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Bereits verlegte Stolpersteine



Günter Rosenthal * 1893

Schlüterstraße 5 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
GÜNTER ROSENTHAL
JG.1893
VERHAFTET 1939
ZUCHTHAUS BREMEN
1943 KZ FUHLSBÜTTEL
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET 13.2.1943

Weitere Stolpersteine in Schlüterstraße 5:
Lotte Mansfeldt, Bela Mansfeldt, Adolf Sachsenhaus, Alice Sachsenhaus, Martha Seidel

Günther Friedrich Rosenthal, geb. am 13.6.1893 in Lübeck, am 13.2.1943 in Auschwitz ermordet

Schlüterstraße 5

Der Buchhändler Günther Rosenthal stammte aus Lübeck und war der Sohn des Ehepaares Max und Julie Rosenthal, geb. Simon. Am 10. Juni 1923 trat er in die Jüdische Gemeinde in Hamburg ein. Sein Einkommen reichte damals nicht aus, um besteuert zu werden.

1923 lag seine Geschäftsadresse als Buchhändler in der Bismarckstraße 128. Er wohnte zur selben Zeit zur Untermiete in der Hochallee 77, wo er bis zu seinem Umzug am 12. Dezember 1935 in die Parkallee 4 blieb. Zwei Jahre später zog er in die Schlüterstraße 5 ins Erdgeschoss. Seit dem 21. April 1937 lebte er hier zur Untermiete bei Levy.

Günther Rosenthal wurde am 18. Oktober 1938 unter dem Vorwurf der "Rassenschande" verhaftet und in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel eingeliefert. Am 25. Oktober wurde er in Untersuchungshaft in die Strafanstalt Fuhlsbüttel verlegt. Dort wartete er auf seinen Prozess. Fast ein Jahr später, am 28. Juni 1939, wurde Günther Rosenthal zu fünf Jahren Haft verurteilt. Er wurde für schuldig befunden in fünf Fällen "Rassenschande" begangen zu haben. Damit hatte er gegen die §§ 2 und 5 II des "Gesetzes zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" verstoßen. Günther Rosenthal hatte wohl eine oder mehrere Beziehungen zu nichtjüdischen Frauen gehabt. Seine Strafakten existieren heute nicht mehr, weswegen sich die genaue "Straftat" nicht mehr nachvollziehen lässt.

Um 13:50 Uhr trat Günther Rosenthal am 25. September 1939 seine Haft im Straflager Bremen-Oslebshausen an. Das Ende seiner Haftzeit wäre am 23. Januar 1944 gewesen. Am 1. Juni 1940 wurde er von Bremen-Oslebshausen nach Fuhlsbüttel verlegt. Kurze Zeit später, am 16. September 1940, musste Günther Rosenthal ins Lazarett. Dort gab er als Angehörige, die im Notfall benachrichtigt werden sollte, Militta Salomon aus Oslo an.

Während sich Günther Rosenthal im Gefängnis befand, versuchte die Devisenstelle des Oberfinanzpräsidenten sein Vermögen einzuziehen. An seine letzte Adresse, Schlüterstraße 5, wurde eine Aufforderung geschickt, dass er sich am 7. Februar 1940 um 11:30 Uhr im Büro des Oberfinanzpräsidenten, Hindenburghaus, Großer Burstah 31, einzufinden habe. Mitzubringen war der obligatorische Fragebogen, den Juden auszufüllen hatten. Er beinhaltete persönliche Angaben, den Familienstand, das derzeitige Einkommen, die laufenden Ausgaben und das noch vorhandene Vermögen.

Das Schreiben erreichte Günther Rosenthal nicht, so notierte der Finanzbeamte am 7. Februar 1940 in seinen Akten: "Durch fernmündliche Rückfrage beim Meldeamt wurde festgestellt, dass Günther Friedrich Israel Rosenthal z. Zt. wegen Rassenschande im Zuchthaus Bremen sitzt. Laut fernmündlicher Auskunft ist das Konto 1939 aufgelöst worden." Zu diesem Zeitpunkt besaß Günther Rosenthal gerade noch 500 RM Vermögen, die auf einem Konto bei der Warburg Bank lagen.

Im Oktober/November 1942 erging ein Erlass, nach dem deutsche Gefängnisse und Zuchthäuser "judenfrei" gemacht werden sollten. Günther Rosenthal wurde deshalb am 14. Januar 1943 in das Konzentrationslager Fuhlsbüttel verlegt. Dort verbrachte er Zeit bis zu seiner Deportation nach Auschwitz. Diese fand am 28. Januar 1943 statt. Zwei Wochen später, am 13. Februar 1943, wurde Günther Rosenthal im Alter von 49 Jahren im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Nach dem Krieg schickte das Rote Kreuz Günther Rosenthals Todesbescheinigung nach Hamburg zum zuständigen Bezirksamt Eimsbüttel. Beantragt hatte diese niemand. Deswegen ist davon auszugehen, dass Günther Rosenthal keine nahen Verwandten mehr hatte.

Stand: März 2020
© Carmen Bisotti

Quellen: 1; 4; 5; 8; StaHH, 242-1 II, Gefängnisverwaltung II, 24862; StaHH, 314-15, OFP, R 1940/914; Hamburger Fernsprechbücher 1923-1939.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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