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Bereits verlegte Stolpersteine



Iwan Rosenstein * 1894

Schrammsweg 29 (Hamburg-Nord, Eppendorf)

1941 Lodz

Weitere Stolpersteine in Schrammsweg 29:
Annemarie Deutschländer, Arnold Deutschländer, Dora Deutschländer, Elfriede Rosenstein

Iwan Rosenstein, geb. 16.6.1894 in Hannover, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 28.6.1944 nach Chelmno weiterdeportiert
Elfriede Rosenstein, geb. Sondermann, geb. 14.12.1896 in Horn-Bad Meinberg, am 25.10.1941 nach Lodz deportiert, am 28.6.1944 nach Chelmno weiterdeportiert

Schrammsweg 29

Iwan Rosenstein wurde 1894 in Hannover geboren, wuchs aber in Neustadt am Rübenberge in einer alteingesessenen Familie auf. Der Ursprung der dortigen Jüdischen Gemeinde liegt im 17. Jahrhundert und die soziale Anerkennung der Rosensteins gründete darauf, dass Iwans Onkel Moritz am Reichsgründungskrieg von 1870/71 teilgenommen hatte und verwundet worden war. Mit zwölf Jahren ging Iwan für vier Jahre wieder nach Hannover, wahrscheinlich als kaufmännischer Lehrling, vielleicht aber auch zum Besuch einer weiterführenden Schule.

1923 heiratete er Elfriede Sondermann, deren Vater Metzger in Horn bei Detmold war. Sie blieben kinderlos. Iwan war Viehhändler und einer der zehn selbstständigen jüdischen Geschäftsleute Neustadts. 1933 lebten dort 45 Jüdinnen und Juden, von denen sechs den Namen Rosenstein trugen. Die Hälfte ihrer Mitbürgerinnen und Mitbürger hatte bereits 1932 die NSDAP gewählt, aber erst unter dem Eindruck der Machtergreifung entschloss sich Iwan Rosenstein 1934, Mitglied der Synagogengemeinde zu werden.

Die Lebens- und Geschäftsbedingungen erreichten am 26. Juli 1935 einen Tiefpunkt, als der Bürgermeister verlautbaren ließ, dass "Volksgenossen, die den Verkehr mit Juden fortsetzen" von städtischen Aufträgen ausgeschlossen sein sollten. Als dann im April 1936 bei einer Verwandten Iwan Rosensteins Fenster eingeworfen wurden, war dies das Zeichen zum Aufbruch. Die meisten Neustädter Jüdinnen und Juden wählten eines der drei folgenden Ziele: Ausland, Hannover oder Hamburg. So zogen Iwan und Elfriede Rosenstein nach Hamburg-Eppendorf in die Haynstraße 8. Von dort ging es bald weiter zum Ehepaar Gustav und Emilie Rosenstein, das aus Altona stammte, in die Hegestraße 27.

Ob es verwandtschaftliche Bande gab, ist nicht bekannt. Es folgte ein weiterer Umzug in den Schrammsweg, wo jetzt vor dem Haus 29 die Stolpersteine liegen.

Mit dem ersten Hamburger Transport kamen sie von dort am 25. Oktober 1941 nach Litzmannstadt. Sie wurden in der Blattbindergasse untergebracht, wohin auch Anna Rosenbaum und Gustav Rosenstein mit seiner Frau gelangt waren (s. dort).

Während viele deutsche Juden und Jüdinnen ab Mai 1942 in Chelmno ermordet wurden, fanden Iwan und Elfriede im Getto Arbeitsplätze. Er wurde "L. S. Wart" (Luftschutzwart?) im "Betrieb Nr. 68/75, Sortierungs- und Verwertungsstelle für Abfälle", sie "Korsettnähergehilfin" im "Betrieb 56, Korsett und Büstenhalter Näherei". Diese Zuordnung verlängerte ihr Leben bis zum 28. Juni 1944. An diesem Tag brachte man beide ins Vernichtungslager Chelmno. Die sowjetische Armee, die sie hätte befreien können, war damals nur noch so weit entfernt wie Hamburg von Neustadt am Rübenberge.

© Dietrich Rauchenberger

Quellen: 1; StaH 522-1 Jüd. Gemeinden, 992e2 Band 3; Archiwum Panstwowe, Lodz; Stadtarchiv Hannover, Auskunft Dr. Peter Schulz vom 6.5.2010; Standesamt Horn-Bad Meinberg, Geburtsregister Horn-Stadt; Brieden, "Das jüdische Gebetshaus", 2007; Comite zur Abwehr antisemitischer Angriffe in Berlin (Hrsg.), Die Juden als Soldaten, 1897, S. 58 und 94; Feuchert/Leibfried/Riecke (Hrsg.), Chronik, 2007; Löw, Juden, Arbeitsstelle für Holocaustliteratur (Hrsg.), 2006.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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