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Bereits verlegte Stolpersteine



Amalie Noafeldt * 1881

Johnsallee 68 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1942 Theresienstadt
1944 weiterdeportiert nach Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Johnsallee 68:
Ella Michel, Dr. Hans Rosenbaum, Henriette Voss

Noafeldt Amalie, geb. 18.5.1881, deportiert am 19.7.1942 nach Theresienstadt; von dort am 9.10.1944 weiterdeportiert nach Auschwitz

Die allseits geachtete, ledige Krankenschwester fungierte jahrelang als Oberin des Siechenheimes der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs in der Schäferkampsallee 29, wo sie die Verantwortung für schließlich ca. 30 Bewohner trug. Auch sie selbst lebte in dem Haus, dessen wirtschaftliche Leitung sie mit einem Inspektor teilte. Die ärztliche Betreuung hatte Prof. Siegfried Korach übernommen.

Im November 1940 versuchte Amalie N., in die USA auszuwandern. Wahrheitsgemäß gab sie der Behörde an, keinerlei Vermögen außer RM 200 Bargeld zu besitzen. Sie erhielt die erforderliche Unbedenklichkeitsbescheinigung und den Reisepaß ausgehändigt. Der Schätzer hatte ihr Handgepäck auf einen Wert von insgesamt RM 400 und das Reisegepäck auf 875 RM taxiert (wofür er RM 25,78 Honorar erhielt). Es handelte sich größtenteils um gebrauchte Sachen, für 177 RM hatte Amalie N. einige Anschaffungen getätigt, deren Preis sie noch mal an Golddiskontobank entrichten mußte. Die Liste des Umzugsguts enthielt auch die Schwesternkleidung, "vom Mutterhaus der Schwesternvereinigung geliefert", denn sie beabsichtigte, so gab sie an, wenn möglich, im alten Beruf zu arbeiten.

Am geplanten Reiseweg zeigt sich, wie beschwerlich und langwierig das Reisen durch den Kriegsbeginn geworden war: Sie wollte über Rußland und Japan nach Balboa, einer Hafenstadt in der Panamakanalzone. Da sie die Reisekosten selbst nicht tragen konnte, waren von einer jüdischen Hilfsorganisation im New Yorker Büro der Hamburg-Amerika-Linie $ 47 für sie eingezahlt worden, die ihr für Verpflegung und Aufenthaltskosten unterwegs ausgehändigt werden sollten. Obwohl damit alle erforderlichen Angelegenheiten erledigt waren, scheiterte die Emigration, denn – so die Akten - Japan versagte ihr ein Visum. So blieb sie in Hamburg und betreute weiterhin die Bewohner des Siechenheims in der Schäferkampsallee 29, wobei sie selbst im Jüdischen Krankenhaus lebte, das sich in der Johnsallee 68 befand.

Als die Heiminsassen (und Amalie N.) nach Theresienstadt deportiert worden waren, wurde das Krankenhaus in die Räumlichkeiten in der Schäferkampsallee verlegt. Amalie N. erhielt den Deportationsbefehl noch in der Johnsallee 68. Sie war 61 Jahre alt.

In Theresienstadt erkrankte sie an Lungenschwindsucht. Sie lag deshalb lange im provisorisch eingerichteten Lungenkrankenhaus und konnte auch nach ihrer Entlassung ihr Quartier im Herbst und Winter 1943 nicht verlassen. Ihren Weitertransport nach Auschwitz trat sie vom Krankenbett an, "zart, fein und gefaßt, wohlahnend, was ihr bevorstand", wie Käthe Starke, ein Mithäftling, ihren letzten Eindruck von Amalie N. festhielt.

© Beate Meyer

Quellen: StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; ebd., 314-15, Oberfinanzpräsident, FVg 8509; 522-1 Jüdische Gemeinden 992e; Käthe Starke, Der Führer schenkt den Juden eine Stadt, Berlin 1975; Deutsch-Jüdische Gesellschaft (Hrsg.), Wegweiser zu den ehemaligen jüdischen Stätten, Heft 2, Hamburg 1985; Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995.

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