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Bereits verlegte Stolpersteine



Carl Nickels * 1885

(Hamburg-Nord, Fuhlsbüttel)


Verhaftet 1940
KZ Fuhlsbüttel
ermordet 07.01.1941

Weitere Stolpersteine in Flughafen Terminal 2 Abflug:
Dr. Kurt Adams

Carl Nickels, geboren am 14.9.1885 in Kiel, verhaftet am 3.1.1941, gestorben am 4.1.1941 im KZ-Fuhlsbüttel

Flughafen Hamburg – Terminal 2 Abflug (früher Lilienthalstraße 20)

Carl Nickels war mit Berta Nickels verheiratet und hatte zwei Kinder. Die Familie wohnte im Lilienthalblock 4, unweit des Flughafens Fuhlsbüttel. Von Beruf Vorkalkulator, arbeitete Nickels bis 1941 als Leiter des Kalkulationsbüros der Firma C.H.F. Müller AG (Röntgen-Müller) in Hamburg-Fuhlsbüttel. Der bekennende Antifaschist und Gewerkschafter stand den Sozialdemokraten nahe, für eine Mitgliedschaft in der SPD gibt es jedoch keine Belege. Nickels wurde am 4. Januar 1941 im KZ-Fuhlsbüttel erhängt in seiner Zelle aufgefunden.

In der Weihnachtswoche 1940 besuchte Nickels mit dem Kollegen Arthur Helms die Gastwirtschaft von Morr in der Röntgenstraße, Hamburg-Fuhlsbüttel. Dort trafen die beiden auf den Leiter der Einkaufsabteilung der C.H.F. Müller AG, Otto Apel. Die Runde diskutierte über Politik, Nickels soll gesagt haben: "Wenn der Krieg einmal zu Ende ist, werden den Offizieren nicht nur die Achselstücke abgerissen wie letztes Mal, sondern es passiert noch etwas anderes." Auf Druck eines weiteren Kollegen, Ernst Garn, Meister der Glasbläserei bei C.H.F. Müller, meldete Otto Apel die Äußerungen Nickels der Gestapo.

Die Denunziation führte zur Verhaftung Nickels durch die Gestapo am 3. Januar 1941 während der Arbeitszeit, etwa um 10 Uhr vormittags. Nach Angabe der Beamten, die ihn verhaftet hatten, wurde Nickels daraufhin von 11 Uhr morgens bis 2 Uhr nachts verhört und anschließend in das KZ-Fuhlsbüttel verbracht. Dort soll er eine Stunde später erhängt in seiner Zelle aufgefunden worden sein.

Noch nach Ende des Zweiten Weltkrieges teilte die Justizbehörde der Witwe Berta Nickels mit, sie habe kein Anrecht auf finanzielle Unterstützung, da ihr Mann nicht Opfer der Gestapo geworden sei, sondern den Freitod gewählt habe. An dieser Version bestehen jedoch massive Zweifel. Nickels Witwe und sein Kollege Wilhelm Heinssen durften die Leiche am Beerdigungstag im Hafenkrankenhaus sehen. Anhand von großen Blutflecken im Haar des Toten stellten sie fest, das Nickels offenbar schwere Kopfverletzungen erlitten hatte. Verletzungsspuren am Halse der Leiche waren durch den Kragen eines Papierhemdes verdeckt.

Stand: Januar 2023
© Kurt Stukenberg, Recherchen: Margot Löhr

Quellen: StaH, 332-5 Standesämter, Heiratsregister, 13629 u. 376 / 1931; StaH, 332-5 Standesämter, Sterberegister, 9925 u. 25/1941 Carl Nickels, 10258 u. 759/1972 Bertha Nickels, 332-5, 7482 u. 882/1973 Ewald Nickels; StaH, 351-11 Wiedergutmachungsamt, 7311 Bertha Wilhelmine Nickels; StaH, 741-4 Fotoarchiv, K 2506 L Hausmeldekartei Lilienthalplatz 4; Auskünfte Bernd Reher aus dem Einwohnermelderegister Ahrensburg am 28.4.2010; Auskunft aus dem Geburtsregister Carl Nickels, Stadtarchiv Kiel am 23.2.2009.

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