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Bereits verlegte Stolpersteine



Moritz Israel * 1866

Sternstraße 67 (Altona, Sternschanze)


HIER WOHNTE
MORITZ ISRAEL
JG. 1866
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.1.1943

Weitere Stolpersteine in Sternstraße 67:
Recha Josephsohn

Moritz Israel, geb. am 12.3.1866, deportiert am 15.7.1942 nach Theresienstadt, gestorben am 26.1.1943 in Theresienstadt

Sternstraße 67 (früher Sternstraße 61)

Moritz Israel war am 2. August 1866 in Lübeck als Sohn des in zweiter Ehe verheirateten David Israel und seiner Frau Henriette (Jette) zur Welt gekommen. Der Vater firmierte als "Krollhaarhändler", d. h. er handelte mit Pferdehaar, das als Polstermaterial Verwendung fand. Kurz nach Moritz‘ Geburt zog die Familie nach Hamburg. Über seine Jugendzeit und Ausbildung ist nichts bekannt. Lediglich aus seinen Musterungsunterlagen geht hervor, dass er den Beruf des Kommissionärs (selbstständiger Kaufmann) ausübte.

Er ließ sich 1920 bei der Jüdischen Gemeinde als Mitglied registrieren. Zu dieser Zeit wohnte er zur Untermiete in einer Wohnung in der Seilerstraße auf St. Pauli. Bis 1926 arbeitete er in fester Anstellung als Buchhalter, verlor jedoch seinen Arbeitsplatz aus ungeklärten Umständen. Den Akten der Wohlfahrtspflege, an die er sich wandte, ist zu entnehmen, dass er nach eigenem Bekunden immer wieder tageweise arbeitete und als Händler und Annoncensammler zumindest geringfügige Einkünfte erzielte, die jedoch nicht zum Lebensunterhalt ausreichten, sodass sich Mietschulden anhäuften. Sein Betreuer im Wohlfahrtsamt bemerkte im Oktober 1926: "I. versucht auf alle mögliche Art etwas zu verdienen und hat sich ohne fremde Hilfe auch immer durchgeschlagen." Auch im folgenden Jahr gelang es Moritz Israel trotz zahlreicher Versuche nicht, eine neue Anstellung zu bekommen. Unterstützung erhielt er in dieser Zeit sowohl von Seiten des Wohlfahrtsamtes als auch von der Deutsch-Israelitischen Gemeinde, sowie von nicht näher benannten Verwandten. Erst im April 1928 fand er wieder für ein Jahr feste Arbeit bei der Firma Franz Pollinger Ex-& Import. Sein fortgeschrittenes Alter erschwerte es ihm jedoch, im Anschluss eine weitere Beschäftigung zu finden. Von nun an bezog er dauerhaft Unterstützung durch das Wohlfahrtsamt, woran auch eine kurzzeitige Verpflichtung als Notstandshelfer in Diensten der Wohlfahrtsbehörde nichts änderte. Moritz Israel hatte aber auch keinen Anspruch auf Ruhegeld, da er nur bis 1921 Beiträge eingezahlt hatte.

Im Januar 1934 zog Moritz Israel für etwas mehr als ein Jahr in die Sophienstraße 56, die heutige Detlef-Bremer-Straße, wo er zur Untermiete wohnte. Im Juni 1935 wechselte er in den Haushalt seiner Schwester Recha Josephsohn, die als Witwe zusammen mit ihrer Tochter Johanna in der Sternstraße 61 lebte. Lediglich Johanna konnte zeitweise mit einem kleinen Einkommen als Kellnerin zur Aufbesserung der Haushaltskasse beitragen, während Moritz und seine Schwester vollkommen von der Wohlfahrtsunterstützung abhängig waren. Trotz der offensichtlichen Bedürftigkeit Moritz Israels lehnte er zusätzliche Zuwendungen ab. Offenbar wollte er keine Almosen annehmen. Dies geht sowohl aus seiner Wohlfahrtsakte von 1938 wie aus der des Jüdischen Religionsverbandes hervor, an den sich Moritz Israel in all den Jahren lediglich einmal wegen einer kleinen Lebensmittelspende gewandt hatte.

Im Januar 1939 wurde Moritz gezwungen, abermals umzuziehen, da seine Schwester in eine Stiftswohnung in der Schlachterstraße 46 zog. Er selbst kam zur Untermiete in der Rappstraße 15 bei Heinrich Mayer unter. Das Haus wurde später zu einem "Judenhaus". Dort bewohnte er ein ärmlich ausgestattetes Zimmer gegen eine Mietzahlung von 18 Reichsmark (RM). Im März 1942 war er aus unbekannten Gründen kurzzeitig im "Judenhaus" Kielortallee 24 untergebracht. Seine Deportation von Hamburg nach Theresienstadt erfolgte mit dem ersten großen Transport am 15. Juli 1942. Ein gutes halbes Jahr später starb Moritz Israel laut der von den jüdischen Ärzten in Theresienstadt am 26. Februar 1943 ausgestellten Todesfallanzeige an einer Harnvergiftung.

Seine Schwester war bereits im November 1941 zusammen mit ihrer Tochter nach Minsk deportiert worden. Sie wurde 1945 für tot erklärt.

Stand September 2015

© Thomas Rost

Quellen: 1; 3; 4; 7; AB 1890-1942; StaH StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten, 1316; StaH, 522-1 (Jüdische Gemeinden), 992 e 2 (Deportationslisten), Band 4, Liste 1; StaH 342-2 Militär-Ersatzbehörden, D II 44, Band II; Archiv der Hansestadt Lübeck, Israelitische Gemeinde Band 4, Familienverzeichnis der Personenstandsregister der Israelitischen Gemeinde Lübeck.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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