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Wasilij Romanenko * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


WASILIJ
ROMANENKO
GEB. 16.5.1944
ERMORDET 3.6.1944

Weitere Stolpersteine in Essener Straße 54:
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Wasilij Romanenko, geb. am 16.5.1944 in Hamburg, gestorben am 3.6.1944

Essener Straße 54 (früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn)


Wasilij Romanenko kam am 16. Mai 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Eltern, Maria Romanenko, geb. am 1.9.1919 in Saboroje/Saro Konstantinowka, und Iwan Romanenko, geb. am 13.4.1914 in Zare-Konstantinow, waren römisch-katholischen Glaubens. Aus ihrer Heimat Polen/Ukraine verschleppt, kam Iwan Romanenko am 11. Dezember 1942 in das "Russenlager" Rohrweg 13 und musste für die H. C. Stülcken Sohn Schiffswerft, Maschinenfabrik und Kesselschmiede, Zwangsarbeit leisten, später kam er nach Hamburg-Wilhelmsburg in das Lager Wettern.

Maria Romanenko, registriert als "Landarbeiterin", wurde zunächst in Hamburg-Barmbek für die Tretorn Gummi- und Asbestwerke AG als Zwangsarbeiterin eingesetzt. Sie war im Lager Alter Teichweg 13/27 untergebracht und in dieser Zeit schwanger.

Am Tag der Geburt ihres Kindes wurde Maria Romanenko in der Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, aufgenommen. Neun Tage nach der Entbindung, am 25. Mai 1944, kam sie mit ihrem Sohn Wasilij zurück in das Lager Alter Teichweg. Zwei Tage später erfolgte ihre Verlegung nach Hamburg-Langenhorn zur Zwangsarbeit für die Hanseatische Kettenwerk GmbH (HAK). Sie wurde mit ihrem Sohn im "Ostarbeiterlager" Tannenkoppel, Weg Nr. 4, untergebracht. Dort musste Wasilij die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn völlig unzureichend.

Am 3. Juni 1944 verstarb Wasilij im Universitätskrankenhaus Eppendorf um 19:15 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Kreislaufschwäche Frühgeburt" "Dyspepsie" (Verdauungsstörung) "Prolong. Ikterus" (verlängerte Neugeborenengelbsucht) und als unterzeichnende Ärztin Hasselkuss angegeben.

Wasillijs Vater ist in der Geburts- und Sterbeurkunde nicht aufgeführt.

Wasilij wurde 2 Wochen und 4 Tage alt.

Neun Tage nach seinem Tod fand am 12. Juni 1944 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 4, Nr. 15. Sein Grab ist nicht mehr erhalten. Ende des Jahres 1959 wurde es zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet.

Maria Romanenko wurde am 9. September 1944 in das Lager Veddeler Damm 111 zum Arbeitseinsatz für die H. C. Stülcken-Schiffswerft, Maschinenfabrik und Kesselschmiede, verlegt. Am 23. November 1944 kam sie zur Behandlung in die Frauenklinik Finkenau. In der Krankenhausliste ist unter der Rubrik Krankheit "Interruptio" (Schwangerschaftsunterbrechung) eingetragen. Nach sechs Tagen wurde sie wieder zurück in das Lager Veddeler Damm entlassen.

Am 13. März 1945 erfolgte ihre Verlegung in das "Ostarbeiterlager" Westerweg 40 der Stülcken Werft, wo auch ihr Ehemann untergebracht war.

Erläuterung:
Eleonore Hasselkuss, Ärztin, geb. am 6.3.1913 in Bochum/Westf., war Mitglied der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und bei dem Deutschen Frauenwerk, ansonsten bei keiner Partei- oder NS-Organisation. Seit Februar 1939 begann sie als Volontärin an der Universitätsklinik Eppendorf und arbeitete dann dort weiter als wissenschaftliche Assistentin. Von der Entnazifizierungskommission erhielt sie im Mai 1950 keine Kategorisierung und galt damit als nicht belastet. (Quelle: StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, Ed 3833)

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 6, Geburtsregister 849/1944 Wasilij Romanenko; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 268; StaH 221-11 Entnazifizierungsakte, Ed 3833, Dr. Eleonore Hasselkuss; StaH 332-5 Standesämter, 9948 u. 657/1944 Wasilij Romanenko; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64342 u. 657/1944 Wasilij Romanenko; StaH 332-8 Meldewesen, A 50/1 Hausmeldekartei, 741-4 Fotoarchiv, K 2547 Veddeler Damm Lager Stülcken-Werft, Rohrweg; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646058, Geburtsurkunde 2.2.2.3 / 77031986 Wasilij Romanenko, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77100021 Wasilij Romanenko; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, einges. 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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