Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Porträt Isaak Schenkolewski
Isaak Schenkolewski
© Privatbesitz

Isaak Schenkolewski * 1906

Rutschbahn 37 (Eimsbüttel, Rotherbaum)

1943 aus NL nach Auschwitz

Weitere Stolpersteine in Rutschbahn 37:
Mirjam Schenkolewski, Moses Schenkolewski, Klara Schenkolewski, Clementine Stein, Mathias Stein

Isaak Schenkolewski, geb. am 19.2.1906 in Hamburg, wanderte 1938 in die Niederlande aus, wurde von dort 1943 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert und am 31.3.1943 ermordet
Klara Schenkolewski, geb. Marx., geb. am 20.5.1907 bei Recklinghausen, wanderte 1938 in die Niederlande aus, kam 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und am 23.7.1943 ermordet
Mirjam Schenkolewski, geb. am 9.1.1934 in Hamburg, wanderte 1938 in die Niederlande aus, kam vom KZ-Herzogenbusch (Vught) in das Durchgangslager Westerbork und ins Vernichtungslager Sobibor, wo sie am 23.7.1943 ermordet wurde
Moses Schenkolewski, geboren am 4.7.1934 in Hamburg, wanderte 1938 in die Niederlande aus, kam vom KZ-Herzogenbusch (Vught) in das Durchgangslager Westerbork und ins Vernichtungslager Sobibor, wo er 23.7.1943 ermordet wurde

Rutschbahn 37

Die Eheleute Isaak und Klara Schenkolewski lebten mit ihren Kindern in Hamburg. Im Dezember 1938 wanderten sie in die Niederlande aus und ließen sich zunächst in Den Haag, später in Gouda nieder. 1943 wurden sie von dort aus in die Vernichtungslager Auschwitz und Sobibor deportiert und ermordet.
Isaak Schenkolewski, Sohn des Ehepaares Max Schenkolewski und Eva Schenkolewski (geb. Korschland) wurde als jüngstes von fünf Kindern am 19. Februar 1906 in Hamburg geboren.
Mit 27 Jahren heiratete er Klara Marx, welche am 9. Januar 1934 die erste gemeinsame Tochter Mirjam in Hamburg zur Welt brachte. Ihr zweites Kind, Moses, wurde am 4. Juli 1935 ebenfalls in Hamburg geboren. Das dritte Kind Sarah kam im darauffolgenden Jahr, am 4. November 1936, zur Welt, starb aber schon im Alter von drei Monaten im Israelitischen Krankenhaus Hamburg.

Klara und Isaak lebten mit ihren Kindern Moses und Mirjam in einer Paterrewohnung in der Rutschbahn 37 im Hamburger Grindelviertel in nachbarschaftlicher Nähe zu dem von Isaaks Vater betriebenen Wollwarengeschäft (Brahmsallee 4). Isaak arbeitete dort bis zu seiner Emigration als Angestellter. Isaaks Bruder Meier (geb. 7. Februar 1904) wohnte im elterlichen Haushalt. Isaaks Bruder Selig (geb. 11. Januar 1902) arbeitete bei dem Bankhaus M.M.Warburg & Co. und lebte nebenan, in der Brahmsalle 8. Seine Schwester Sarah wohnte ebenfalls in naher Nachbarschaft, Rutschbahn 11. Isaaks ältester Bruder Wolf (geb. 26. März 1896) war im Ersten Weltkrieg gefallen. Im Laufe der 1930er Jahren und im Zuge der politischen Entwicklungen zerfiel dieses nachbarschaftliche Familienleben, denn etliche Familienmitglieder verließen Hamburg und wanderten an verschiedene Orte aus. Sarah heiratete und hieß von nun an Heimann mit Nachnamen. Sie emigrierte nach Palästina.

Isaaks Bruder Meier emigrierte Mitte/Ende 1936 mit dem Schiff über England in die USA, sein Bruder Selig Ende 1938 mit seiner Frau und den fünf Kindern nach Palästina, nachdem er im Rahmen der Progromnacht im KZ-Sachsenhausen inhaftiert worden war und bei Freilassung schriftlich hatte versichern müssen, Deutschland so schnell wie möglich zu verlassen.
Auch Isaak bemühte sich ab 1938 um eine Auswanderung. Zunächst gab er die USA als Ziel an, änderte dieses aber später und benannte die Niederlande. Die Familie hatte offensichtlich Beziehungen dorthin, denn bereits 1935 hatte ein M. Schenkolewski, vielleicht Meier Schenkolewski, mehrere Vorträge in Gouda und Amsterdam gehalten, in denen er sich – wie jüdische Zeitungen es ankündigten – mit der Agudath Jisrael, einer orthodox-religiösen Bewegung befasste, die versuchte, das jüdische Leben in Israel und der Diaspora nach jüdischen Gesetzen zu gestalten.
Isaak Schenkolewski musste, wie viele andere Juden und Jüdinnen auch, vor der Auswanderung eine sogenannte Dego-Abgabe zahlen. Dies bezeichnet die bei der Auswanderung zu leistende Abgabe an die Deutsche Golddiskontbank, die für transferiertes Geld und mitgenommenes Umzugsgut erhoben wurde. Die Familie Schenkolewski nahm viele persönliche Gegenstände mit, wie zum Beispiel eine Briefmarkensammlung, Familienbilder, eine Thorarolle und über 300 Bücher.
Auch Isaaks Eltern, Max und Eva Schenkolewski verließen1941 schließlich Hamburg – sie gingen zu ihrem Sohn Meier in die USA.

In den Niederlanden lebten Isaak, Klara, Mirjam und Moses zunächst in Den Haag, bis sie 1941 nach Gouda kamen. Isaak und Klara fanden dort mit ihren Kindern Unterkunft auf dem Dachboden des Hauses der Eheleute van Levij van Collem und Rachel Jessurun Cardozo, die eine koschere Schlachterei betrieben. Die orthodoxe Familie Schenkolewski nahm in den Niederlanden offensichtlich aktiv am jüdischen Leben teil. So zeigt beispielsweise ein Gruppenfoto von einem jüdischen Kinderfest in Gouda 1941 Mirjam und Moses.
Am 22. April 1943 wurden Isaak, Klara, Mirjam und Moses in das Lager Vught (KZ-Herzogenbusch) eingewiesen. Klara Schenkolewski und Kinder wurden mit dem sogenannten Kindertransport am 7. Juni 1943 von Vught aus nach Westerbork ("Polizeiliches Judendurchgangslager Westerbork") gebracht. Am 20. Juli 1943 wurden sie von dort weiter in das Vernichtungslager Sobibor deportiert, wo sie am 23. Juli 1943 ermordet wurden.
Isaak blieb bis zum 21. September 1943 in Vught. An diesem Tag wurde er ebenfalls nach Westerbork gebracht, am 16. November 1943 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet. Sein offizielles Sterbedatum ist der 31. März 1944, ein Sammeldatum für viele Opfer, deren tatsächliches Sterbedatum, wie bei Isaak, nie festgestellt werden konnte.

Neben den Stolpersteinen vor dem Haus in der Rutschbahn 37 im Hamburger Grindelviertel gibt es noch weitere Gedenkorte- und formen für die verfolgte und ermordete Familie Schenkolewski.
Die Namen von Mirjam und Moses Schenkolewski sind auf dem "childrens memorial" der KZ-Gedenkstätte Vught (KZ-Herzogenbusch) gelistet, welches der Opfer der Kindertransporte gedenkt.
In der Gedenkstätte Yad Vashem sind Gedenkblätter für Isaak, Klara, Mirjam und Moses hinterlegt.
Es gibt außerdem ein Kinderbuch namens "Geschichten aus Gouda", das über Mirjam und Moses, ihr Leben in Gouda und ihre Deportation berichtet.
Eine Initiative in Gouda hat 2014 dort Stolpersteine für die Familie Schenkolewski verlegen lassen.

Stand Oktober 2014

© Wiebke Elias

Quellen: StaHH, 522-1 Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei der Deutsch-Israelitischen Gemeinde Hamburg, Kultussteuerkarte Isaak Schenkolewski, Max Schenkolewski; StaHH, 314-15, Akten des Oberfinanzpräsidenten, F2168; Hamburger Adressbuch von 1936 [online] Stand: 27.11.2013; StaHH, 131-1 II – 3769, Korrespondenz ehemaliger jüdischer Mitbürger im Ausland, Brief von Selig Schenkolewski an Senatskanzlei, 15. Juli 1971; StaHH, 314-15, Akten des Oberfinanzpräsidenten, Fvg 2162; Yad Vashem, Central Data Base of Shoa Victims, Page of Testimony Moses Schenkolewski, Isaak Schenkolewski, Klara Schenkolewski, Mirjam Schenkolewski; Auskunft per E-Mail von Soesja Citroen, 14.1.2014, joods monument, Eintrag zu Isaak Schenkolewski [online] Stand 28.2.2014, abrufbar unter: http://www.joodsmonument.nl/page/400567; Nieuw Israelitisch Weekblatt v. 26.7. und 21.6.1935 (dank an Lucas Brujin).

druckansicht  / Seitenanfang