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Theodor Skorzisko * 1899

Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus) (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)


THEODOR SKORZISKO
MDHB 1931 – 1932 KPD
JG. 1899
FLUCHT 1939
FRANKREICH
INTERNIERT GURS
SCHICKSAL UNBEKANNT

Weitere Stolpersteine in Rathausmarkt 1 (links vor dem Rathaus):
Kurt Adams, Etkar Josef André, Bernhard Bästlein, Adolf Biedermann, Gustav Brandt, Valentin Ernst Burchard, Max Eichholz, Hugo Eickhoff, Theodor Haubach, Wilhelm Heidsiek, Ernst Henning, Hermann Hoefer, Franz Jacob, Friedrich Lux, Fritz Simon Reich, August Schmidt, Otto Schumann, Ernst Thälmann, Hans Westermann

Theodor Skorzisko MdHB

Theodor Franz Leopold Skorzisko wurde am 9. November 1899 im oberschlesischen Raschlowitz (Kreis Neustadt) geboren. Nach Abschluss der Volksschule besuchte er zunächst eine landwirtschaftliche Fachschule, arbeitete jedoch nicht im Agrarbereich, sondern als Elektromonteur. In den 1920er Jahren war er zeitweilig in der Firma des später in die USA emigrierten Hamburger Verlegers Weissenberger tätig.

Skorziskos politischer Werdegang und vor allem sein Weg in die Hamburger KPD sind ungeklärt. Erstmals trat er mit seiner Wahl in die Hamburger Bürgerschaft im September 1931 in Erscheinung. Die Dauer seiner Parlamentszugehörigkeit endet bereits mit den Neuwahlen im April 1932, die seiner Partei den Verlust von neun Sitzen brachten. In den wenigen Monaten als Bürgerschaftsabgeordneter war Skorzisko Mitglied der gemischten "Kommission zur Festsetzung der Mieten" sowie stellvertretendes Vorstandsmitglied der "Hamburgischen Beleihungskasse für Hypotheken". Als Redner für seine Fraktion ist Theodor Skorzisko nicht hervorgetreten.

Nach dem Parteiverbot 1933 war er "Politischer Leiter" einer Parteizelle der illegalen Stadtteilorganisation in Eppendorf und dürfte hier eng mit seinem früheren Fraktionskollegen August Schmidt zusammengearbeitet haben, der die illegale Parteiarbeit in Winterhude koordinierte.

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten begann auch für Theodor Skorzisko die Zeit politisch motivierter, staatlicher Verfolgung. Zweimal wurde er in "Schutzhaft" genommen: am 15. Mai 1933 für fünf Monate, Ende März 1934 noch einmal für eine Woche. Am 15. September 1934 wurde Skorzisko erneut verhaftet und Anklage wegen illegaler politischer Betätigung erhoben. Nach längerer Untersuchungshaft verurteilte ihn das Hamburger Oberlandesgericht 1935 zu 18 Monaten Gefängnis.

Unmittelbar nach seiner Haftentlassung verließ Skorzisko die Hansestadt und hielt sich für kurze Zeit bei Verwandten in Gleiwitz in Oberschlesien auf. Weil er auch weiterhin "politische Nachstellungen" befürchtete, verließ er Deutschland noch im selben Jahr und begab sich über Polen in die Tschechoslowakei. Möglicherweise beabsichtigte er zu diesem Zeitpunkt, wie so viele seiner deutschen Parteigenossen über das Prager Durchgangslager in die Sowjetunion zu emigrieren. Ende 1936 brach der Briefkontakt zu seiner Frau in Hamburg ab.

Theodor Skorzisko floh vermutlich noch kurz vor der Besetzung Prags durch deutsche Truppen im März 1939 nach Paris. Hier war er mündlicher Überlieferung zufolge bis ins Jahr 1940 in deutschen Emigrantenzirkeln politisch aktiv. Anfang 1940 mit einer schweren Lungenentzündung in ein Pariser Krankenhaus eingeliefert, soll er noch Mitte Juni, kurz vor der Besetzung der französischen Hauptstadt durch deutsche Truppen, evakuiert worden sein. Möglicherweise ist er wenig später von der französischen Polizei verhaftet worden und in einem der unmittelbar nach Inkrafttreten des Waffenstillstandes eingerichteten Internierungslager umgekommen.

Theodor Skorzisko hinterließ neben seiner Ehefrau zwei Söhne. Auf Antrag der Familie wurde er nach dem Krieg für tot erklärt, das Gericht setzte den 31. Dezember 1941 als Todesdatum fest.

© Text mit freundlicher Genehmigung der Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (Hrsg.) entnommen aus: Jörn Lindner/Frank Müller: "Mitglieder der Bürgerschaft – Opfer totalitärer Verfolgung", 3., überarbeitete und ergänzte Auflage, Hamburg 2012

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