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Bereits verlegte Stolpersteine



Frieda Mendel (geborene Davids) * 1880

Heinrich-Barth-Straße 17 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
FRIEDA MENDEL
GEB. DAVIDS
JG. 1880
DEPORTIERT 1942
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Heinrich-Barth-Straße 17:
Arnold Cohn, Chana Cohn, Sally Cohn, Jettchen Israel, Albert Rosenberg, Bertha Rosenberg, Otto Zimak, Helen(e) Zimak

Frieda Mendel, geb. Davids, geb. am 20.6.1880 in Liverpool Großbritannien, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz

Heinrich-Barth-Straße 17

Frieda, auch Frederica oder Friederica wurde am 20. Juni 1880 in Liverpool, Großbritannien als Tochter jüdischer Eltern geboren. Über die ersten vierzig Jahre ihres Lebens wissen wir nichts.

Als sie nach Hamburg gezogen war, heiratete Frieda am 8. Juni 1923 den Schlachtermeister Adolf Mendel (geb. 9.2.1870), der drei Jahre zuvor verwitwet war. Der ersten Ehe ihres Ehemannes entstammten zwei fast erwachsene Kinder, Emil und Rosa. Die vierköpfige Familie lebte in einer Stiftswohnung der Louis-Levy-Stiftung in der Bornstraße 22 im 3. Stock. Frieda arbeitete aller Wahrscheinlichkeit nach als Hausangestellte.
1923 stand Sohn Emil Mendel (geb. 30.10.1905) kurz vor der Beendigung seiner Schullaufbahn an der Talmud-Tora-Realschule. Er trat ab ca. 1925 eine kaufmännische Lehre bei Joseph Magnus Jr. an. Seine Schwester Rosa Mendel (geb.13.7.1907) arbeitete als Kontoristin.

Das Familienleben wurde im Mai 1933 erschüttert, als Emil im Schanzenpark – vermutlich aus politischen Gründen – verhaftet wurde. Monatelang befand er sich in Untersuchungshaft, bevor er am 4. Dezember zu zwei Jahren Zuchthaus in Fuhlsbüttel verurteilt wurde.

Im September 1935 verließ Rosa Mendel das elterliche Heim aus. Ihr weiterer Verbleib ist unbekannt.

Auch nach Emils Freilassung am 4. August 1935 aus dem Zuchthaus wurde es nicht ruhig um ihn. Am 10. Juni 1938 heiratete er in aller Hast Mary Rogers, um zwei Tage später erfolgreich über Belgien nach England zu fliehen, weil die Gestapo nach ihm suchte.

Die Eheleute Mendel lebten weiterhin in der Bornstraße 22, jedoch hatte sich ihre finanzielle Situation verschlechtert – seit 1936 empfingen sie Wohlfahrtsunterstützung.
Am 8. November 1941 verstarb Adolf Mendel im Jüdischen Krankenhaus in der Johnsallee 56 an einem Schlaganfall und einer Blasenentzündung. Er wurde in einem Reihengrab auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf beigesetzt.

Nach seinem Tod musste die verwitwete Frieda in das "Judenhaus" in der Heinrich-Barth-Straße 17 ziehen. Sie empfing weiterhin Wohlfahrtsunterstützung.
Am 10. Juli 1942 hatte sie sich im Jüdischen Gemeindehaus in der Hartungsstraße 9/11 einfinden, wo sie die letzte Nacht vor ihrer Deportation verbrachte. Am nächsten Tag verließ der Zug mit 300 Jüdinnen und Juden die Stadt Richtung Auschwitz. In den Unterlagen der Gedenkstätte Auschwitz findet sich kein Hinweis auf die Ankunft dieses Zuges. Jedoch ist davon auszugehen, dass Frieda Mendel und ihre Leidensgenossen unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern des Konzentrationslagers ermordet wurden.

Verbleib der restlichen Familienmitglieder
Emil Mendels Ehefrau Mary folgte ihm noch im Oktober des Jahres 1938 nach England. Zwei Jahre später verließ das Ehepaar Großbritannien dann in Richtung USA. Wegen eines haftbedingten Rückenleidens zog es ins warme Hollywood, wo Emil als Maschinist arbeitete.

© Esther Yen

Quellen: StaHH, 332-5 Standesämter, 8779 (322/23), Trauschein Adolf Mendel und Frieda Mendel; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992e 2 Band 4, Liste 3, Transport nach Ausschwitz am 11. Juli 1942 Liste 3, S. 39; Karin Guth: Bornstraße 22. Ein Erinnerungsbuch, Hamburg, München: Dölling und Galitz Verlag 2001; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinde, 922b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, Kultussteuerkarte Adolf Mendel, Emil Mendel, Frieda Mendel und Rosa Mendel; StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 31869 Wiedergutmachungsakte Mendel, Mary; StaHH, 351-11 Amt für Wiedergutmachung, 30536 Wiedergutmachungsakte Mendel, Emil; Hamburger Adressbücher (HAB) 1922-1941; StaHH, 332-5 Standesämter, 8174 2a) (368/41), Totenschein Adolf Mendel; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinde, 732 Bd. III, Friedhofsregister Ohlsdorf, S. 55; StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinde, 992e 2 Band 4, Liste 1, Transport nach Ausschwitz am 11. Juli 1942 Liste 1, S. 10; Beate Meyer: Rundgang. Stolpersteine im Grindelgebiet, und dies.: Die Deportation der Hamburger Juden 1941–1945, in dies. [Hg.] :Die Verfolgung und Ermordung der Hamburger Juden 1933–1945. Geschichte. Zeugnis. Erinnerung, Hamburg: Landeszentrale für politische Bildung 2006.

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