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Bereits verlegte Stolpersteine



Ida Frankenthal (geborene Lindenfeld) * 1867

Grindelallee 93 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
IDA FRANKENTHAL
GEB. LINDENFELD
JG. 1867
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 26.9.1942

Weitere Stolpersteine in Grindelallee 93:
Leo Frankenthal

Ida Frankenthal, geb. Lindenfeld, geb. am 1.10.1867 in Kassel, am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort umgekommen am 26.9.1942
Leo Frankenthal, geb. am 16.4.1861 in Hamburg, am 15.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, dort umgekommen am 4.8.1942

Grindelallee 93

Leo Frankenthal war der Sohn des Ehepaars Rosalie, geborene Gerin, und Ludwig Joseph Frankenthal. Zusammen mit seiner Frau Ida lebte er in der Grindelallee 93 in Hamburg in einer Sechs-Zimmer-Wohnung. Während Ida als Hausfrau tätig war, arbeitete Leo, der eine Ausbildung zum Textilkaufmann absolviert hatte, als Handelsvertreter in seiner Agentur, die zur Textilbranche gehörte. Dabei verdiente er jährlich rund 5000 bis 6000 Reichsmark. Eine 1909 erteilte Gewerbelizenz zum "Ausschank nicht berauschender Getränke" scheint er nicht in Anspruch genommen zu haben.

Am 21. Oktober 1894 wurde die gemeinsame Tochter Margot in Hamburg geboren. Sie erlernte den Beruf der Verkäuferin. Um 1927 arbeitete sie ein bis zwei Jahre in einem Damenhutgeschäft in der Reichenstraße 33 in Altona. Sie emigrierte in den 1930er-Jahren mit ihrem Mann nach Columbia, USA. Ihr Ehename war Salomon, das Paar blieb ohne Kinder.

Am 27. Februar 1899 kam als zweites Kind der Familie Frankenthal Theodor in Hamburg zur Welt. Bis zur Tertia besuchte er die Talmud Tora Schule. Nach einer zweijährigen kaufmännischen Lehrzeit meldete sich der 17-Jährige 1916 freiwillig zum Deutschen Heer, um von 1917 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs im November 1918 an der Front zu kämpfen. Nach dem Krieg schloss er sich dem Zeitfreiwilligenkorps der "Bahrenfelder" an, das aus dem Hamburger Infanterieregiment 76 hervorgegangen war und sich die Bekämpfung von Sozialdemokratie und Kommunismus auf die Fahnen geschrieben hatte. Am 13. November 1917 bekam Theodors Frau Alice, die am 16. Juli 1900 unter dem Namen Freud geboren worden war, einen Sohn namens Kurt Anton. Der zweite Sohn, Rolf Edgar, kam am 29. Mai 1921 in Hamburg zur Welt. Die Familie lebte in der Sorbenstraße 19 in Hammerbrook, dort liegen auch Stolpersteine für Theodor und Edgar Frankenthal (s. "Stolpersteine in Hamburg-Hamm" und www.stolpersteine-hamburg.de). 1937 wurde Theodor wegen "Rassenschande" verhaftet und zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt. Er war von 1937 bis 1940 in Hamburg-Fuhlsbüttel inhaftiert. Am 3. August 1940 wurde er ins KZ Sachsenhausen überstellt und von dort am 6. September 1940 ins KZ Dachau gebracht. Am 5. Juli 1941 wurde Theodor Frankenthal in das KZ Buchenwald deportiert, wo er am 26. Juli 1942 ums Leben kam. Seine Frau Alice emigrierte 1938 nach England.

Am 29. Oktober 1901 wurde Ida und Leo Frankenthals jüngster Sohn, Kurt, in Hamburg geboren. Bis zu seinem 17. Lebensjahr besuchte auch er die Talmud Tora Schule und verbrachte ein weiteres Schuljahr auf der Aaron-Schule. Danach absolvierte er eine Ausbildung zum Fotografen, die er 1922 mit einer Gesellenprüfung abschloss. Seine erste Hochzeit fand im Jahr 1926 statt. Diese Ehe wurde später jedoch geschieden. Von 1924 bis 1938 arbeitete Kurt als selbstständiger Fotograph. Von der NS-Kunstkammer wurde ihm seine Arbeit 1938 untersagt. In jenem Jahr heiratete er seine zweite Frau Edda, geborene Frucht, die am 13. Oktober 1911 im damals polnischen Lemberg (heute Lwiw/Ukraine) zur Welt gekommen war. Ein Jahr später, 1939, emigrierte das Ehepaar in die USA, wo es sich letztlich in South San Francisco, Kalifornien, niederließ.

1933 war Leo Frankenthal 72, seine Frau Ida 66 Jahre alt. Sie scheinen über keine "regulären" Altersbezüge verfügt zu haben. Leo wurde von der Jüdischen Gemeinde unterstützt, hinzu kamen Einnahmen aus der Untervermietung einiger Zimmer ihrer großen Wohnung. Ab dem 19. September 1941 waren sie verpflichtet, den "Judenstern" zu tragen. Das Ehepaar musste vermutlich 1941 in den Kleinen Schäferkamp 31 ziehen, ein "Judenhaus". Im folgenden Jahr wurden Leo und Ida Frankenthal am 15. Juli mit dem Transport VI/1/605 ins Getto Theresienstadt deportiert. Dort wurde Ida in einen Raum im Gebäude No. Tr 218 eingewiesen, während Leo im Gebäude L 218, Zimmer No. 14, untergebracht war. Er starb dort am 4. August 1942. Ida starb wenig später, am 26. September 1942. Auf beider Totenschein wurde Altersschwäche (Marasmus) als Todesursache angegeben.

Stand: Juli 2017
© Jil-Aminata Gasirabo/Julia Schoeler

Quellen: 1; 2; 3; 5; 7; StaH 351-11 Amt für Wiedergutmachung 1166, 25343 u. 723; StaH 213-11 Staatsanwaltschaft Landgericht – Strafsachen 490/38; StaH 231-7 Amtsgericht Hamburg – Handels- und Genossenschaftsregister B 1965–167; www.holocaust.cz/de/victims; Thevs, Rolf Edgar, S. 31f.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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