Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Heinrich Zöhrens mit seiner Mutter
Heinrich Zöhrens mit seiner Mutter
© Privatbesitz

Heinrich Zöhrens * 1910

Gravensteiner Straße 3 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
HEINRICH ZÖHRENS
JG. 1910
SEIT 1937 MEHRERE
VERSORGUNGSHEIME
"VERLEGT"
LANDESHEILANSTALT
MESERITZ-OBRAWALDE
ERMORDET 5.2.1943

Weitere Stolpersteine in Gravensteiner Straße 3:
Hans-Erich Breng

Karl Heinrich Zöhrens, geb. am 30.12.1910, am 19.11.1937 eingewiesen in das Versorgungsheim Norderstraße, am 9.7 1938 verlegt in das Versorgungsheim Oberaltenallee, verlegt in die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde, dort ermordet am 5.2.1943

Gravensteiner Straße 3, Eimsbüttel (früher Altona)

Karl Andreas Heinrich Zöhrens kam am 30. Dezember 1910 in Altona als Sohn des Bäckers Karl Andreas Heinrich Zöhrens und seiner Frau Erna Maria, geb. Itensohn, zur Welt. Der Vater, Jahrgang 1885, stammte aus Eckernförde, die Mutter war 1889 in Heide/Holstein geboren. Am 29. Mai 1909 hatte das Paar im Standesamt Altona geheiratet. Heinrich Zöhrens war von Geburt an behindert. Er hatte drei Schwestern; im August 1909 war seine ältere Schwester Alice geboren, 1912 und 1914 folgten die Schwestern Lilly und Lieselotte.

Ab Dezember 1917 wohnte die Familie in der Gravensteiner Straße 3 in Altona in der Nähe des Alsenplatzes (heute Eimsbüttel).

Am 22. September 1936 verstarb Erna Maria Zöhrens. Etwa ein Jahr später, am 19. November 1937, wurde der inzwischen 26-jährige Heinrich ins Versorgungsheim Norderstraße 23 eingewiesen, das in einem ehemaligen Kasernengebäude in Altona untergebracht war. Dort lebten etwa 350 pflegebedürftige Männer und Frauen.

Am 9. Juli 1938 wurde Heinrich Zöhrens von dort ins staatliche Versorgungsheim Oberaltenallee verlegt.

Im März 1941 begannen die Abtransporte mehrerer hundert Menschen aus den staatlichen Versorgungsheimen in auswärtige Heil- und Pflegeanstalten. Nachdem die erste Phase der "Euthanasie"-Massenmorde in mit Gaskammern ausgerüsteten Tötungsanstalten der "Aktion T4" – benannt nach der Adresse der Berliner Zentrale in der Tiergartenstraße 4 – im August 1941 nach öffentlichen Protesten beendet worden war, wurde die staatlich organisierte Ermordung von behinderten und psychisch kranken Frauen, Männern und Kindern, die nach der nationalsozialistischen Ideologie als "lebensunwert" galten, ab 1941 dezentral in Landesheilanstalten durch Mangelernährung und tödliche Medikamentengaben fortgesetzt. Die Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde nahe der Kreisstadt Meseritz in der westpreußischen Provinz Brandenburg wurde Ende 1941/Anfang 1942 in eine Tötungsanstalt umgewandelt. Dorthin eingelieferte Patientinnen und Patienten wurden überwiegend mit Medikamenten wie Luminal ermordet.

Auch aus dem Heim Oberaltenallee wurden Menschen in Tötungsanstalten transportiert. Heinrich Zöhrens kam nach Meseritz-Obrawalde. Aktenkundig ist aus den Sterbebüchern der Landesheilanstalt Meseritz-Obrawalde, wo Heinrich Zöhrens unter der Nummer 101/43 geführt wurde, dass er dort am 5. Februar 1943 um 13 Uhr angeblich an einer "Lungenentzündung" starb. Das Schlafmittel Luminal, das zur gezielten Tötung eingesetzt wurde, führte in Verbindung mit der zeitgleich eingeleiteten systematischen Unterernährung in kurzer Zeit zum Tod der Patienten durch Lungenentzündung. Heinrich Zöhrens wurde im Alter von 32 Jahren ermordet.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: Landesarchiv Berlin, F Rep. 119 Dokumentation zu den Sterbeeinträgen des Standesamtes Meseritz-Obrawalde; AB Hamburg und Altona; Diercks, "Euthanasie", S. 36 f.; Gespräche und Korrespondenz mit Ronni Pickenpack, Nichte, 2013; Harald Jenner, Die Heil- und Pflegeanstalt Mesetz-Obrawalde – Der unbekannte Tötungssort, in: "Euthanasieverbrechen"-Verbrechen im besetzten Europa, Hrsg. Osterloh, Schulte, Steinbacher, Göttingen 2022, S. 97 ff.

druckansicht  / Seitenanfang