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Iwan Poliwara * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


IWAN POLIWARA
GEB. 10.7.1944
ERMORDET 30.1.1945

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Iwan Poliwara, geb. am 10.7.1944 in Hamburg, gestorben am 30.1.1945

Essener Straße 54
früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn


Iwan Poliwara kam am 10. Juli 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Uliana Poliwara, geb. am 22.12.1923 in Morisiwka, war römisch-katholischen Glaubens und ledig. Aus ihrer Heimat Russland verschleppt, musste sie in Hamburg-Langenhorn für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK) bzw. die Deutsche Meßapparate GmbH (Messap) Zwangsarbeit leisten. Sie war im "Ostarbeiterlager Tannenkoppel", Weg 4, untergebracht.

Am Tag der Geburt ihrer Zwillinge wurde Uliana Poliwara in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Acht Tage nach der Entbindung, am 18. Juli 1944, kam sie mit ihren beiden Kindern Iwan und Lydia zurück in das Lager Tannenkoppel. Dort mussten Iwan und Lydia die kurze Zeit ihres Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für sie völlig unzureichend.

Am 27. September 1944 verstarb Iwans Zwillingsschwester Lydia im Allgemeinen Krankenhaus Langenhorn; die angegebene Todesursache lautet "Pädatrophie" (Auszehrung – schwerster Grad der Ernährungsstörung).

Iwan lebte danach im "Ostarbeiterlager" Tannenkoppel noch vier weitere Monate. Viel zu spät wurde er in ein Krankenhaus gebracht. Am 30. Januar 1945 verstarb er auf dem Weg in die Universitätsklinik Eppendorf. In der Sterbefallanzeige des Standesamtes Eppendorf ist als Todesursache "Enteritis" (Darmentzündung) und als unterzeichnender Arzt "Faue" (?) angegeben.

Iwan wurde 6 Monate, 2 Wochen und 6 Tage alt.

Fünfzehn Tage nach seinem Tod fand am 14. Februar 1945 seine Beisetzung, wie zuvor die seiner Zwillingsschwester, auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 10, Nr. 16. Sein Grab und das seiner Schwester sind nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurden sie zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg-Uhlenhorst, Geburtsregister 1234/1944 Iwan Poliwara; StaH 131-1 II, 517, Listen der in Hamburg während des Zweiten Weltkrieg ums Leben gekommenen Ausländer. Band 2: Sowjetbürger, Polen, Niederländer und Belgier, S. 53, S. 81; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 88, S. 140, S. 244, S. 267; StaH 131-1 II, 519 Listen der 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 216; StaH 332-5 Standesämter, 9957 u. 230/1945 Iwan Poliwara; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten 64399 u. 230/1945 Iwan Poliwara; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646058, 2.2.2.3 / 77025152 Iwan Poliwara, 2.2.2.4 / 77098524 Iwan Poliwara; www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, einges. 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1945.

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