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Bereits verlegte Stolpersteine



Karl Schack * 1868

Großneumarkt 38 (vorm. Schlachterstraße) (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
KARL SCHACK
JG. 1868
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA

Weitere Stolpersteine in Großneumarkt 38 (vorm. Schlachterstraße):
Hanna Aghitstein, Julie Baruch, Ludwig Louis Baruch, Julius Blogg, Rebecca Blogg, Kurt Cossmann, Mathilde Cossmann, Frieda Dannenberg, Alice Graff, Leopold Graff, Flora Halberstadt, Elsa Hamburger, Herbert Hamburger, Louis Hecker, Max Hecker, Marianne Minna Hecker, Lea Heymann, Alfred Heymann, Wilma Heymann, Paul Heymann, Jettchen Kahn, Adolf Kahn, Curt Koppel, Johanna Koppel, Hannchen Liepmann, Henriette Liepmann, Bernhard Liepmann, Johanna Löwe, Martin Moses, Beate Ruben, Flora Samuel, Minna Schack, Werner Sochaczewski, Margot Sochazewski, verh. Darvill, Sophie Vogel, Sara Vogel

Karl Schack, geb. am 15.5.1868 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof
Kurt Schack, geb. am 19.3.1904 in Hamburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk (Stolperstein geplant)
Minna Schack, geb. Isenberg, geb. am 14.6.1878 in Hamburg, deportiert am 6.12.1941 nach Riga-Jungfernhof

Großneumarkt 38 (Schlachterstraße 46/47)

Karl Schack war am 15. Mai 1868 als zweites Kind des jüdischen Ehepaares Hirsch/Hermann Schack (geb.14.12.1839, gest. 2.5.1918) und Jette, geb. Worms (geb.10.11.1834, gest. 8.5.1911), in Hamburg geboren worden. Seine Eltern hatten am 29. Januar 1865 geheiratet. Die Familie, zu der die Kinder Hanna (geb. 21.10.1865), Max (geb. 3.6.1871), Leopold (geb. 21.11.1873, gest.11.9.1916) und Golda (geb. 29.8.1875, gest. 21.1.1937) gehörten, hatte zunächst in der 2. Elbstraße (heute Neanderstraße), dann Bei den Hütten 86 (heute Hütten) und seit 1901 im Eichholz 52 gewohnt. Der Vater sowie der Großvater mütterlicherseits, Kosmann Samuel Worms, waren Händler.

Karl Schack hatte nach einer kaufmännischen Ausbildung zunächst für verschiedene größere Firmen gearbeitet, bis er später als selbstständiger Reisender auf Provisionsbasis in der Textilbranche tätig war. Am 25. Mai 1903 hatte er die Hamburgerin Erna Burg (geb. 26.12.1876) geheiratet. Erna hatte bis zur Hochzeit bei ihren Eltern gelebt; der Maler Julius Burg (geb. 18.5.1844, gest. 1.6.1904) und Pauline, geb. Müller (geb. 29.5.1848, gest. 17.9.1917), wohnten Kohlhöfen 19. (Pauline Burg heiratete nach dem Tod ihres Mannes in zweiter Ehe am 19. Dezember 1913 den Händler Samuel Worms (geb. 26.5.1841, gest. 15.3.1922), ein Großonkel von Karl Schack).

Am 19. März 1904 kam der Sohn Kurt in der Wohnung Marienstraße 38 (ab 1940 Jan-Valkenburg-Straße) zur Welt. Er blieb das einzige Kind. Familie Schack zog in die Straße Schulterblatt 78, bis 1917 wohnte sie in Eimsbüttel im Doormannsweg 6, dann lautete ihre Adresse Eimsbütteler Chaussee 103. Erna Schack starb am 29. Januar 1927, sie wurde auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Ohlsdorf beigesetzt.

Am 23. März 1928 ging Karl Schack eine zweite Ehe mit der zehn Jahre jüngeren Verkäuferin Minna Isenberg ein.

Minna hatte vier ältere Geschwister, Roline/Rosa (geb. 25.7.1872, gest. 27.2.1944), Leopold (geb. 22.9.1873, gest. 26.7.1920), Ferdinand (geb. 21.1.1875, gest. 20.2.1909), Line/Helene (geb. 13.7.1876, gest. 27.4.1951), und den jüngeren Bruder Martin (geb. 2.2.1880, gest. 24.5. 1939). Der Vater Moses/Moritz Isenberg (geb. 1838, gest. 2.10.1901) stammte aus Bremke bei Göttingen und hatte schon vor der Geburt seiner Kinder in Hamburg ein Lotteriegeschäft betrieben, zunächst in der Peterstraße 76, später im Neuen Steinweg 72. Die Mutter Jeanette Isenberg, geb. Posner (geb. 29.12.1839, gest. 28.5.1902), war die Tochter eines Lehrers aus dem schwedischen Norrköping. Familie Isenberg gehörte seit der Fertigstellung des jüdischen Marcus-Nordheim-Stiftes in der Schlachterstraße 40/42 zu den ersten Mietern.

Als Minna und Karl heirateten, wohnte sie am Papendamm 25. Ihre Eltern waren seit Langem verstorben.

1934 wurde die Firma, für die Karl Schack mittlerweile tätig war, aufgegeben. In der Folgezeit konnte er keine regelmäßige Beschäftigung mehr finden. Karl Schack war zu diesem Zeitpunkt bereits 66 Jahre alt, wurde aber noch als sehr rüstig beschrieben. Zuletzt war er für die Firma Karl Becker, Großer Burstah 51, als Reisender mit Textilwaren vorwiegend in Schleswig-Holstein und Mecklenburg unterwegs. Bis 1936 versuchte das Ehepaar Schack, seine Wohnung in der Eimsbütteler Chaussee 103 durch Zimmervermietungen zu halten, dann zog es in eine Zweizimmerwohnung des jüdischen Lazarus-Gumpel-Stifts in die Schlachterstraße 46/47, Haus 2.

Kurt Schack, Karls Sohn aus erster Ehe, hatte die Talmud Tora Schule besucht und das Kürschnerhandwerk erlernt. Im Sommer 1933 verließ er sein Elternhaus, da der Verdienst seines Vaters bereits nicht mehr ausreichte, um auch ihn zu ernähren. Kurt erzielte in dieser Zeit aus seinem Handel mit Waschmitteln und Seife nur geringe Einkünfte und zog zu der befreundeten Familie Sührke in die Schanzenstraße 6. Frau Sührke war viele Jahre im Haushalt seiner verstorbenen Mutter tätig gewesen, ein Hinweis, dass die Familie in sicheren Verhältnissen gelebt hatte. 1935 hoffte Kurt noch nach Palästina auswandern zu können. Er schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch und nahm jede sich ihm bietende Arbeit an. Anfang 1936 war er als Küchenhilfe tätig, bis die Einrichtung, ein "Jüdischer Mittagstisch", wegen "Unrentabilität" geschlossen werden musste. Im Anschluss arbeitete er als Hausdiener bei Nathan Goldschmidt und Willy Oppenheim, als Bote in der Firma von Willy Rendsburger und zuletzt unregelmäßig als Hafenarbeiter, bis er dort als Jude nicht mehr beschäftigt wurde. Kurt Schack wurde als Unterstützungsempfänger zu schwerer Erdarbeit in Waltershof, Buxtehude und Stade herangezogen. Seine Emigration nach Palästina konnte er nicht mehr realisieren. Als Kurt Schack mit der Berufsbezeichnung Bote auf die Deportationsliste für den zweiten Hamburger Transport am 8. November 1941 ins Getto Minsk gesetzt wurde, lebte er wieder im Haushalt seines Vaters im Lazarus-Gumpel-Stift in der Schlachterstraße, nun ein "Judenhaus". Karl und Minna Schack erhielten einen Monat später ihre Deportationsbefehle für den 6. Dezember 1941 nach Riga. Sie wurden in das Außenlager des Gettos nach Jungfernhof deportiert, wo sich ihre Spur verliert.

Für Minna Schacks ältere Schwester Roline Isenberg und deren Ehemann und Cousin David Daniel Isenberg liegen Stolpersteine in der Billstedter Hauptstraße 50. Sie wurden am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert. Ihre Lebensgeschichte erforschten 2003 Schülerinnen und Schüler an der Möllner Landstraße in Billstedt (s. Stolpersteine in Hamburg-Billstedt-Horn-Borgfelde).

Mit demselben Transport nach Theresienstadt wurden auch Karls Geschwister deportiert. Seine Schwester Hanna Heymann und ihr Ehemann David Heymann (geb. 17.3.1861) waren zuvor in das "Judenhaus", Schlachterstraße 40/42 einquartiert worden.

Der Bruder Max Schack und seine Ehefrau Johanna, geb. Simon (geb. 13.9.1873 in Hadmersleben), erhielten ihre Deportationsbefehle in der Rutschbahn 25a, wo sie seit 1907 lebten.

Ihre drei Töchter Hertha (geb. 5.3.1898), Irma (geb. 21.11.1899) und Rosa (geb. 14.9.1902) konnten nach England emigrieren (s. www.stolpersteine-hamburg.de).

Die Geschwister Max Schack und Hanna Heymann wurden mit ihren Ehepartnern am 21. September 1942 aus dem Getto Theresienstadt ins Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort ermordet.

In der Bornstraße 22 liegt ein Stolperstein für Selma Isenberg, geb. Katzenstein (geb. 5.3.1889 in Alterode), die Witwe von Minnas verstorbenem Bruder Martin. Kurz vor ihrer Deportation am 11. Juli 1942 benachrichtigte sie noch ihren Sohn Manfred (geb. 26.11.1914), der rechtzeitig nach Palästina emigrieren konnte. Sie schrieb ihm "[ich] Fahre zu Tante Minna", Selma Isenberg wurde in Auschwitz ermordet.


Stand: August 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 3; 4; 5; StaH 351-11 AfW 1690 (Schack, Max); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1876 (Schack, Karl); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1875 (Schack, Kurt); StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 628 c; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden 388 a Liste der Hamburger Juden ohne Jahr; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 2; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 3; StaH 332-5 Standesämter 396 u 800/1896; StaH 332-5 Standesämter 3003 u 553/1903; StaH 332-5 Standesämter 14229 u 699/1904; StaH 332-5 Standesämter 535 u 745/1904; StaH 332-5 Standesämter 622 u 137/1909; StaH 332-5 Standesämter 653 u 339/1911; StaH 332-5 Standesämter 3218 u 668/1913; StaH 332-5 Standesämter 747 u 1016/1916; StaH 332-5 Standesämter 771 u 825/1917; StaH 332-5 Standesämter 8048 u 246/1918; StaH 332-5 Standesämter 8823 u 89/1928; Auskunft von Angehörigen am 18.4.2013; Stolpersteine in den Hamburger Stadtteilen Billstedt-Horn-Borgfelde, S. 29; Guth: Bornstraße 22, S. 79; Cordes: Angehörige, S. 36.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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