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Bereits verlegte Stolpersteine



Horst Langeloh
Horst Langeloh
© Archiv Evangelische Stiftung Alsterdorf

Horst Langeloh * 1940

Winterhuder Weg 11 (Hamburg-Nord, Uhlenhorst)


HIER WOHNTE
HORST LANGELOH
JG. 1940
EINGEWIESEN 1942
ALSTERDORFER ANSTALTEN
"VERLEGT" 7.8.1943
HEILANSTALT KALMENHOF
ERMORDET 11.11.1943

Weitere Stolpersteine in Winterhuder Weg 11:
Johanna Führt, Hans-Peter Harder

Horst Langeloh, geb. 16.12.1940 in Hamburg, aufgenommen in den Alsterdorfer Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf) am 24.7.1942, "verlegt" in die "Heilerziehungsanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau am 7.8.1942, dort gestorben am 11.11.1943

Winterhuder Weg 11 (ehemaliges Kleinkinderhaus), Uhlenhorst

Horst Langeloh kam am 16. Dezember 1940 in der damaligen Frauenklinik Finkenau in Hamburg-Uhlenhorst zur Welt. Er war das zweite Kind der ledigen Hausgehilfin Herta Anny Rebecka Langeloh, geboren am 31. Dezember 1913 im damals zu Altona gehörenden Osdorf. Sein leiblicher Vater war der Marinesoldat Rudi Lindenbaum, geboren am 11. Mai 1916.

Das Kind wurde nach seiner Geburt "wegen Obdachlosigkeit" der Mutter zunächst im Säuglingsheim Wilhelmstift in Rahlstedt untergebracht, während sich diese im Versorgungsheim Farmsen befand. Sie soll, wie es im Aufnahmebuch der Alsterdorfer Anstalten notiert wurde, einen "schlechten Lebenswandel" geführt haben und war wegen "Geistesschwäche" entmündigt.

Kurz darauf wurde Horst Langeloh in das städtische Kleinkinderhaus am Winterhuder Weg im Stadtteil Uhlenhorst eingewiesen, danach in das Hilfskrankenhaus Hohenzollernring. Seit Juni 1942 befand er sich wieder im Kleinkinderhaus am Winterhuder Weg.

Als Horst 18 Monate alt war, hielt das Personal fest, er sei geistig sehr zurück, spreche nichts und höre nicht auf seinen Namen. Er könne auch nicht allein laufen.
Am 24. Juli 1942 folgte Horst Langelohs Aufnahme in den damaligen Alsterdorder Anstalten (heute Evangelische Stiftung Alsterdorf). Neben der Aufnahmenotiz enthält die Alsterdorfer Patientenakte nur den Vermerk, dass Horst Langeloh wegen einer Darmentzündung im Oktober 1942 Patient der Krankenstation war. Danach findet sich unter dem 6. August 1943 die von dem Anstaltsarzt Dr. Kreyenberg verfasste Notiz: "Verlegt, da die Alsterdorfer Anstalten zerstört sind."

Während der schweren Luftangriffe auf Hamburg im Sommer 1943 (Operation Gomorrha) wurden auch die Alsterdorfer Anstalten in der Nacht vom 29./30. Juli 1943 und dann noch einmal vom 3./4. August 1943 beschädigt. Der Anstaltsleiter, SA-Mitglied Pastor Friedrich Lensch, bat die Gesundheitsbehörde um Zustimmung zur Verlegung von 750 Patientinnen und Patienten, angeblich um Platz für Verwundete und Bombengeschädigte zu schaffen. Mit drei Transporten zwischen dem 7. und dem 16. August wurden insgesamt 468 Mädchen und Frauen, Jungen und Männer in die "Landesheilanstalt Eichberg" in der Nähe von Wiesbaden, in die "Heilerziehungsanstalt Kalmenhof" in Idstein im Rheingau, in die "Heil- und Pflegeanstalt Mainkofen" bei Passau und in die "Wagner von Jauregg-Heil- und Pflegeanstalt der Stadt Wien" in Wien (auch bekannt als Anstalt "Am Steinhof") verlegt.

In dem Transport am 7. August 1943 zum Kalmenhof bei Idstein im Taunus befanden sich 52 Jungen zwischen zwei und zwölf Jahren, unter ihnen auch Horst Langeloh.

Im Krankenhaus der "Heilerziehungsanstalt Kalmenhof" existierte seit Ende 1941 auch eine "Kinderfachabteilung". Der Begriff "Kinderfachabteilung" wurde im nationalsozialistischen Deutschen Reich als beschönigende Bezeichnung für besondere Einrichtungen der Psychiatrie in Krankenhäusern sowie Heil- und Pflegeanstalten verwendet. Sie dienten der "Kinder-Euthanasie", also der Forschung an und Tötung von Kindern und Jugendlichen, die körperlich oder geistig behindert waren.

Mit einer Ausnahme kamen alle Kinder aus dem Alsterdorfer Transport im Kalmenhof gewaltsam zu Tode, in den meisten Fällen durch eine Überdosis des Barbiturats Luminal oder durch Morphiumspritzen. Horst Langeloh starb am 11. November 1943, laut Sterberegistereintrag an "Imbezillität, chronischer Gastroenteritis, Marasmus". Es ist davon auszugehen, dass sein Tod durch medikamentöse Überdosierung oder durch Auszehrung und Entkräftung infolge von Vernachlässigung herbeigeführt wurde.

Da Horst Langeloh in seinem kurzen Leben nie in einer privaten Wohnung gelebt hat, wurde der Stolperstein, der an ihn erinnert, vor das ehemalige Kleinkinderhaus gelegt.

Stand: August 2022
© Ingo Wille

Qellen: Evangelische Stiftung Alsterdorf, Archiv, Patientenakte V62 (Horst Langeloh), Standesamt Idstein, Sterberegistereintrag Nr. 203/1943 (Horst Langeloh). Michael Wunder, Ingrid Genkel, Harald Jenner, Auf dieser schiefen Ebene gibt es kein Halten mehr – Die Alsterdorfer Anstalten im Nationalsozialismus, Stuttgart 2016, S. 35, 283 ff.

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