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Bereits verlegte Stolpersteine



Gustav Magnus * 1852

Osterstraße 19 (Eimsbüttel, Eimsbüttel)


HIER WOHNTE
GUSTAV MAGNUS
JG. 1852
DEPORTIERT 1942
THERESIENSTADT
ERMORDET 18.3.1943

Weitere Stolpersteine in Osterstraße 19:
Gottlieb Magnus, Antonie Magnus

Gustav Magnus, geb. 4.2.1852 Salzhausen, deportiert nach Theresienstadt am 19. Juli 1942, dort gestorben am 18.3.1943

Osterstraße 19

Gustav Magnus kam erst 1936 nach Hamburg, als er schon ein alter Mann von 84 Jahren war. Er zog damals zu der Familie seines Sohnes Gottlieb Magnus, der seine Stellung als Offizier bei der Kaiserlichen Werft in Wilhelmshaven verloren hatte und in Hamburg in der Osterstraße 19 wohnte. (s. auch Biographie Gottlieb, Margarethe und Antonie Magnus) Zu der "Wohngemeinschaft" gehörten außer ihm und seinem Sohn Gottlieb dessen damals schon krebskranke Ehefrau Margarethe, beider Tochter Antonie, Margarethe Magnus‘ alter Vater Julius Schiff und, etwas später, Julius Schiffs Enkelin Eva Hirche, die überlebt und später ihre Familienerinnerungen aufgeschrieben hat.

Gustav Menke Gottlieb Magnus, wie er mit vollem Namen hieß, wurde 1852 in Salzhausen, das damals zum Königreich Hannover gehörte, geboren. Seine Eltern waren Gottlieb Magnus (geb. 1824 in Oldendorf I, heute Suderburg), und Rosette, geb. Cohn (geb. 1821 in Salzhausen). Gustav hatte noch sieben Geschwister. Die Familie zog dann von Salzhausen nach Fintel und später nach Hannover.

Als junger Mann lebte Gustav Magnus zeitweise in den Niederlanden, und zwar zunächst in Vlaardingen, wo er 1878/1879 als Fotograf arbeitete. Auf einer Visitenkarte heißt es: "Deutsche Photographie Gustav Magnus Firma Lorjé & Co. Brielle & Vlaardingen". Seine Ehefrau Cato Lorjé (geb. 1852 Rotterdam) stammte aus einer Fotografenfamilie. Bereits ihre Mutter Sophia Lorjé-Samson wurde 1869 in Rotterdam als Fotografin genannt. Catos Bruder Izaak Lorjé war offenbar seit 1868 in Rotterdam und Leiden im Fotogeschäft tätig. Er und seine Frau Caroline Lorjé geb. Mendelson lebten um die Jahrhundertwende in Hamburg Eimsbüttel, betrieben die Firma Lorjé & Lorjé Stereoscope en gros. Später fanden sie auf dem jüdischen Friedhof in Ohlsdorf die letzte Ruhestätte.

Gustav Magnus und seine Frau kehrten über einen Aufenthalt in Bergen op Zoom wieder nach Hannover zurück. In der Ehe wurden fünf Kinder geboren, nämlich Berta (verheiratete Klinnert, geb. 1876 in Linden), Louis (geb. 1878 in Rotterdam), Gottlieb (geb. 1883 in Hannover), Sophie (verheiratete Levi, geb. 1988 in Hannover) und Sally (geb. 1891 in Hannover).

1897 siedelte die Familie nach Kassel über, wo Cato Magnus 1929 mit 76 Jahren verstarb. Gustav Magnus und sein ältester Sohn Louis arbeiteten dort nicht mehr als Fotografe, sondern handelten mit Schuhen.

1934 verließ Gustav Magnus Kassel und zog zu seinem Sohn Sally nach Langenhagen (heute gehört die damalige Wohnadresse in der Stader Landstraße zu Hannover). Nur zwei Jahre später siedelte er nach Hamburg Eimsbüttel zu seinem Sohn Gottlieb über.

Die Familie Magnus musste die Wohnung in der Osterstraße jedoch vor ihrer Deportation im Jahr 1942 verlassen und wurde in das "Judenhaus" in der Bundesstraße 43, das ehemalige John R. Warburg-Stift, einquartiert. Gottlieb und Antonie wurden von dieser Adresse aus am 11. Juli 1942 nach Auschwitz deportiert, während Gustav nur eine Woche später aus dem "Judenhaus" Laufgraben 37, dem ehemaligen Waisenhaus, nach Theresienstadt übersiedeln musste.

Dorthin war ebenfalls ein Verwandter aus Würzburg deportiert worden. Dieser, Bernhard Behrens, überlebte und emigrierte später nach New York. Er schrieb am 26.3.1957 an den Anwalt von Edith Magnus, einer Tochter von Louis Magnus: " … Ich selbst kam am 23. September 1942 nach Theresienstadt, und wurde gleich darauf auf dem dortigen Friedhof angestellt. Ich hatte Einsicht in die Registratur und suchte nach dem Namen von Verwandten, wobei ich auch den Namen Gustav Magnus feststellte, und dass er in einem Massengrab beerdigt wurde. Er ist kurz vor meiner Ankunft im Herbst 1942 gestorben. Ausserdem erfuhr ich von meinen Kollegen beim Beerdigungswesen, mit denen ich zusammen wohnte, dasselbe, und dass er in demselben Zimmer zuletzt lebte und bis zu seinem Tode in bester Gesundheit und geistiger Verfassung war… Bald darauf kam auch seine Schwiegertochter Grete Magnus aus Hamburg, welche schwer gelähmt war, und die ich bis zu ihrem Tode oft besuchte …"

Bernhard Behrens schrieb hier, dass Gustav Magnus im Herbst 1942 in Theresienstadt verstorben sei, laut Gedenkbuch des Bundesarchivs starb er aber erst am 18. März 1943.

Gustavs Sohn Louis Magnus, dessen zweite Frau Johanna geb. Narewczewitz, der Sohn Sally Magnus und seine Frau Hulda geb. Magnus sowie die Tochter Sophie Levi geb. Magnus und ihr Sohn Viktor Heinz Levi wurden ebenso wie weitere Familienmitglieder ermordet.


Stand: September 2018
© Heinz-Jörgen Kunze-von Hardenberg; Susanne Lohmeyer

Quellen: 5; 8; HAB 1905; Hessisches Hauptstaatsarchiv, HStAW Abt. 518 Nr. 67419, Entschädigungsakte Gustav und Louis Magnus; https://www.groeschlerhaus.eu/quellen/inhaltsseiten/eva-basnizki-erinnerungen-eines-mischlings-1-grades-an-jever-und-hamburg-1933-1945/30.7.2018; http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb-juden nw&ID=I1743&nachname=Magnus&modus=&lang=hu 30.7.2018; https://rkd.nl/nl/explore/artists/record?query=izaak+lorj%C3%A9&start=0 https://kobra.bibliothek.uni-kassel.de/bitstream/urn:nbn:de:hebis:34-2013121644679/3/SchicksaleDerJudenKassels.pdf.txt 30.7.2018; https://ak-regionalgeschichte.de/judenverfolgung-langenhagen/ 30.7.3018;
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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