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Bereits verlegte Stolpersteine



Ernestine Levy (geborene Hirsch) * 1863

ohne Hamburger Adresse


ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel

Weitere Stolpersteine in ohne Hamburger Adresse :
Dr. Hans Bloch, Felix Cohn, Moraka Farbstein, Erland Walter Friedmann, Richard Guth, Martha Havelland, Albert Hirsch, Auguste Hirschkowitz, Sophie Kasarnowsky, Richard Levy, Hannchen Lewin, Bronislawa Luise Dorothea Mattersdorf, Karl Friedrich Michael, Lucie Rothschild, Dorothea Dorthy Silberberg, Wilhelm Süsser, Anna Luise (Louise Hedwig) Weimann, Salo Weinberg

Ernestine Levy, geb. Hirsch, geb. am 24.10.1863 in Glogau, ermordet in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel am 23.9.1940

Ohne Stolperstein

Über Ernestine Levy lassen sich außer ihrem Geburtsdatum keine Informationen finden. Weder über ihre Eltern oder andere Verwandte, über ihre Lebensumstände in Hamburg noch über ihre Heirat oder ihren Ehemann wissen wir etwas.

Ernestine Levy wurde als Ernestine Hirsch am 24. Oktober 1863 in Glogau rund 100 km nordwestlich von Breslau (heute Wrocław) geboren. 1920 oder 1921 kam sie zweimal in die Staatskrankenanstalt Friedrichsberg. Ein Eintrag auf ihrer Patienten-Karteikarte enthält in der Rubrik Beruf "Toilethauswärtersfrau". Damit könnte die Berufsbezeichnung ihres Ehemannes gemeint sein, über den Weiteres nicht bekannt ist. Aus ihrer Anwesenheit in der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg lässt sich schließen, dass sie psychisch krank war. Die Berufsbezeichnung deutet darauf hin, dass sie in armen Verhältnissen lebte.

Am 31. Januar 1925 kam Ernestine Levy von Friedrichsberg in die Staatskrankenanstalt Langenhorn. Wir wissen nicht, ob sie dort in den folgenden Jahren Patientin war. Ihrer Kultussteuerkarte ist zu entnehmen, dass sie im Sommer 1935 etwa zwei Monate in der diakonischen Anstalt Anscharhöhe, Tarpenbekstraße 107, lebte, damals im preußischen Lokstedt, heute Hamburg-Eppendorf. Ernestine Levy kam im Oktober 1935 erneut nach Langenhorn. Es ist anzunehmen, dass sie bis 1940 ohne Unterbrechnung in der Staatskrankenanstalt Langenhorn blieb.

Im Frühjahr/Sommer 1940 plante die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten. Sie ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen Die inzwischen zur Heil- und Pflegeanstalt umbenannte Staatskrankenanstalt Hamburg-Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen. Nachdem alle jüdischen Patienten aus den norddeutschen Anstalten in Langenhorn eingetroffen waren, wurden sie am 23. September 1940 gemeinsam mit den dort bereits länger lebenden jüdischen Patienten nach Brandenburg an der Havel transportiert. Zu ihnen gehörte auch Ernestine Levy. Noch am selben Tag wurden diese Menschen in dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses mit Kohlenmonoxyd getötet. Nur eine Patientin, Ilse Herta Zachmann, entkam diesem Schicksal zunächst (siehe dort).

Es ist nicht bekannt, ob und ggf. wann Angehörige Kenntnis von Ernestine Levys Tod erhielten. In allen dokumentierten Mitteilungen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch) östlich von Lublin verstorben sei. Die Ermordeten waren jedoch nie in Chelm/Cholm. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es in Chelm kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung späterer als der tatsächlichen Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.

Eine Adresse von Ernestine Levy in Hamburg ist nicht bekannt, so dass kein individueller Ort bestimmt werden kann, an dem ihrer mit einem Stolperstein gedacht werden könnte.

Stand: November 2017
© Ingo Wille

Quellen: 1; 4; 5; 9; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; UKE/IGEM, Archiv, Patienten-Karteikarte Ernestine Levy der Staatskrankenanstalt Friedrichsberg.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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