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Anatoli Slusar * 1944

Essener Straße 54 (Hamburg-Nord, Langenhorn)


ANATOL SLUSAR
GEB. 1.1.1944
ERMORDET 23.3.1944

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Anatol Slusar, geb. am 1.1.1944 in Hamburg, gestorben am 23.3.1944

Essener Straße 54 (früher Lager Tannenkoppel, Weg 4, auch "Tarpenbek" genannt
Zwangsarbeitslager der Rüstungsindustrie in Hamburg Langenhorn)


Anatol Slusar kam am 1. Januar 1944 in Hamburg zur Welt. Seine Mutter Natascha Slusar, geb. am 28.10.1925 in Dnepropetrowsk, war römisch-katholischen Glaubens und laut Ausländermeldekartei "verheiratet", Name und Schicksal ihres Ehemannes sind nicht bekannt. Aus ihrer Heimat Ukraine verschleppt, musste sie in Hamburg-Kleiner Grasbrook für das Bekleidungsamt der Marine Zwangsarbeit leisten. Sie war dort im Schuppen 55 (heute Afrikakai – Afrikahöft), im kleinen Lager für Kriegsgefangene, untergebracht.

Im siebten Monat ihrer Schwangerschaft wurde sie am 24. Oktober 1943 in das Zwangsarbeitslager Schuppen 77 verlegt und für die Gesamthafenbetriebsgesellschaft mbH, Buchheisterstraße 5, und die Gesamthafenbetriebsgesellschaft mbH, Hohe Brücke 4, Freihof, zur Zwangsarbeit eingesetzt.

Am 24. November 1943 kam die 18-jährige Natascha Slusar mit Wehen in die Frauenklinik Finkenau, Hamburg-Uhlenhorst, wurde jedoch nach zwei Tagen wieder zurück in das Zwangsarbeitslager Schuppen 77 entlassen.

Am 17. Dezember 1943 wurde sie erneut mit Wehen in die Frauenklinik eingeliefert und nach dreizehn Tagen, am 30. Dezember 1944, wiederum in ihr Zwangsarbeitslager zurück verlegt. Zwei Tage später brachte Natascha Slusar am Neujahrstag 1944 ihren Sohn Anatol in der Frauenklinik Finkenau zur Welt.

Zehn Tage nach der Entbindung, am 10. Januar 1944, wurde sie mit ihrem Sohn in das Hamburger Ausweichkrankenhaus Wintermoor verlegt. Wann beide dort entlassen wurden und nach Hamburg-Langenhorn in das Lager Tannenkoppel, Weg 4, gelangten, ist nicht bekannt. In diesem Zwangsarbeitslager musste Anatol die kurze Zeit seines Lebens verbringen. Die Ernährungs- und Lebensbedingungen waren für ihn dort völlig unzureichend.

Am 20. März 1944 wurde er mit der Diagnose "Durchfall" in das Allgemeine Krankenhaus Langenhorn eingeliefert. Dort verstarb Anatol nach drei Tagen, am 23. März 1944 um 16:00 Uhr. In der Todesanzeige des Krankenhauses ist als Todesursache "Pädatrophie" (Auszehrung – schwerster Grad der Ernährungsstörung) und als unterzeichnender Arzt Blumenthal angegeben.

Anatol wurde 2 Monate, 3 Wochen und 1 Tag alt.

Sieben Tage nach seinem Tod fand am 30. März 1944 seine Beisetzung auf dem Friedhof Ohlsdorf statt, Grablage: Q 39, Reihe 2, Nr. 6. Ende des Jahres 1959 wurde das Grab zusammen mit mindestens 146 Gräbern der Kinder von Zwangsarbeiterinnen auf Areal Q 39 eingeebnet. Nur für acht Gräber erfolgte zuvor die Umbettung der sterblichen Überreste auf das Areal Z 35 und für vier weitere Gräber auf das Areal Bp 74. Anatols sterbliche Überreste kamen am 7. Juli 1959 mit denen von drei unbekannten Toten in das Sammelgrab Z 35, Reihe 8, Nr. 37. Eine Grabsteinplatte mit seinem eingemeißelten Namen und seinem Geburts- und Sterbedatum erinnert dort noch heute an ihn.

Stand: Oktober 2021
© Margot Löhr

Quellen: Standesamt Hamburg 6, Geburtsregister 54/1944 Anatol Slusar; StaH 131-1 II, 518 Listen der während des Zweiten Weltkrieges in Hamburg verstorbenen und beigesetzten ausländischen Zivilarbeiter, S. 75, S. 270; StaH 131-1 II, 519 Listen der 1940 in Hamburger Krankenhäusern behandelten Ausländer, nach Nationalitäten geordnet, S. 162; StaH 332-5 Standesämter, Sterberegister 9951 u. 498/1944 Anatol Slusar; StaH 332-5 Sterbefallsammelakten, 64351 u. 498/1944 Anatol Slusar; StaH 332-8, A 48 Alphabetische Meldekartei der Ausländer 1939–1945; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf Buch D, S. 94/365; ITS Archives, Bad Arolsen, Copy of Krankenhausliste Frauenklinik Finkenau 2.1.2.1 / 70646042, 2.1.2.1 / 70646061, Sterbeurkunde 2.2.2.4 / 77103275 Anatol Slusar; http://www.straty.pl/index.php/en/szukaj-w-bazie, eingesehen 10.7.2017; http://www.zwangsarbeit-in-hamburg.de, eingesehen 17.2.2016; Archiv Friedhofsverwaltung Ohlsdorf, Beerdigungsregister 1944.

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