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Bereits verlegte Stolpersteine



Adele Lambertz mit ihrem Ehemann Moritz (o. J.)
Adele Lambertz mit ihrem Ehemann Moritz (o. J.)
© Privatbesitz

Adele Lambertz (geborene Bettelheiser (Bettelheimer)) * 1871

Hütten 86 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ADELE LAMBERTZ
GEB. BETTELHEIMER
JG. 1871
DEPORTIERT 1943
THERESIENSTADT
1944 AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Hütten 86:
Josef Lambertz, Wilhelmine Lambertz

Adelheid/Adele Lambertz, geb. Bettelheiser (Bettelhäuser/Bettelheimer), geb. am 26.9.1871 in Bendorf am Rhein, deportiert am 24.3.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz
Josef Lambertz, geb. am 23.9.1873 in Kempen, deportiert am 23.6.1943 nach Theresienstadt, dort gestorben am 6.3.1944
Wilhelmine Lambertz, geb. am 23.10.1900 in Hamburg, deportiert am 24.3.1943 nach Theresienstadt, weiterdeportiert am 15.5.1944 nach Auschwitz, weiterdeportiert in das KZ Stutthof

Hütten 86

Adelheid Lambertz, Adele genannt, stammte aus Bendorf im Kreis Mayen-Koblenz am Rhein. Als sie dort am 13. Mai 1896 den Metzger und Viehgroßhändler Moritz Lambertz (geb. 15.11.1869), heiratete, trug der Standesbeamte in die Heiratsurkunde den Geburtsnamen Bettelhäuser ein. Adele und ihr Vater Hermann, der ihr Trauzeuge war, unterschrieben jedoch mit Bettelheiser. Auch auf dem Grabstein ihrer Mutter Bertha, geb. Weil (geb. 29.1.1840, gest. 16.12.1906), auf dem Jüdischen Friedhof in Bendorf steht der Familienname Bettelheiser. (In den Wiedergutmachungsanträgen wurde der Geburtsname Bettelhäuser angegeben). Der Vater Hermann, eigentlich Herz, war Händler und Schächter. In der Familie gab es mindestens noch drei weitere Kinder: Karoline (geb. 13.6.1876), Marianne (geb. 16.6.1874) und Sara (geb. 27.3.1883).

Adele und Moritz Lambertz hatten sich im August 1897 in Hamburg niedergelassen. In den ersten Jahren wohnten sie zur Untermiete in der Straße Hütten 126/127, wo die gemeinsamen Kinder Rosa am 7. Februar 1897, Paul am 16. Dezember 1898 und als jüngste Wilhelmine am 23. Oktober 1900 zur Welt kamen. 1904 folgte ein Umzug in die Schlachterstraße 40/42 ins jüdische Marcus-Nordheim-Stift. Im Jahre 1921 übernahm das Ehepaar die 4½-Zimmerwohnung von Moritz’ Schwester Helene (siehe unten), die diese seit 1913 mit ihrer Familie, ihrer Mutter Jeanette und zuletzt auch mit ihrer Schwester Elise/Lizzie Lambertz (geb. 14.1.1876) in der Straße Hütten 86 bewohnt hatte. Seit den 1920er Jahren gehörte auch Moritz’ Bruder Josef Lambertz (geb. 23.9.1873) zu ihrer Hausgemeinschaft.

Die Brüder Josef und Moritz Lambertz waren zwei der insgesamt fünfzehn Kinder des Metzgers und Viehhändlers Nathan Lambertz (geb. 4.12.1821) und dessen zweiter Ehefrau Jeanette, geb. Levy (geb. 4.3.1842 in Meiderich), von denen zwölf das Erwachsenenalter erreichten. Die Brüder waren in Kempen geboren worden, wo die Eltern am 22. Dezember 1862 geheiratet hatten (Die erste Ehefrau von Nathan Lambertz, Jette Lambertz, geb. Sender, geb. 20.9.1834, war am 8. Oktober 1856 verstorben. Deren Schwester Judula (geb. 11.7.1830) hatte Nathan Lambertz’ Bruder Salomon geheiratet. Dieser Zweig der Familie, in dem es ebenfalls einen Nathan Lambertz gab, lebte in St. Hubert bei Kempen (siehe unten).

Der Vater von Josef und Moritz, Nathan Lambertz, war ein bekannter Bürger der Stadt Kempen. Als junger Mann hatte er zu den Anführern gehört, die sich im Mai 1849 gegen den preußischen König Friedrich Wilhelm IV für Demokratie und nationale Einheit eingesetzt hatten. Die Revolution war jedoch gewaltsam niedergeschlagen worden und Nathan Lambertz hatte in die Niederlande fliehen müssen. Erst nach Zeugenaussagen, die ihn vor einem Gericht in Kleve rehabilitierten, hatte er in die Heimat zurückkehren können. Nathan Lambertz war am 25. März 1899 in Kempen verstorben. Seine Witwe Jeanette hatte kurz darauf die Heimat verlassen und war zunächst nach Krefeld gezogen. Ihre Kinder lebten in verschiedenen Großstädten wie Dortmund und Saarbrücken, Mannheim, Düsseldorf, Berlin, London und Hamburg. Hier fand die Familie zeitweilig wieder zusammen. Die Mutter Jeanette Lambertz lebte ab Oktober 1911 bis Juli 1919 in der Hansestadt. Sie verstarb am 31. März 1921 in Saarbrücken und wurde neben ihrem Mann auf dem Jüdischen Friedhof in Kempen beigesetzt.

Ihr Sohn Josef Lambertz soll bereits Anfang 1892 von Düsseldorf nach Hamburg gekommen sein. Er meldete sich aber erst 1899 von Kempen nach Krefeld ab und war seit Anfang 1901 in Düsseldorf gemeldet. Dort heiratete er am 3. Mai 1901 die nichtjüdische Wäscherin Amanda Habermann, geb. Müller (geb. 20.11.1874 in Kleinosterhausen). Nach eigenen Angaben war Josef Lambertz sechs Jahre am Düsseldorfer Schauspielhaus tätig, ob als Bühnenarbeiter oder in der Verwaltung, ist nicht überliefert. Nach der Scheidung am 24. März 1910 verließ Josef Lambertz Düsseldorf und zog in den Haushalt seiner Mutter, die damals noch im Neuen Steinweg 50/52 wohnte. Nach den Hamburger Adressbüchern war dort, und später auch in der Straße Hütten 86, seine Schwester Helene Zwerger, geb. Lambertz (geb. 1.7.1881, gest. 7.5.1957), mit ihrem nichtjüdischen Ehemann Hermann (geb. 24.3.1880 in Innsbruck, gest. 16.4.1927) gemeldet. Das Ehepaar Zwerger hatte am 27. September 1909 in Saarbrücken geheiratet und betrieb später in Mannheim ein "Weinhaus".

Ein weiterer Bruder, der Kaufmann und Goldwarenhändler Simon Lambertz (geb. 11.11. 1868), wohnte in Hamburg im Neuen Steinweg 70. Er hatte am 24. März 1905 in Hamburg die Plätterin Anna Martha Wolf (geb. 7.5.1884) geheiratet, die der evangelisch-lutherischen Kirche angehörte. Simon Lambertz wurde am 28. Februar 1922 "in der Elbe als Leiche gefunden". Nach einer Überlieferung seiner Großnichte wählte er den Freitod, weil er wegen drohender Erblindung seiner Frau nicht zur Last fallen wollte. Für die Beerdigung nach religiösen Riten auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Ohlsdorf kam sein Bruder Moritz Lambertz auf.

Moritz Lambertz arbeitete in Hamburg als "Comptorist" (Buchhalter) für die Firma "Eliadah" GmbH, Société d‘Exportation de Vins auf der Elbinsel Steinwärder (heute Steinwerder), die Weine aus Palästina vertrieben.

Zudem eröffnete das Ehepaar Moritz und Adele Lambertz um 1916 in der Elbstraße 63, dann im Haus 58 (heute Neanderstraße) ein "Holländisches Warengeschäft". Zu den Weiß- und Kurzwaren, die sie vertrieben, kamen später Spielwaren hinzu. Wie es damals in der Elbstraße üblich war, wurde auch vor dem Haus ein Stand betrieben. Der Straßenhandel in der Elbstraße war bereits vor der eingeführten Gewerbefreiheit entstanden. Seit 1775 boten jüdische Straßenhändler ihre meist gebrauchte Ware dort an, da ihnen Ladengeschäfte mit Auslagen und Werbeschildern noch verboten waren. Die Elbstraße wurde daher im Volksmund auch "Judenbörse" genannt.

Moritz‘ Bruder Josef Lambertz arbeitete seit Februar 1916 im Hotel "Kaiserhof" in der Bismarckstraße 44 in Altona. 1919 lebte er in Berlin, kehrte jedoch nach einigen Monaten nach Hamburg zurück und arbeitete vier Jahre als Fahrstuhlführer im "Warenhaus Tietz" (nach der "Arisierung" Alsterhaus) und acht Jahre als Angestellter bei der Deutschen Werft AG in Finkenwärder (heute Finkenwerder). Wegen eines "schweren Rückenmarkleidens" war er jedoch nur noch bedingt erwerbsfähig. 1927 wandte er sich an die Jüdische Gemeinde mit der Bitte, die Kosten für einen Kuraufenthalt zu übernehmen.

Zuletzt arbeitete er als Bote in der Tabak- und Zigarettenfabrik "Union" in der Wandsbeker Chaussee 62. 1931 wurde er erwerbslos und bezog eine kleine Invalidenrente in Höhe von 42 Reichsmark (RM).

Bruder Moritz und Schwägerin Adele Lambertz gerieten in den 1920er Jahren infolge der Inflation und der anhaltenden Wirtschaftskrise in finanzielle Schwierigkeiten, auch die modernen großen Warenhäuser hatten es dem Einzelhandel schwer gemacht. 1926 mussten sie Konkurs anmelden. Tochter Wilhelmine, die wie ihre Mutter als sehr geschäftstüchtig beschrieben wurde, wagte mit einem privaten Darlehen eine Neueröffnung. Aber im April 1928 ging sie wieder ihre eigenen Wege. Sie gab das Geschäft an ihre Eltern zurück und nahm im Kaufhaus der Rudolf Karstadt AG in der Mönckebergstraße eine Stellung an. Ihre Mutter Adele wurde zum Motor des Unternehmens. Moritz Lambertz war infolge einer Augenerkrankung, er litt am Grauen Star, in seiner Berufstätigkeit bereits sehr eingeschränkt.

1933 wurde Wilhelmine Lambertz, wie alle jüdischen Angestellten im Warenhaus der Karstadt AG, entlassen. Zeitweise war sie auf Fürsorgeunterstützung angewiesen. Sie fand dann eine Beschäftigung als Kontrolleurin und Kassiererin im Kaufhaus Bucky in der Eimsbütteler Chaussee 4–6, bis die Firma von Carl Bucky Ende 1938 "arisiert" wurde. Auch ihre Eltern wurden Ende des Jahres gezwungen, ihr Geschäft zu schließen. Die Familie musste ihre langjährige Wohnung Hütten 86 im Januar 1939 aufgeben und zog wieder in die Schlachterstraße 40/42, Haus 1 ins jüdische Wohnstift zurück. Im September 1942 wurden sie in das "Judenhaus" Benekestraße 6 umquartiert. Moritz Lambertz starb dort am 31. Oktober 1942 im Alter von 72 Jahren. Seine Tochter Rosa und Sohn Paul hatten Deutschland zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen.

Adele Lambertz blieb mit ihrer Tochter Wilhelmine in Hamburg zurück. Sie wurden am 24. März 1943 gemeinsam nach Theresienstadt deportiert. Adeles Schwager Josef Lambertz musste ihnen am 23. Juni 1943 ins Getto folgen, wo er am 6. März 1944 verstarb. Adele und ihre Tochter Wilhelmine wurden am 15. Mai 1944 nach Auschwitz-Birkenau weiterdeportiert. Die 73-jährige Adele wurde vermutlich gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Wilhelmine, im Rahmen der dort üblichen Selektion für arbeitsfähig erklärt, kam am 20. Juli 1944 ins KZ Stutthof bei Danzig, wo sie die Häftlingsnummer 52008 erhielt. Dort verliert sich ihre Spur.

Das Schicksal der anderen Familienmitglieder
Moritz Lambertz‘ Tochter Rosa hatte die Israelitische Töchterschule in der Carolinenstraße besucht und war anschließend im Warenhaus der Gebrüder Robinson angestellt. Am 11. Oktober 1917 heiratete sie den Kaufmann Abraham/Aby Kargauer, den Sohn von Isidor Kargauer (geb. 27.11.1864, gest. 23.5.1918) und Eva, geb. Posen (geb. 8.2.1864). Seine Eltern, die am 2. August 1887 in Hamburg geheiratet hatten, waren drei Jahre nach der Geburt ihres ältesten Sohnes Enoch Enno (geb. 13.1.1889) zunächst in die USA zu Verwandten ausgewandert. Abraham/Aby kam am 6. September 1893 in Chicago zur Welt, wie vermutlich auch seine Schwester Marion (geb. 1898). Nach ihrer Rückkehr, kurz vor der Jahrhundertwende, betrieb Isidor Kargauer im Durchschnitt 51 ein Lotteriegeschäft. Zwei weitere Kinder kamen zur Welt: Hertha (geb. 8.9.1899) und Julius (geb. 1.1.1902, gest. 12.5.1970). Eine zweite USA-Reise unternahm Familie Kargauer im April 1904, kehrte aber auch diesmal nach Hamburg zurück. (Eva Kargauer emigrierte später mit ihrem Sohn Enoch Enno und dessen Familie in die Niederlande. Von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert und ermordet.)

Abraham/Aby und Rosa Kargauer bezogen nach der Eheschließung eine Wohnung in der Englischen Planke 8. Nach der Geburt ihrer Kinder Werner (geb. 7.7.1921) und Lieselotte (geb. 12.8.1922) wechselten sie in den Woldsenweg 14, dann in die Oderfelderstraße 17 in Hamburg-Harvestehude. Abraham/Aby Kargauer war Mitinhaber der Firma Kargauer & (Max) Pick, Rauchwaren, Felle, Pelzkonfektion en gros u. Export, Hohe Bleichen 31–32. Die Firma war 1919 in der Dammtorstraße 14 gegründet worden. Da Abraham/Aby Kargauer kurz nach der nationalsozialistischen Machtübernahme befürchtete, verhaftet zu werden, flüchtete er mit seiner Familie im August 1933 nach Paris. Ende 1934 oder Anfang 1935 zogen sie nach Wien in die Wiesingerstraße 6 in den I. Bezirk. Nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich emigrierten sie am 26. Oktober 1938 mit dem Schiff "Alsina Marsella" nach Buenos Aires.

Rosas Bruder Paul hatte im Modehaus Gebr. Hirschfeld als Seideneinkäufer gearbeitet und lebte eine Zeitlang auch in Berlin. 1931 hatte er in Coesfeld Paula Mendel (geb. 6.1.1895) geheiratet und war 1932 nach Lübeck gezogen, wo er sich mit einem Etagengeschäft für Damen- und Herrenstoffe in der Moislinger Allee 79 selbstständig gemacht hatte. In Lübeck lebten noch weitere Verwandte: Paulas Bruder Emil Mendel (geb. 6.11.1886 in Coesfeld) hatte 1922 Bertha Lambertz (geb. 1.8.1889 in St. Hubert) geheiratet, deren Vater, Nathan Lambertz (geb. 30.9.1857 in St. Hubert), wiederum ein Cousin von Pauls Vater Moritz Lambertz war und in Lübeck als Viehhändler arbeitete.

1935 wurden ihre Namen als "Erwerbstätige Juden" in einer Beilage der NSDAP in der Lübecker Tageszeitung "zur Warnung der Volksgenossen" veröffentlicht. In der Pogromnacht vom 9./10. November 1938 gehörte Paul Lambertz wie auch sein Schwager Emil Mendel zu den vielen jüdischen Männern, die verhaftet und ins Konzentrationslager Sachsenhausen gebracht wurden. Pauls Geschäft wurde geschlossen und unter Treuhand gestellt. Kurz nach seiner Entlassung aus Sachsenhausen emigrierte er im Dezember 1938 mit seiner Ehefrau Paula und deren Nichte Trude Hesse (geb. 13.8.1915), die in seinem Haushalt lebte, nach Shanghai, da dort kein Visum verlangt wurde. Auch Emil und Bertha Mendel konnten nach Shanghai emigrieren. Nach dem Krieg lebten sie in Michigan, USA. (Die Mutter von Trude Hesse, Helene Lina Hesse, geb. Mendel (geb. 11.7.1889), wurde am 10. Oktober 1942 in Auschwitz ermordet, ihr Vater Richard Hesse (geb. 7.2.1886) kam am 30. April 1942 ins Getto Zamos´c´, Distrikt Lublin. Bertha Mendels Vater Nathan Lambertz wurde am 19. Juli 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 4. August 1942 verstarb. Stolperstein in der Lindenstraße 12 in Lübeck).

Die ledige Elise/Lizzie Lambertz (geb. 14.1.1876), die bereits erwähnte Schwester von Moritz Lambertz, war nach dem Tod ihrer Mutter Jeanette noch einmal nach Hamburg zurückgekehrt. Sie wohnte von 1926 bis 1929 im benachbarten Altona in der Lessingstraße 16 bei ihrem Neffen Max Lambertz (geb. 7.12.1887 in Krefeld, gest. 11.3.1969), Sohn ihrer 1905 in London verstorbenen Schwester Julie Kauertz, geb. Lambertz (geb. 20.9.1866). Elise/Lizzie Lambertz wurde am 22. Oktober 1940 von Mannheim, wo sie zusammen mit ihren Schwestern, Helene Zwerger und Regina Schumann (geb. 15.11.1883, gest. 28.12.1962) und deren Ehemann Ludwig Schumann (geb. 19.2.1876, gest. 26.3.1968) wohnte, ins französische Internierungslager Gurs deportiert. Elise/Lizzie Lambertz starb am 14. Juli 1943 im Internierungslager Noé.

Ihre Schwester Regina Schumann besaß wegen ihres nichtjüdischen Ehemanns, der die Scheidung verweigerte, noch einen gewissen Schutz; die berufliche Existenz wurde ihnen aber genommen. Die ältere Helene Zwerger wurde als Witwe eines "arischen" Ehepartners am 10. Januar 1944 nach Theresienstadt deportiert und erlebte dort ihre Befreiung. Gesundheitlich schwer angeschlagen kehrte sie nach Mannheim zurück. Sie verstarb am 7. Juli 1957. Ihre Schwägerin Claire/Clara Lambertz, geb. Simon (geb. 14.4.1881 in Zweibrücken), die Ehefrau ihres verstorbenen Bruders Philipp Lambertz (geb. 3.1.1865 in Kempen, gest. 10.2.1941 in Berlin), wurde am 13. Januar 1942 nach Riga deportiert und ermordet. Ein Stolperstein in Berlin-Schöneberg in der Stübbenstraße 11 erinnert an sie.

Von Adeles Schwestern lebte auch Marianne Bettelheiser einige Zeit in Hamburg. In der Hansestadt hatte sie am 10. Juli 1903 den nichtjüdischen Arbeiter Paul Robert Reichert (geb. 4.10.1878 in Frankfurt an der Oder) geheiratet. Beide wohnten vor der Eheschließung in der Borgfelderstraße 22. Die Ehe wurde am 11. November 1924 in Berlin geschieden. Marianne Reichert wurde am 15. Juni 1942 aus der Jacoby’schen Heil- und Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort ermordet. Die Schwester Karoline Kaever, Witwe von Johann Jakob Kaever (geb. 1873, gest. 20.4.1906), nahm sich am 19. Dezember 1941 in Bendof-Sayn das Leben. Das Schicksal der dritten Schwester Sara ist unbekannt.

Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 4; 5; 7; 8; 9; StaH 332-5 Standesämter 2713 u 996/1887; 332-5 Standesämter 2713 u 927/1887; 332-5 Standesämter 2196 u 571/1889; 332-5 Standesämter 2428 u 545/1897; 332-5 Standesämter 2462 u 3989/1898; 332-5 Standesämter 13089 u 1854/1899; 332-5 Standesämter 13406 u 2971/1900; 332-5 Standesämter 3008 u 322/1903; 332-5 Standesämter 3044 u 106/1905; 332-5 Standesämter 3302 u 368/1917; 332-5 Standesämter 5820 u 281/1917; 332-5 Standesämter 790 u 379/1918; 332-5 Standesämter 8180 u 491/1942; StaH 351-11 AfW 1373 (Lambertz, Moritz); StaH 351-11 AfW 1734 (Lambertz, Adelheid Adele); StaH 351-11 AfW 23774 (Lambertz, Wilhelmine); StaH 351-11 AfW 15081 (Kargauer, Abraham); StaH 351-11 AfW 19409 (Kargauer, Rosa); StaH 314-15 Abl. 1998 L602; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde 388a; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde 992n Fürsorgeakten Band 17 (Lambertz, Joseph); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1426 (Lambertz, Joseph); StaH 332-7 B III 72171; Auskunft aus dem Muzeum Stutthof von Dr. Danuta Drywa, E-Mail vom 29.8.2012; Auskunft von Heidemarie Kugler-Weiemann, (Lübeck), E-Mail vom 18.12.2012; Auskünfte von Dr. Brigitte Zwerger (Mannheim), E-Mail vom 9.7.2015, 10.8.2015, 12.8.2015, 18.1.2016, 25.2.2016, 27.2.2016, 2.3.2016 und 18.3.2016; Auskünfte von Sylvia Runge (Hamburg); Dr. Hans Kaiser: Auf den Spuren des jüdischen Lebens in Kempen, www.min-kempen.de (Zugriff 22.3.2014); http://www.digital.wienbibliothek.at/wbrobv/periodical/structure/251748 (Zugriff 14.2.2015); http://www.steinheim-institut.de (Zugriff 29.3.2015); https://www.stolpersteine-luebeck.de/l/de/main/adressen/lindenstrasse-12.html (Zugriff 14.2.2015); www.ancestry.de (Heiratsregister von Helene Lambertz und Hermann Zwerger am 27.9.1909 in Saarbrücken, Zugriff 5.7.2017); www.ancestry.de (Heiratsregister von Regina Lambertz und Hermann Schumann am 28.12.1909 in Saarbrücken, Zugriff 5.7.2017); www.ancestry.de (Hamburger Passagierliste am 2.1.1892 nach West Hartlepool, Zugriff 5.7.2017); www.ancestry.de (Hamburger Passagierliste am 2.4.1904 nach Boulogne, Plymounth, New York, Zugriff 5.7.2017); http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_rhl_420615a.html (Zugriff 5.7.2017); http://www.familienbuch-euregio.de (über Familie Lambertz, Zugriff 11.8.2017).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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