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Bereits verlegte Stolpersteine



Ursel Margulies 1934, Klassenfoto der Schule Breitenfelder Straße 35 (Ausschnitt)
Ursel Margulies 1934, Klassenfoto der Schule Breitenfelder Straße 35 (Ausschnitt)
© Privatbesitz

Ursel Margulies * 1923

Isestraße 93 (Eimsbüttel, Harvestehude)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Isestraße 93:
Lina Cossen, Valeska Hertz, Rosa Lion, Lilly Margulies, Norbert Margulies

Norbert Margulies, geb. am 23.3.1885 in Jaroslaw, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert
Lilly Margulies, geb. Mandel, geb. am 20.3.1889, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert
Ursel Margulies, geb. am 20.12.1923, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert

Ursprünglich stammte Norbert Margulies aus Jaroslaw in Polen, er war der Sohn von Isaac und Marie Margulies. In Hamburg lernte er seine Frau Lilly, geb. Mandl, kennen, mit der er zwei Kinder hatte, den am 29. August 1920 geborenen Sohn Justus und die am 20. De­zember 1923 geborene Tochter Ursula Johanna, genannt Ursel. Beide wuchsen in der elterlichen Wohnung in der Isestraße 93 auf. Der Vater bezog ein regelmäßiges Gehalt als Bankangestellter, Mutter Lilly übte keinen Beruf aus.

1940 verstarb Justus Margulies im Alter von 20 Jahren. Seine Eltern und seine Schwester überlebten ihn nur um wenige Jahre. Sie wurden am 25. Oktober 1941 nach Lodz deportiert, wo sie ein Zimmer in der Hausierergasse zugeteilt bekamen.

Seit dem 4. Dezember war Norbert Margulies als "Ordnungsdienstmann Nr. 564" beim "Ordnungsdienst", der umstrittenen jüdischen "Gettopolizei", beschäftigt. Die Tochter Ursel arbeitete seit dem 1. April 1942 als Häklerin im "Betrieb 82" in der Fischstraße 21, zunächst in der Abteilung "Wäsche und Kleider", später in der Abteilung "Handstrickerei".

Im Mai 1942 erfolgten erste Deportationen ins Vernichtungslager Chelmno. Die betroffenen Gettobewohner hatten im April eine "Aufforderung zur Ausreise" erhalten. In der Annahme, es handle sich um die Verschiebung in ein Arbeitslager, hatte der Großteil Bittgesuche gestellt, in denen sie ihre Arbeitsunfähigkeit darlegten, in der Hoffnung, auf diese Weise von den Transporten ausgenommen zu werden. Tatsächlich hatten sie jedoch ihren Tod beschleunigt, denn ausgenommen wurden nur diejenigen, deren Arbeitskraft noch ausgenutzt werden konnte. Wer nicht mehr arbeitsfähig war, wurde nach Chelmno deportiert und ermordet. Zu den Ausnahmen zählte auch Familie Margulies.

Am 8. Mai 1942 suchte Norbert Margulies für seine Frau, seine Tochter und sich um eine Befreiung von der "Ausreise-Aufforderung" nach, der wenig später stattgegeben wurde. Ausschlaggebend dafür mag die Stellung als "Ordnungsdienstmann" gewesen sein. Um sich die Loyalität der "Gettopolizei" zu erhalten, blieben Norbert Margulies und seine Angehörigen von den Transporten vorerst verschont.

Im Jahr darauf erlag Lilly Margulies als erstes Familienmitglied den Strapazen im Getto. Am 3. Februar 1943 starb sie den Hungertod. Ursel folgte ihr ein Jahr später, sie starb am 23. Mai 1944. Das Todesdatum von Norbert Margulies kennen wir nicht, er wurde später für tot erklärt.

© Eva Decker

Quellen: 1; 4; 5; 8; USHMM, RG 15083, M 302/287-292; Fritz Neubauer, Universität Bielefeld, E-Mail vom 19.11.2009.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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