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Hertha Lindenberg (geborene Caro) * 1901

Isekai 18 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1942 Theresienstadt
ermordet 1944 Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Isekai 18:
Hugo Heimann

Hertha Lindenberg, geb. Caro, geb 7.4.1901 in Köln, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, am 15.5.1944 nach Auschwitz weiterdeportiert

Isekai 18

Über Hertha Lindenbergs Leben wissen wir nur sehr wenig. Sie wurde am 7. April 1901 als Tochter von Isaac Caro und seiner Ehefrau Sophie, geb. Brettheimer, geb. 6. September 1876, in Köln geboren. Sie hatte zwei jüngere Geschwister, Kurt, geb. ca. 1910, und Anni, geb. ca. 1912. Mit 24 Jahren heiratete sie den evangelischen Artisten Hans Hermann Lindenberg, mit dem sie auch zusammen auftrat.

Aufgrund der ständig wechselnden Engagements musste das Ehepaar Lindenberg auch den Wohnort ständig verändern. Wenn sie in Hamburg waren, lebten sie an der Langen Reihe Nr. 39. Im Jahre 1932 zogen Hertha und Hans Hermann Lindenberg nach Merseburg. Als Jüdin durfte Hertha nicht mehr öffentlich auftreten und verlor damit ihr eigenes Einkommen. Notgedrungen war sie auf den Unterhalt durch ihren Mann angewiesen. Im Jahre 1938 kam es offenbar zum Zerwürfnis zwischen den Eheleuten: Am 21. März 1939 wurde die Ehe offiziell geschieden und Hertha kehrte völlig mittellos nach Hamburg zurück, wo sie sich als Hausangestellte bei jüdischen Familien, die ihr auch Unterkunft gewährten, verdingte.

Als sie am 11. Mai 1939 die Mitteilung bekam, dass ihr geschiedener Mann lediglich 150 RM Unterhalt an sie zu zahlen brauchte, versuchte sie sich das Leben zu nehmen. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie bei Martha und Siegmund Hildesheimer in der Isestraße 81 b. Von dort aus wurde sie ins Israelitische Krankenhaus eingeliefert. Sie überlebte den Selbsttötungsversuch, war aber inzwischen so verarmt, dass sie die Krankenhauskosten nicht bezahlen konnte und die Fürsorge für die Begleichung der Rechnung aufkommen musste.

Hertha Lindenberg trug sich mit Auswanderungsgedanken. Im Jahr 1939 nahm aber kein Land und keine Stadt der Welt mittellose Jüdinnen und Juden auf. Die einzige Ausnahme war Schanghai. Zur Einreise nach Schanghai benötigte man weder ein Einreisevisum noch ein Affidavit oder andere Bürgschaften.
Es gelang ihr, einen Platz auf der "Viktoria" zu buchen, die am 14. September 1939 den Hamburger Hafen Richtung Schanghai verlassen sollte. Das Reisegepäck, bestehend aus 5–6 Koffern mit ihren Kleidern sowie Bühnenrock, Bühnenschuhen, Noten, Vertragsmaterial, Bühnenbildern und einem von der dazu staatlich legitimierten Firma Wempe, Alsterarkaden 7, gepackten und versiegelten Paket mit Messern, Gabeln, Löffeln und einigen unechten Schmuckstücken, wurde am 11. September 1939 als "Umzugsgut" genehmigt. Der Devisenstelle hatte sie am 28. August 1939 schriftlich mitgeteilt: "Ich erkläre hiermit, dass nach meiner Auswanderung keinerlei Vermögenswerte in Hamburg zurück bleiben. Ich verfüge über keinerlei Mittel und muß alle Hebel in Bewegung setzen, um die Unkosten meiner Auswanderung von meinem geschiedenen Ehemann zu erhalten."

Aber alle Anstrengungen erwiesen sich als vergebens. Ob Hans Hermann Lindenberg die Schiffspassage nicht vollständig bezahlte, ob die zuständige Behörde den Reisepass nicht rechtzeitig aushändigte, ob die "Viktoria" nach dem am 1. September 1939 begonnenen Krieg gegen Polen nicht mehr auslaufen durfte, oder ob Hertha noch so kurz vor der rettenden Ausreise erkrankte, wir konnten es nicht in Erfahrung bringen. Die traurige Folge war, dass Hertha Lindenberg, nachdem sie weiterhin bei jüdischen Familien als Hausgehilfin gewohnt und gearbeitet hatte, am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert wurde. Ihre letzte Wohnadresse lautete: bei Hugo Heimann, Isekai 18.

Nach Mitteilung des Internationalen Roten Kreuzes wurde sie am 15. Mai 1944 von Theresienstadt in das Vernichtungslager Auschwitz "überstellt", wo sich ihre Spur verliert.

© Lore Wieprecht

Quellen: 1; 2; 4; 5; 7; 8; AfW 070401 Lindenberg, Hertha; StaH 314-15 OFP, Fvg 7500; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 5.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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