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Bereits verlegte Stolpersteine



Adolf Sachsenhaus * 1876

Schlüterstraße 5 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
ADOLF
SACHSENHAUS
JG. 1876
DEPORTIERT 1941
ERMORDET IN
RIGA

Weitere Stolpersteine in Schlüterstraße 5:
Lotte Mansfeldt, Bela Mansfeldt, Günter Rosenthal, Alice Sachsenhaus, Martha Seidel

Adolf Sachsenhaus, geb. am 6.2.1876 in Jaroslaw, am 6.12.1941 nach Riga deportiert
Alice Sachsenhaus, geb. Cohn, geb. am 6.9.1882 in Hamburg, am 6.12.1941 nach Riga deportiert

Schlüterstraße 5

Adolf Sachsenhaus wurde als Sohn des jüdischen Ehepaares Meyer und Lotti Sachsenhaus, geb. Glasscheib, in Jaroslaw im südöstlichen Polen geboren. Er wanderte nach Hamburg aus und heiratete hier am 24. August 1920 Alice Cohn. Als Trauzeugen fungierten Edgar Seligmann, wohnhaft Emilienstraße 78, und der Kaufmann Siegmund Rosenkranz, wohnhaft Grindelallee 126. Die Ehe des Paares Sachsenhaus blieb kinderlos.

Alice Cohn war die Tochter des Kaufmanns Philip Cohn (geb. 20.6.1842 in Hamburg) und seiner Frau Cecilia, geb. Polly (geb. 14.2.1854 in Puerto-Cabello, Venezuela). Familie Cohn lebte in Rotherbaum in der Bornstraße 20. Philip Cohn starb am 22.10.1898. Wahrscheinlich zogen Mutter und Tochter anschließend in die Rappstraße 3 in den 3. Stock. Dort lebten sie zum Zeitpunkt der Hochzeit 1920. Cecilia Cohn starb am 20.4.1921 und wurde auf dem jüdischen Friedhof Ilandkoppel beerdigt.

Adolf und Alice Sachsenhaus übernahmen nach Cecilia Cohns Tod die Wohnung in der Rappstraße 3. Adolf Sachsenhaus war Prokurist und besaß eine Holzmaklerfirma, die im selben Haus ihren Sitz hatte. Ab 1933 liefen die Geschäfte schlechter und das Ehepaar musste umziehen. 1937 lebten sie in der Rothenbaumchaussee 101/103 im Haus 5 im Erdgeschoss. Drei Jahre wechselten sie zum 1. März 1940 in die Schlüterstraße 5, ihrer letzten Adresse in Hamburg. Während dieser Zeit nahmen sie Martha Seidel bei sich als Haustochter auf. Diese wurde am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert, wo sie starb. Für sie wurde ebenfalls in der Schlüterstraße 5 ein Stolperstein verlegt.

Am 3. Dezember 1938 war die Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens ergangen, wonach "Sicherungsanordnungen" Juden hindern konnten, über ihre finanziellen Mittel zu verfügen. Im März 1941 traf diese Verordnung auch Adolf Sachsenhaus. Ihm wurde aufgetragen bis zum 31. März seinen Gewerbebetrieb abzuwickeln und die Löschung der Firma im Handelsregister zu veranlassen.
Adolf Sachsenhaus kam den Aufforderungen nach. In einem Schreiben an den Oberfinanzpräsidenten machte er jedoch noch einmal auf seine schlechte finanzielle Situation aufmerksam: "Ich bemerke noch, dass ich völlig mittellos bin und dass ich, wenn ich nicht eine Beschäftigung finden sollte, was mir im Alter von 65 Jahren bisher nicht gelungen ist, ich in kurzer Zeit auf Wohlfahrtsunterstützung angewiesen sein werde." Sein Einwand half nicht.

1940 hatte Adolf Sachsenhaus wenigstens noch 274 RM monatlich verdient. Dies reichte gerade für den Lebensunterhalt aus. (72 Mark Miete, 120 RM Lebensunterhalt, keine Hausangestellten, 20 RM Sonstiges). Doch nach der "Sicherungsanordnung" besaß das Ehepaar Sachsenhaus nach eigenen Angaben nur noch 60 RM Bargeld. Sie waren nun von der Jüdischen Gemeinde und deren Wohlfahrt abhängig.

Die Unterlagen der Handelskammer bestätigen die schwierige wirtschaftliche Situation des Ehepaares Sachsenhaus. Der Jahresumsatz der Holzmaklerfirma lag 1937 noch bei rund 5000 RM, 1938 nur noch bei 3000 RM und ein Jahr später war er auf 1500 RM geschrumpft. Kurz vor Abwicklung des Gewerbebetriebes hatte Adolf Sachsenhaus nur noch sehr wenige Kunden. Im Lager befanden sich noch Holzwaren mit einem Wert von rund 300 bis 400 RM.

Am 6. Dezember 1941, anderthalb Monate nach Martha Seidels Deportation, wurden Adolf und Alice Sachsenhaus nach Riga-Jungfernhof deportiert und dort später ermordet.


Stand: Oktober 2018
© Carmen Smiatacz

Quellen: 1; 4; 5; 6; 8; Archiv der Handelskammer Hamburg, 100.B.1.37, Entjudung des Großhandels; StaHH 213-13, Landgericht Hamburg, Wiedergutmachung, 14289; StaHH 214-1, Gerichtsvollzieherwesen, 603; StaHH 314-15, OFP, R 1941/49; Hamburger Fernsprechbuch 1920; Geburtsurkunde Alice Cohn, Heiratsurkunde Alice und Adolf Sachsenhaus, Sterbeurkunde Philip Cohn, Sterbeurkunde Cecilia Cohn (alle www.ancestry.de, zuletzt eingesehen am 6.9.2018); Grenville, John: The Jews and Germans of Hamburg. The Destruction of a Civilization 1790–1945, New York 2012, S. 187.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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