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Luba Nesterowitsch * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


LUBA
NESTEROWITSCH
GEB. 23.4.1944
ERMORDET 10.10.1944

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Luba Nesterowitsch, geb. am 23.4.1944 in Hamburg, gestorben am 10.10.1944

Essener Straße 54
(früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn)


Luba Nesterowitsch kam am 23. April 1944 in Hamburg zur Welt. Ihre Eltern, Olga, geb. Justina, geb. am 14.9.1922 (oder "10.8.1922", beide Geburtsdaten sind auf ihrer Ausländermeldekarteikarte verzeichnet), in Wilejka Matzki, und Wladimir, auch Waldemar genannt, Nesterowitsch, geb. am 13.1.1918 Shitkowitschi, waren griechisch-katholischen Glaubens. Aus ihrem Heimatort Schikowitschi/Weißrussland verschleppt, mussten beide in Hamburg-Billbrook Zwangsarbeit leisten. Wladimir Nesterowitsch kam am 16. Oktober 1943 in das Lager Grusonstraße (Ecke Borsigstraße) und wurde als "Rüstungsarbeiter" vermutlich für die Gebr. Böhling, Firma für Rohrleitungsbau, Maschinen- u. Apparatebau, Kupferschmiede, zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Zu dieser Zeit war Luba Nesterowitsch im dritten Monat ihrer Schwangerschaft. Als Zwangsarbeiterin für die Hamburger Juteindustrie A. G, Jutefabrikate Wilhelm Schlochauer, war sie im unbewachten Lager Liebigstraße 88 untergebracht. Im sechsten Monat ihrer Schwangerschaft wurde Olga Nesterowitsch am 27. Januar 1944 nach Hamburg-Langenhorn in das Lager Tannenkoppel verlegt und zur Zwangsarbeit bei der Deutschen Meßapparate GmbH (Messap) und der Hanseatischen Kettenwerk GmbH (HAK) eingesetzt.

Am Tag der Geburt ihres Kindes kam sie in das Krankenhaus Alsterdorf. Neun Tage nach der Entbindung wurde Olga Nesterowitsch am 2. Mai 1944 mit ihrer Tochter Luba zurück in das "Ostarbeiterlager Tannenkoppel" entlassen. In der folgenden Zeit kam Wladimir Nesterowitsch ebenfalls dorthin und war im Männerlager untergebracht. Im Zwangsarbeitslager Tannenkoppel musste Luba die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie dort völlig unzureichend.

Am 29. September 1944 wurde sie mit der Diagnose "Ekzem a. Kopf" in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert. Dort verstarb sie nach elf Tagen, am 10. Oktober 1944 um 0:30 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Kopfekzem und ausgedehnte Dermatitis" (entzündliche Hauterkrankung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Luba wurde 5 Monate, 2 Wochen und 3 Tage alt.

Neun Tage nach ihrem Tod fand ihre Beisetzung am 19. Oktober 1944 auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 14, Nr. 9. Ihr Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Im Januar 1945 wurden Olga und Wladimir Nesterowitsch nach Hamburg-Finkenwärder in das Lager Finksweg verlegt, zur Zwangsarbeit für die Deutsche Werft AG.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 1 b, Geburtsregister 408/1944 Luba Nesterowitsch; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 90, S. 266; StaH 131-1 II, 519 Listen der von 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 219; StaH 332-5 Standesämter, 9953 u. 1478/1944 Luba Nesterowitsch; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; StaH 741-4 Hausmeldekartei, K 2510 Weg Nr. 4; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Krankenhaus Alsterdorf 2.1.2.1 / 70646172, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 77012595 Luba Nesterowitsch, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77095756 Luba Nesterowitsch, Wladimir Nesterowitsch, 2.1.2.1., Ordner 483a Paginiernummer 63, Fundort: SK Hamburg 483a/63, 0.1 / 63470788, DE ITS 2.1.2.1 NI 063 4 RUS/70742304/70648408; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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