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Bereits verlegte Stolpersteine



Dorothea Dorthy Silberberg * 1883

ohne Hamburger Adresse


ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel

Weitere Stolpersteine in ohne Hamburger Adresse :
Dr. Hans Bloch, Felix Cohn, Moraka Farbstein, Erland Walter Friedmann, Richard Guth, Martha Havelland, Albert Hirsch, Auguste Hirschkowitz, Sophie Kasarnowsky, Ernestine Levy, Richard Levy, Hannchen Lewin, Bronislawa Luise Dorothea Mattersdorf, Karl Friedrich Michael, Lucie Rothschild, Wilhelm Süsser, Anna Luise (Louise Hedwig) Weimann, Salo Weinberg

Dorothea Dorthy Silberberg, geb. am 7.11.1883 in Grätz/Posen (heute Grodzisk/Polen), ermordet am 23.9.1940 in der Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel

Ohne Stolperstein

Dorothea Dorthy Silberberg wurde am 7. November 1883 in Grätz in der früheren Provinz Posen als Tochter der Eheleute Max Silberberg und Cäcilie, geborene Jacobi, geboren. Max Silberberg war als Kaufmann tätig. Die Eltern bekannten sich zur jüdischen Religion.

Über Dorothea Dorthy Silberbergs Lebensweg finden sich erstmals Anhaltspunkte in ihrem Erwachsenenalter. Sie war ledig und lebte ab Anfang der 1930er Jahren in der Privatanstalt "Fräulein Clausen" in Friedrichsfeld in der Gemeinde Prinzenmoor in der Nähe von Rendsburg, wo sie wahrscheinlich zwischen 1931 und 1933 aufgenommen worden war.

In Friedrichsfeld war auf dem Gelände eines früheren Glashüttenwerks 1883 eine private Einrichtung für Nerven- und Gemütskranke entstanden. Die Bewohnerinnen unterhielten den um das Hauptgebäude angelegten Park und versorgten den weitläufigen Obst- und Gemüsegarten. Die Kranken stammten zumeist aus "besseren" Familien, die sich die gehobene Unterbringung leisten konnten. In einem Prospekt der Einrichtung hieß es: "Die Besitzung Friedrichsfeld, unweit der Eider gelegen, bietet nerven- und gemütskranken Damen, die nicht in eine grosse Anstalt wollen und doch in der Familie nicht bleiben können, einen ruhigen und gesunden Aufenthalt." Zwischen 1910 und 1942 leiteten die beiden Schwestern Margarethe und Cäcilie Clausen ihre Anstalt, die ca. 35 Bewohnerinnen aufnehmen konnte.

Dorothea Dorthy Silberberg wurde am 18. September 1940 aus Friedrichsfeld kommend in der Heil- und Pflegeanstalt Hamburg-Langenhorn aufgenommen. Dieser Verlegung war Folgendes vorausgegangen:

Im Frühjahr/Sommer 1940 plante die "Euthanasie"-Zentrale in Berlin, Tiergartenstraße 4, eine Sonderaktion gegen Juden in öffentlichen und privaten Heil- und Pflegeanstalten. Sie ließ die in den Anstalten lebenden jüdischen Menschen erfassen und in sogenannten Sammelanstalten zusammenziehen. Die Heil- und Pflegeanstalt Langenhorn wurde zur norddeutschen Sammelanstalt bestimmt. Alle Einrichtungen in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg wurden angewiesen, die in ihren Anstalten lebenden Juden bis zum 18. September 1940 dorthin zu verlegen.

Nachdem alle jüdischen Patientinnen und Patienten aus den norddeutschen Anstalten in Langenhorn eingetroffen waren, wurden sie am 23. September 1940 gemeinsam mit den bereits länger dort lebenden jüdischen Patientinnen und Patienten in einem Transport von insgesamt 136 Menschen nach Brandenburg an der Havel gebracht. Noch am selben Tag wurden sie in dem zur Gasmordanstalt umgebauten Teil des ehemaligen Zuchthauses mit Kohlenmonoxyd getötet. Nur Ilse Herta Zachmann entkam zunächst diesem Schicksal (siehe dort).

Es ist nicht bekannt, ob und ggf. wann Angehörige Kenntnis von Dorothea Dorthy Silberbergs Tod erhielten. In allen dokumentierten Mitteilungen wurde behauptet, dass der oder die Betroffene in Chelm (polnisch) oder Cholm (deutsch) verstorben sei. Die Ermordeten waren jedoch nie in Chelm/Cholm, einer Stadt östlich von Lublin. Die dort früher existierende polnische Heilanstalt bestand nicht mehr, nachdem SS-Einheiten am 12. Januar 1940 fast alle Patienten ermordet hatten. Auch gab es dort kein deutsches Standesamt. Dessen Erfindung und die Verwendung späterer als der tatsächlichen Sterbedaten dienten dazu, die Mordaktion zu verschleiern und zugleich entsprechend länger Verpflegungskosten einfordern zu können.

Von Dorothea Dorthy Silberberg ist keine persönliche Adresse in Hamburg bekannt, so dass kein individueller Ort bestimmt werden kann, an dem ihrer mit einem Stolperstein gedacht werden könnte.

Stand: November 2017
© Ingo Wille

Quellen: 5; StaH 133-1 III Staatsarchiv III, 3171-2/4 U.A. 4, Liste psychisch kranker jüdischer Patientinnen und Patienten der psychiatrischen Anstalt Langenhorn, die aufgrund nationalsozialistischer "Euthanasie"-Maßnahmen ermordet wurden, zusammengestellt von Peter von Rönn, Hamburg (Projektgruppe zur Erforschung des Schicksals psychisch Kranker in Langenhorn); 352-8/7 Staatskrankenanstalt Langenhorn Abl. 1/1995 Aufnahme-/Abgangsbuch Langenhorn 26.8.1939 bis 27.1.1941; Gemeinde Prinzenmoor, Melderegisterauszug Friedrichsmoor 1931–1933; JSHD Forschungsgruppe "Juden in Schleswig-Holstein", Datenpool Erich Koch, Schleswig. Rust, Jürgen (Red.). Rust, Prinzenmoor, S. 124ff.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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