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Bereits verlegte Stolpersteine



Bernhard Weinberg * 1872

Rothenbaumchaussee 73 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1942 Theresienstadt
ermordet am 18.1.1943

Weitere Stolpersteine in Rothenbaumchaussee 73:
Hasja Arolowitsch, Agnes Offenstadt, Meta Vorreuter, Helene Weinheim, Henriette Weinheim

Weinberg Bernhard, geb 14.8.1872, am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort am 18.1.1943 gestorben

Der Ingenieur lebte mit seiner Frau Friederike in Cuxhaven. Dort war er 1923 bis 1927 Mitgesellschafter der Cuxhavener Schiffswerft und, nach der Umwandlung und Umbenennung dieses Unternehmens, von 1928 bis 1937 Betriebsleiter der Schiffswerft Franz Mützelfeldt.

Das kinderlose Paar lebte, so erinnerten emigrierte Neffen, "sehr elegant" in eigener Wohnung. Offensichtlich wurde Bernhard W. 1937 plötzlich verhaftet und verlor seinen Arbeitsplatz aus "rassischen Gründen". Der 65jährige betrieb die Auswanderung und lagerte im Juni 1939 Hausrat und anderes Umzugsgut bei einer Spedition ein, doch zerschlugen sich die Pläne aus unbekannten Gründen. Das Ehepaar beschloß, Cuxhaven zu verlassen, vielleicht, um in der Anonymität der Großstadt Hamburg unbehelligter leben zu können. So verkaufte Bernhard W. das Grundstück, und das Ehepaar bezog im Dezember 1940 in Hamburg eine "sehr kleine Wohnung", so der Neffe, in der Rothenbaumch. 73. Das Vermögen wurde unter Sicherungsanordnung gestellt.

Dennoch klagte Bernhard W. nicht: Seinen emigrierten Verwandten schrieb er im Juni 1941, wie wohl er und seine Frau sich im Sommer in der Rothenbaumchaussee fühlten: "Wir genießen das herrliche Wetter auf unserem Balkon, wo es morgens und abends herrlich kühl ist. Nachmittags ist es etwas warm, aber unser großer Schirm, den wir mitgebracht haben, schützt uns vor der grellen Sonne."

Friederike W. lud ihre Freundinnen zum Kaffee auf den Balkon ein. Die Freude währte nicht lange. Am 16. April 1942 teilte Bernhard W. der zuständigen Dienststelle beim Oberfinanzpräsidenten mit, er lebe nun in einem zweiköpfigen Haushalt im Altersheim der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland in der Beneckestr. 6. Diese Adreßänderung hatte die Gestapo offensichtlich noch nicht in ihren Unterlagen vermerkt, denn in der Deportationsliste wird noch die alte Anschrift Rothenbaumch. 73 aufgeführt.

Nachdem Bernhard W. am 11. Juli 1942 in einem "Heimeinkaufsvertrag" sein gesamtes Vermögen für die Unterbringung in Theresienstadt abgetreten hatten, wurde er zusammen mit seiner Frau Friederike, Jg. 1878, dorthin deportiert. Sie lebten in L 425, einem der verwahrlosten kleineren Gebäude an der Hauptstraße des Ghettos. Die Folgen von Mangelernährung, ungeheizten, feuchten Unterkünften und fehlender medizinischer Versorgung schwächten Bernhard W. offensichtlich schnell.

Er starb am 18. Januar 1943, als Ursache wurde "Entkräftung" auf der Todesfallmeldung festgehalten. Seine Ehefrau hingegen überlebte, wurde in Theresienstadt befreit. Sie starb am 15. September 1946.

© Beate Meyer

Quellen: StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburgs; ebd., 314-15 Oberfinanzpräsident, R 1940/487; 522-1 Jüdische Gemeinden 992e; Nationalarchiv in Prag/Theresienstädter Initiative, Jüdische Matriken, Todesfallanzeigen Theresienstadt, Kart. 20; Theresienstädter Gedenkbuch; Amt f. Wiedergutmachung 1408 82; Hamburger jüdische Opfer des Nationalsozialismus. Gedenkbuch, Hamburg 1995.

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