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Bereits verlegte Stolpersteine



A(h)ron Albert Cohn * 1882

Großneumarkt 56 (Hamburg-Mitte, Neustadt)


HIER WOHNTE
ARON ALBERT COHN
JG. 1882
FLUCHT FRANKREICH
INTERNIERT NOÉ
TOT 3.3.1941

Weitere Stolpersteine in Großneumarkt 56:
Sella Cohen, Bertha Cohen, Thekla Daltrop, David Elias, Theresia Elias, Louisa(e) Elias, Helene Martha Fernich, Martha Minna Fernich, Camilla Fuchs, Siegmund Josephi, Robert Martin Levy, Hertha Liebermann, Fritz Mainzer, Elsa Nathan, Ruth Nathan, Siegfried Neumann, Fanny Neumann, Lieselotte Neumann, Mirjam Neumann, Max Leo Neumann, Therese Neumann, Bela Neumann, Josef Polack, Bertha Polack, Eva Samuel, Rosa Therese Weil, Bernhard Weil, Rosa Weinberg, Siegfried Weinberg

Ahron Albert Cohn, geb. am 9.8.1882 in Hamburg, emigriert nach Frankreich, am 22.10.1940 Internierungslager Gurs, Todesdatum am 3.3.1941 im Internierungslager Noé

Großneumarkt 56

Der Lebensweg von Ahron Albert Cohn ließ sich nur teilweise rekonstruieren. Er war am 9. August 1882 als Sohn von Selig Jakob Cohn und Auguste, geb. Salomon (geb. 11.11.1851) in Hamburg geboren worden. Seine ältere Schwester Rebecka war am 28. Juni 1881 zur Welt gekommen. Dem Vater gehörte die Firma "Cohn & Salomon, Lotterie und Geldwechsel" in der Görttwiete 25. Die Familie wohnte am Hopfenmarkt 28. Selig Jakob Cohn starb im Alter von 44 Jahren am 19. Mai 1891 in Travemünde, vielleicht während einer Geschäftsreise. Seine Witwe Auguste gab die Wohnung am Hopfenmarkt auf und zog mit ihren Kindern ins Grindelviertel, zunächst in die Grindelallee 84, seit 1893 lebten sie in der Rutschbahn 33.

Albert Cohn muss nach seiner Schulzeit eine kaufmännische Ausbildung erhalten haben, da er später als Fondsmakler ein Bankgeschäft betrieb. 1906 unterhielt er ein Büro in der Rathausstraße 16, dann arbeitete er von der Wohnung seiner Mutter aus. Auguste Cohn verstarb am 6. Februar 1912. Sie wurde neben ihrem Ehemann auf dem Jüdischen Friedhof Ilandkoppel in Ohlsdorf beerdigt.

Im Sommer 1913 meldete sich Albert Cohn von Hamburg nach Italien ab. Im Oktober des folgenden Jahres kehrte er zurück und meldete sich in der Rappstraße 15 bei Heinsohn an.

Albert Cohn wurde im Ersten Weltkrieg eingezogen, er kämpfte im 1. Bayrischen Jäger-Bataillon in Tirol und wurde 1916 als Dolmetscher in ein Kriegsgefangenenlager nach Puchheim in Bayern versetzt. In den Kriegsranglisten und Stammrollen des Königreichs Bayern sind zwei Adressen für Albert Cohn vermerkt: Schlüterstraße 77 und zuletzt die Rappstraße 12. In den Hamburger Adressbüchern ist Albert Cohn jedoch nicht verzeichnet. Es ist möglich, dass er weiterhin zur Untermiete wohnte oder Hamburg nach dem Ersten Weltkrieg erneut verließ. Der Jüdischen Gemeinde gehörte er offensichtlich nicht an. Nach Auskünften des United States Holocaust Memorial Museum Washington/USA ließ sich Albert Cohn zu einem unbekannten Zeitpunkt in Frankreich nieder und soll mit Paula Wuerzinger verheiratet gewesen sein. Das Ehepaar lebte im südfranzösischen Nizza, wo Albert als Kaufmann, Dolmetscher und Prokurist in einer Exportfirma tätig war. Im Juni 1940 wurde er in Nizza, vermutlich im Rahmen einer Razzia, verhaftet und durch die Vichy-Regierung in das Camp de Gurs eingewiesen. Seine letzte Station war das Internierungslager Noé bei Toulouse. Dort kam er am 3. März 1941 ums Leben.

Für Albert Cohn wurde ein Stolperstein am Großneumarkt 56 verlegt.

Seine ledige Schwester Rebecka Cohn arbeitete von 1901 bis 1931 als Lehrerin an der Israelitischen Höheren Mädchenschule in der Bieberstraße. 1912 hatte die Schule die Anerkennung als Lyzeum erhalten. Rebecka Cohn wechselte an die Israelitische Töchterschule in der Carolinenstraße 35. Dort unterrichtete sie auch später noch, obwohl sie nicht mehr im Schuldienst stand, die letzten Erstklässler der "Jüdischen Schule in Hamburg" (s. Ingeborg Feldheim), bis am 30. Juni 1942 alle jüdischen Schulen im Deutschen Reich geschlossen wurden.

Rebecka Cohn wurde am 11. Juli 1942 im Alter von 61 aus der Grindelallee 23 nach Auschwitz deportiert und ermordet. An sie erinnert ein Stolperstein in der Husumerstraße 2 (s. www.stolpersteine-hamburg.de.).


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 5; StaH 332-5 Standesämter 1993 u. 2667/1881, StaH 332-5 Standesämter 2019 u. 3314/1882, StaH 332-5 Standesämter 1917 u 738/1878; StaH 332-5 Standesämter 58 u. 934/1879; 332-5 Standesämter 8011 u. 76/1912; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 4; http://search.ancestry.de (Kriegsranglisten und Stammrollen des Königreichs Bayern, 1. Weltkrieg 1914-1918, Zugriff 17.3.2017); http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_swd_401022.html (Zugriff 17.3.2017); Auskunft von Peter Landé, United States Holocaust Memorial Museum Washington/USA, E-Mail vom 3.4.2017; diverse Hamburger Adressbücher; Randt: Talmund Tora Schule.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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