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Bereits verlegte Stolpersteine



Kurt Salo Streim * 1927

Dillstraße 15 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1942 Theresienstadt
ermordet am 22.1.1945 KZ Dachau

Weitere Stolpersteine in Dillstraße 15:
Gustav Gabriel Cohn, Siegbert Stephan Frankenthal, Pauline Frankenthal, Lothar Frankenthal, Judith Moritz, Margot Moritz, Siegmund Nissensohn, Aron Julius Rosemann, Werner Streim, Dr. Siegfried Streim, Sulamith Streim, Johanna Streim, James Tannenberg, Senta Tannenberg

Dr. Siegfried Streim, geb. am 13.4.1896 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, dort ermordet
Johanna Streim, geb. Hausmann, geb. am 10.7.1897 in Hamburg-Wilhelmsburg, am 19.07.1942 nach Theresienstadt deportiert, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, dort ermordet
Kurt Salo Streim, geb. am 12.4.1927 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, am 27.10.1944 ins KZ Dachau, dort am 22.1.1945 umgekommen
Werner Streim, geb. am 15.11.1930 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, dort ermordet
Sulamith (Sulamed/Sulamit) Streim, geb. am 18.5.1932 in Hamburg, am 19.7.1942 nach Theresienstadt deportiert, weiterdeportiert am 28.10.1944 nach Auschwitz, dort ermordet

Dillstraße 15

Siegfried Streim war das jüngere Kind des Ehepaares Salomon und Johanna Streim, geb. Sachs. Er hatte einen älteren Bruder, Ernst. Siegfrieds Großvater Ephraim Streim war 1860 von Borck nach Hamburg gezogen. Dort arbeitete er als Schneidermeister und lebte in der Peterstraße 71. 1867/68 wechselte er in die Elbstraße 19. Er starb am 26.3.1878. Seine Frau Rieke Streim, geb. Cohn, folgte ihm am 5.7.1883.

Auch Siegfrieds Vater Salomon arbeitete in Hamburg als Schneidermeister. Salomon Streim starb im Alter von 57 Jahren am 15.4.1913. Seine Frau Johanna Streim, geb. Sachs, geb. am 15.5.1858, starb am 26.12.1935. Sie lebte zuletzt in der Grindelallee 184.

Siegfried Streim war am 13.4.1896 in Hamburg geboren worden. Über seine Kindheit und Schulzeit ist nichts bekannt. Er studierte Zahnmedizin mit finanzieller Unterstützung seines Bruders Ernst und eröffnete 1925 - nach einer Zeit als Assistenzarzt - eine eigene Praxis in der Bramfelderstraße 5. Das Geld dafür stammte aus der Mitgift seiner Ehefrau, Johanna, geb. Hausmann, die er am 12.6.1925 geheiratet hatte.

Sie war die Tochter des Kaufmanns Siegfried Hausmann, geb. 19.3.1871 in Geismar, und seiner Ehefrau Frieda, geb. Jacobsohn, geb. 23.10.1869 in Sudheim. Sie stammte aus Wilhelmsburg und hatte noch zwei Geschwister: Helmuth und Edith (die beide den Holocaust überlebten). Johanna Streim arbeitete bis zur Geburt des ersten Kindes 1927 als zahnärztliche Assistentin in der Praxis ihres Mannes. 1933 nahm sie ihre Tätigkeit dort wieder auf.

Nachdem das Paar zuerst in der Grindelallee 184 (im selben Haus wie Johanna Streim) gelebt hatte, zog es 1926 kurzzeitig in die Parkallee und schließlich ein Jahr später in die Straße Beim Schlump 2a. Vielleicht erfolgte der Umzug in eine größere Wohnung, weil im selben Jahr der erste Sohn der Familie, Kurt, zur Welt kam. Die Familie zog bis zu ihrer Deportation 1942 noch drei weitere Male um, was eventuell zu Anfang mit dem Größer werden der Familie in Zusammenhang stehen könnte, denn 1930 kam der zweite Sohn Werner auf die Welt und 1932 dann die Tochter Sulamith.

Etwa um 1933 herum zog Johannas Mutter, Frieda Hausmann, zur Familie Streim. Diese lebte zu diesem Zeitpunkt in der Brahmsallee 34. Frieda Hausmann kümmerte sich um Kinder und Haushalt, während ihre Tochter ihrer Tätigkeit in der Praxis ihres Mannes nachging. Johanna Streim war zudem in der Jüdischen Gemeinde tätig. Frieda Hausmanns Ehemann befand sich ab 1939 im Zuchthaus Bremen-Oslebshausen.

Die gesamte Familie musste 1942 zwangsweise in die Dillstraße 15, ein sogenanntes Judenhaus, ziehen. Von dort aus wurde sie zusammen mit Frieda und Siegfried Hausmann am 19.7.1942 ins Getto Theresienstadt deportiert. In Theresienstadt erwarb sich Siegfried Streim nach Aussagen von Überlebenden einen guten Ruf sowohl im beruflichen als auch im jüdischen Leben des Gettos. Er arbeitete im Gesundheitsbereich mit und hielt in der Freizeit auch Vorträge, beispielsweise über Versuche, die jüdische Frage zu lösen.

Kurt Streim war "Lehrling" in der Zentralbücherei des Gettos. Er wurde am 28.9.1944 zunächst ins Vernichtungslager Auschwitz deportiert, dort zur Zwangsarbeit ausgesucht und am 27.10.44 ins Lager Kauferring III, ein Außenlager des Konzentrationslagers Dachau, überstellt. In Kaufering III sollte die deutsche Flugzeugproduktion unterirdisch weitergeführt werden. Dort verstarb der knapp 18jährige am 22.1.1945 an Entkräftung.

Seine Großmutter Frieda Hausmann war bereits vor ihm am 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert worden, wo sie ermordet wurde.

Ihr Ehemann Siegfried Hausmann verstarb in Theresienstadt. Ein genaues Sterbedatum ist nicht bekannt.

Siegfried, seine Frau Johanna und die beiden verbliebenen Kinder Werner und Sulamith Streim, wurden am 28.10.1944 aus Theresienstadt nach Auschwitz deportiert. Aller Wahrscheinlichkeit nach wurden sie direkt nach ihrer Ankunft ermordet.

Stand: Januar 2020
© René Eder

Quellen: 1; 4; 5; 7; 8; StaH 332-5, Heiratsurkunde Siegfried und Johanna Streim 1925, 47039; StaH 351-11, AfW, 18352 Streim, Siegfried, Dr.; Geburtsurkunde Johanna Streim via ancestry.de; Hamburger Adressbücher 1870-1943; J. Roth/E. Maxwell u.a. (Hg.), Remembering for the Future: 3 Volume Set: The Holocaust in an Age of Genocide, Bd. 1-3, London, S. 267.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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