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Bereits verlegte Stolpersteine



Olga Meseritz (geborene Chanange) * 1890

Jungfrauenthal 53 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Riga

Weitere Stolpersteine in Jungfrauenthal 53:
Anne-Marie Caspary, Fritz Meseritz

Fritz Meseritz, geb. 5.2.1876 in Fürstenwalde /Brandenburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga

Olga Meseritz, geb. Chanange, geb. 5.12.1890 in Annaberg (Erzgebirge), deportiert am 6.12.1941 nach Riga

Fritz Meseritz wurde 1876 im brandenburgischen Fürstenwalde geboren. Seine Eltern Moritz Meseritz und Hulda geb. Fränkel (geb. 1850 im preußischen Ostrowo /Posen) kamen vor 1903 mit ihm nach Hamburg. Der Vater betrieb in Hamburg ein "Manufacturwaaren Spezialgeschäft" an der Ellernthorsbrücke 10, er verstarb ca. 1908. Die Witwe und ihr Sohn zogen nun vom Grindelberg 36 in eine Wohnung in einem zweigeschossigen Stadthaus im Jungfrauenthal 53. Wahrscheinlich führte der Sohn die väterliche Firma weiter.

Um 1912 heirateten Fritz Meseritz und die aus Annaberg im Erzgebirge stammende Olga Chanange. Hulda Meseritz zog nun in eine nahegelegene Wohnung im Jungfrauenthal 14 und überließ ihrem Sohn und seiner bald größer werdenden Familie die Wohnung Jungfrauenthal 53 im angesehenen Stadtteil Harvestehude. Die Wohnadressen deuten auf eine gesicherte finanzielle Situation der Familie.

Spätestens ab 1913 können Fritz Meseritz und seine Mutter Hulda Meseritz als Mitglieder der Jüdischen Gemeinde Hamburg nachgewiesen werden. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges, am 1. Juni 1914, starb die Mutter.

Fritz Meseritz musste ab 1915 als Soldat an den Kämpfen des Ersten Weltkrieges teilnehmen. Die väterliche Firma ruhte jetzt gänzlich, auch der Fernsprecheintrag wurde gelöscht. Nach dem Krieg wurde Fritz Meseritz Mitinhaber der 1919 gegründeten Firma "G. Stromeier & Co." für Maschinen und bautechnische Vertretungen, die ihren Sitz am Glockengießerwall 26 hatte und später in den Holzdamm 14 umzog.

Die "Machtergreifung" der Nationalsozialisten hatte auch für die Familie Meseritz weitreichende Konsequenzen. Juden wurden aus ihren Berufen gedrängt, jüdische Firmeninhaber verloren Konzessionen und Zulassungen. Ab Ende der 1930er Jahre konnten Jüdinnen oder Juden praktisch keinen Beruf im Angestelltenverhältnis ausüben oder größere Firmen betreiben. Die zunehmenden Diskriminierungen beeinträchtigten auch den Alltag und das Privatleben der jüdischen Bevölkerung. In dieser perspektivlosen und seit dem Novemberpogrom 1938 auch zunehmend gefährlicheren Lage entschloss sich die unverheiratete Tochter Suse Meseritz (* 2.10.1913), die zuletzt als kaufmännische Angestellte bei der Jüdischen Gemeinde tätig war, im Juni 1939 nach Lima /Peru zu emigrieren.

Bereits im Juli 1938 war die jüngere Tochter Ursula Meseritz (* 31.12.1919) mit der S.S. "BRITANNIC" von dem französischen Hafen Le Havre aus nach New York emigriert. Von dort aus reiste sie an die amerikanische Westküste nach Los Angeles. Der seit Oktober 1937 in den USA lebende Adolf Floersheim hatte ihr mit einer Bürgschaft die Einreise in die USA ermöglicht. Adolf Floersheim (geb. 1881) hatte vor seiner Emigration in Hamburg im Jungfrauenthal 55 gewohnt.

Die zurückgebliebenen Eltern Fritz und Olga Meseritz mussten schrittweise ab 1939 fast ihr ganzes Vermögen an den NS-Staat abliefern. Sie wollten ausreisen, aber eine Emigration erforderte Kapital, um die Schiffspassage bezahlen zu können und Vorzeigegelder für die Einreise nachzuweisen. Die Auswanderung scheiterte.

Der 65 jährige Fritz Meseritz und die 51 jährige Olga Meseritz wurden am 6.12.1941 aus ihrer Wohnung im Jungfrauenthal 53 ins Getto Riga deportiert. Wie die anderen Hamburger dieses Transports führte der Weg sie nichts ins Getto Riga selbst, sondern nach Jungfernhof, ein heruntergekommenes Stadtgut, das als Außenlager diente. Über das weitere Schicksal von Fritz und Olga Meseritz sowie ihr Todesdatum ist nichts bekannt.

© Björn Eggert

Quellen der Kurzrecherche: 1; 4; 8; StaHH 314-15 (Oberfinanzpräsident), FVg 6083 (Suse Meseritz); StaHH 314-15 (Oberfinanzpräsident), R 1940/859 (Fritz u. Olga Meseritz); StaHH 332-8 (Alte Einwohnermeldekartei), Hulda Meseritz; Amtliche Fernsprechbücher Hamburg 1904–1920; www.ancestry.de (eingesehen am 13.4.2009).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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