genannt wurde. Die beiden Geschwister wuchsen zunächst konfessionslos auf. Sie waren noch keine acht Jahre alt, als ihre Mutter, Alice Windmüller, am 10. Juni 1873 in New York starb. Der Vater kehrte im darauf folgenden Jahr mit den Kindern nach Hamburg zurück. Die Familie hatte inzwischen ihren Wohnsitz von Altona nach Hamburg verlegt und sich im Grindelviertel, in Harvestehude und Rotherbaum niedergelassen.
Siegmund Philip Windmüller, immer noch "Amerikaner", ging am 16. Mai 1876 eine zweite Ehe ein. Er heiratete seine Nichte Helene Elias, geb. am 16.8.1850 in Altona. Sie war die Tochter seiner ältesten Schwester Fanny (geb. 15.6.1823) und ihres Ehemannes Julius Elias. Als Trauzeugen fungierten ihre Eltern. Im ersten Jahr ihrer Ehe brachte Helene eine Tochter zur Welt, Julia Alice. Ihr folgte ein Sohn, Robert, der jedoch 1884 im Alter von nur zwei Jahren starb. Am 27.2.1885 wurde Adele Gertrud geboren. Inwieweit die Halbgeschwister miteinander aufwuchsen, ist nicht bekannt. Siegmund Philip Windmüller lebte mit seiner zweiten Familie zeitweilig in England. Percival Sidney und Celine blieben vermutlich in der Obhut von Verwandten.
Der Patriarch Philip Hirsch Windmüller, geb. 28.7.1795 in Altona, seit dem 28.4.1822 verheiratet mit Adelheid Bauer, bestellte nach dem Grundsatz, mit dem er sein Testament einleitete: "Es ist die Pflicht eines jeden Menschen zu jeder Zeit auf seinen Tod bedacht zu sein", im Dezember 1878 sein Haus. Er hatte es zu einem gewissen Wohlstand gebracht, den Töchtern Aussteuern mitgegeben, seinen behinderten Bruder Heymann unterstützt und wollte ihn wie seine eigene Witwe und die verwitweten Töchter weiterhin versorgt wissen. Als Testamentsvollstrecker und Vermögensverwalter setzte er seinen ältesten Sohn Abraham Adolph und den Schwiegersohn Samuel Raphael Levy, Ehemann der Tochter Julie, ein und bedachte die Haushälterin und die Köchin sowie alle Kinder mit nennenswerten Summen, ausgenommen Siegmund Philip. Der einzig plausible Grund dafür dürfte seine amerikanische Staatsangehörigkeit gewesen sein. Am 21.12.1880 starb Adelheid Windmüller, am 29.1.1888 ihr Ehemann Philip Hirsch im Alter von 92 Jahren. Beide wurden auf dem Grindelfriedhof beerdigt.
Inzwischen hatte Percival Sidney seine Schulzeit abgeschlossen und studierte Medizin in Rostock, Berlin und Göttingen, ging August 1891 nach Amerika und kehrte zurück, um in Deutschland als Zahnarzt zu praktizieren. Der Chef des Medizinal Colloquiums machte die hiesige Zulassung zur Praxis von der deutschen Staatsangehörigkeit abhängig. Die amerikanische verfiel mit dem Antrag. Mit diesen Erläuterungen versehen, stellte er am 13. August 1892 ein Gesuch um Aufnahme in den Hamburgischen Staatsverband.

Percival Sidney Windmüller war am 27. Oktober 1890 in Göttingen mit einem "Beitrag zur Casuistik der Kiefertumoren" zum Dr. med. et chir. promoviert worden. Seine Approbation erhielt er kurz darauf. Die Tatsache, dass sein Vater die Hamburgische Staatsangehörigkeit besaß und Verwandte positive Leumundszeugnisse für ihn ausstellten, begünstigte seinen Antrag; am 7. September 1892 wurde er naturalisiert.
Seine Schwester Celine hatte am 24. August 1890 den aus Hamburg gebürtigen Naftali Hermann Levy (geb. 27.4.1860) geheiratet, der zu der Zeit in Wien lebte. Ihre Trauzeugen waren ihre Onkel Simon Polack, der Ehemann ihrer Tante Hanna, und Abraham Adolph Windmüller, der seinem Vater Philip Hirsch als Familienoberhaupt folgte. Aus dieser Ehe ging der Sohn Robert Alfred hervor (geb. 10.12.1894), der 1938 in Brünn in der Slowakei seinen Nachnamen in Lenhardt änderte und den Zweiten Weltkrieg überlebte.
Solange Percival Windmüller ledig war, wohnte er bei seinen Eltern in der Dillstraße 2, später in der Klosterallee 26, und betrieb nachweislich ab 1894 eine Zahnarztpraxis in der Esplanade 40. Vor und nach der Sprechstunde behandelte er Patienten in seiner Wohnung und in einer Poliklinik. Am 24. Juni 1901 heiratete er Margarethe, geb. Simon, geb. 11.3. 1883 in Hamburg. Sie stammte aus einer großbürgerlichen Familie. (s. dieselbe) Ihre Trauzeugen waren nicht ihre Väter, obwohl diese noch lebten, sondern die Kaufleute Moritz Stavenhagen und Julius Reyersbach, denen sie verwandtschaftlich verbunden waren. Percival Sidneys Vater Siegmund Philip starb fünf Wochen später im Alter von 71 Jahren. Sein Zwillingsbruder Nehemias war Anfang des Jahres 1901 in Sussex/England gestorben. Ihre Lebenswege hatten sich 1895 durch Nehemias’ Auswanderung nach Kapstadt wieder getrennt.
Das Ehepaar zog in die Hagedornstraße 25 und 1904 in den langjährigen Familienwohnsitz in der Hochallee 57. 1903 wurde Kurt geboren. Ihm folgten Lilly, geb. 1904, Denny = Harald, geb. 1911, sowie Henning, geb. 1913. Kurt starb bereits 1918 durch Selbstmord. Er war zusammen mit seinen Eltern und den Geschwistern Lilly und Harald am 9. März 1914 in der St. Johannis-Kirche in Hamburg-Harvestehude getauft worden. Die Gründe für diesen Schritt sind ebenso wenig bekannt wie die für Kurts Tod und Hennings spätere Taufe.
Die Ehe wurde am 10. Dezember 1926 geschieden. Percival Windmüller verlegte vorübergehend seine Praxis an seinen Wohnsitz in die Hochallee, gab das Haus um 1930 auf und zog in die Colonnaden 47, wo er auch praktizierte, bis ihm die Zulassung entzogen wurde. Nach der Verabschiedung der Nürnberger Rassegesetze im September 1935 wandte er sich angesichts seiner bedrohten Situation an die Mecklenburgische Sippenkanzlei in Schwerin in der Hoffnung, mütterlicherseits eine "arische" Großmutter nachweisen zu können. Nach seiner Erinnerung habe die Großmutter Hahn, geheißen und mit ihrem Ehemann auf einem Gut in der Nähe von Güstrow gelebt. Seine Hoffnung wurde enttäuscht, die Erinnerung des Namens Hahn statt Nathan beruhte auf einem Irrtum.
Percival Windmüller, inzwischen völlig mittellos geworden, ging eine zweite Ehe ein. Seine Frau Gertrud, geb. Friedländer, war 26 Jahre jünger als er, geschieden und Mutter von zwei Kindern. Sie entstammte einer wohlhabenden jüdischen Hamburger Familie, die trotz aller wirtschaftlichen Einbrüche noch über Einkommen und ererbtes Vermögen verfügte. Der Vater, Adolf Arthur Friedländer, war Kaufmann und Bankdirektor, die Mutter Martha, geb. Jacobi, kam ebenfalls aus einer Kaufmannsfamilie. Sie heirateten am 29. Dezember 1889, am 14.1.1891 kam Gertrud Franziska zur Welt, vier Jahre später wurde ihr Bruder Edgar (1.5.1895) geboren. Über Gertrud Friedländers Werdegang sind keine Einzelheiten bekannt, doch ist davon auszugehen, dass sie die Ausbildung einer "Höheren Tochter" erhielt. Ab ihrem neunten Lebensjahr wohnte die Familie in die Tesdorpfstraße 8 in Hamburg-Rotherbaum.

Das Leben der Familie war von Entwicklungsschwierigkeiten des einzigen Sohnes, Edgar, überschattet. Was sich zunächst als Schulschwierigkeiten darstellte, wurde zu einer psychischen Erkrankung, die mit der Unterbringung in der damaligen "Irrenanstalt Friedrichsberg" endete, wo er 1917 starb.
Mitten im Ersten Weltkrieg, am 30. September 1916, heiratete Gertrud den fast 16 Jahre älteren Adolf Moll, der später zum Dr. phil. promoviert wurde. Er war Lutheraner, geboren 1874 in Neuvorwerk/Mecklenburg, wo seine Eltern in Zarpen (heute: Kreis Stormarn) eine Ziegelei betrieben. Adolf Moll war musikwissenschaftlicher Lehrer, Komponist, Stimm- und Sprachforscher. Sie lebten in Hamburg.
Gertrud Moll konvertierte und ließ auch ihre 1918 und 1920 geborenen Kinder Siegfried und Agathe taufen. Für Gertrud Moll wiederholte sich die Erfahrung der Belastung einer Familie durch ein geistig schwaches Kind, nun durch ihre eigene Tochter. Ob das eine Rolle spielte, als die Ehe im April 1932 geschieden wurde, ist nicht bekannt. Etwa zur gleichen Zeit wurde Adolf Moll pensioniert. Sein Ruhegehalt reichte nicht für die Finanzierung des Unterhalts und der Ausbildung der Kinder, dafür kam die Großmutter Martha Friedländer auf. Als Agathe Moll wegen ihrer geistigen Schwäche sterilisiert werden sollte, kämpfte ihr Vater mit Erfolg gegen den Eingriff.
Gertrud Molls Vater Adolf Friedländer war nach 1933 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, doch blieb das Erbe seiner Frau und seiner Tochter zunächst unberührt. Als er am 5,4.1935 starb, wurde er auf dem jüdischen Friedhof an der Ihlandkoppel neben seinem Sohn Edgar beigesetzt.
Gertrud Moll wohnte indes in der Jordanstraße 53, in der Nähe ihrer Mutter, die sie und die Kinder finanziell unterstützte. Mit der Heirat 1939 zog Percival Windmüller zu ihr. Kurze Zeit danach trat er zwangsweise der Reichsvereinigung bei, seine Frau und ihre Kinder wurden ebenfalls als Mitglieder geführt, obwohl die geschiedene Ehe eigentlich eine "privilegierte Mischehe" gewesen war. Die Kinder überlebten die Verfolgung.
Seine Kinder aus erster Ehe waren inzwischen erwachsen geworden: 1938 hatten Denny/Harald und Mathel Cohn geheiratet, 1939 ging der Sohn Henning als Kriegsfreiwilliger nach Finnland, um dem Wehrdienst in NS-Deutschland zu entgehen. 1942 erhielt er als Dank für seine Einsätze die finnische Staatsbürgerschaft.
Lilly Windmüller lebte als ausgebildete Säuglingsschwester in wechselnden Haushalten. Die geschiedene Margarethe Windmüller arbeitete als Kunstgewerblerin und Fotojournalistin, zeitweise unter dem Pseudonym Sundström, für verschiedene Presseorgane.

Percival Windmüller war inzwischen völlig mittellos geworden, wie ein Schreiben an den Jüdischen Religionsverband Hamburg ausweist, das einzige handschriftliche Dokument dieses bemerkenswerten Arztes. Dass er sich je um Auswanderung, speziell um Rückkehr in das Land seiner Geburt bemüht hätte, ist nicht bekannt.

Nach kurzem Aufenthalt in der Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn wurde seine geschiedene Frau Margarethe Windmüller, an "hypothymer Querulanterie" erkrankt, dazu an einem Orbitaltumor, am 28. September 1940 in die Anstalt Berlin-Buch verlegt. Nach einer weiteren Verlegung in die Heil- und Pflegeanstalt Wittenau und einer kurzzeitigen Rückverlegung nach Berlin-Buch wurde sie am 14. Januar 1941 in Bernburg in der dortigen Heil- und Pflegeanstalt ermordet.
Mit dem ersten Transport Hamburger Juden in den Osten, am 25. Oktober 1941, wurden Lilly, Dennis/Harald und Mathel Windmüller (s. dieselben) sowie Lisbet Engelmann, die Tochter seines Trauzeugen Julius Reyersbach und Enkelin seines Onkels Nehemias, ins Getto Lodz deportiert.
Percivals Halbschwester Julia Alice, genannt Egele, (s. dieselbe) hatte sich der "Evakuierung" durch Suizid entzogen. Dem dritten Abtransport Hamburger Juden in den Osten im Herbst 1941, der nach Minsk führte, wurde Percivals Cousine Johanna Maaß (s. dieselbe) zugewiesen. Mit dem letzten Transport jenes Jahres, der Hamburg am 6. Dezember verließ und nach Riga führte, verließen Percivals Halbschwester Adele Gertrud Ruppin (s. dieselbe) und Lisbets Schwester Olga Reyersbach (s. dieselbe) Hamburg für immer.
Am 20. Januar 1942 erließ der Oberfinanzpräsident eine "Sicherungsanordnung" für Martha Friedländer, von der nicht nur sie, sondern auch ihre Tochter und der Schwiegersohn sowie ihre Enkelkinder abhängig waren. Sie konnte nur noch frei über einen Betrag von 240 RM monatlich verfügen, erwirkte aber eine Verlängerung der Unterstützung für ihre Tochter in Höhe von 390 RM für sechs weitere Monate. Diese Sechsmonatsfrist endete exakt mit der Deportation Gertrud Windmüllers.

Am 12. Februar 1942 zogen Percival und Gertrud Windmüller in die Kielortallee 22, ein "Judenhaus". Von dort wurden sie am 15. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, mit ihnen auch Percivals Cousine Elisabeth Windmüller (s. dieselbe). Mit dem nächsten Transport aus Hamburg trafen seine Schwägerin Paula Rehtz, eine Schwester seiner ersten Ehefrau, und der Cousin Oscar Polack, Sohn von Percival Windmüllers jüngster Tante Hanna, ein. In dem völlig überfüllten Getto war die Sterberate sehr hoch. Bis zu seinem Tod am 5. November 1942 besuchte Paula Rehtz ihren Schwager Percival Windmüller noch.
Vor ihm waren schon Elisabeth Windmüller und Oscar Polack den tödlichen Lagerbedingungen erlegen. Gertrud Windmüller erlebte noch, wie ihre Mutter Martha mit dem Hamburger Transport vom 5. Mai 1943 in Theresienstadt eintraf und dort am 1. September 1943 starb. Sie selbst starb in Theresienstadt am 11. September 1944, sechs Wochen nach dem Besuch des Komitees vom Internationalen Roten Kreuz.

Nach ihrer Befreiung aus Theresienstadt suchte Paula Rehtz ihre Verwandten. 1949 erhielt sie einen ersten Brief von Henning Windmüller aus Finnland und schilderte ihm in ihrer Antwort, was sie über den Verbleib der Angehörigen wusste. Seine Absicht, nach dem Krieg nach Hamburg zurückzukehren, gab er wegen der belastenden gesellschafts-politischen Situation im Deutschland der 1950er Jahre auf und blieb in Finnland. Dass er der einzige Überlebende der engeren Familie war, belastete ihn bis zu seinem Tod.

Stand: Januar 2018
© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 2; 4; 5; 9; Hamburger Adressbücher; Staatsarchiv Hamburg; 131-1 I Senatskanzlei, 33 w 757; 213-13 Restitution, 7750; 332-5, diverse Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden; 232-3 Testamente, H 11192, H 11441; 352-8/7 Langenhorn, Abl. 1, 1995, 26469; 522-1, Jüdische Gemeinden, 992 d Steuerakten Bd. 34; 992 e 2 Deportationslisten Bd. 5; Staatsangehörigkeitsaufsicht, B III N. 42918; Landesarchiv Berlin, ARep 003-04-01 Nr. 21998 (Aufnahmebuch HPA Buch), Nr. 115 (Verlegungslisten), Nr. 162 (Abrechnungslisten), von Dr. Hannelore Dege 2017 erforscht und dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt; Ev.-luth. St. Johannis-Kirche Hamburg-Harvestehude, Taufregister 1914; www.juden-in-mecklenburg.de, Zugriff 21.1.2018, mit besonderem Dank an Sylvia Ulmer ; Enzyklopädie des Holocaust. Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden. Hauptherausgeber: Israel Gutman. München Zürich. 2. Aufl. 1998, Band III, S. 1406; persönliche Mitteilungen von Angehörigen.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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