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Bereits verlegte Stolpersteine



Arthur und Ina Schuster, Hamburg 1935
© Privatbesitz

Arthur Schuster * 1876

Isestraße 27 (Eimsbüttel, Harvestehude)


HIER WOHNTE
ARTHUR SCHUSTER
JG. 1876
1941 DEPORTIERT
MINSK

Weitere Stolpersteine in Isestraße 27:
Pauline Levy, Lilli Hermine Levy, Max Levy-Edler, Ina Schuster

Arthur Schuster, geb. 24.9.1876 in Zempelburg, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Ina Schuster, geb. Pincus, geb. 20.3.1889 in Parchim, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk

Arthur Schuster war mit Ina Schuster, geb. Pincus, verheiratet. Die beiden hatten zwei Kinder: Ilse, die bereits 1930 verstarb, und Georg. Bevor Arthur Schuster nach Hamburg kam, arbeitete er bei seinem Bruder in Bremerhaven, der ein großes Warenhaus besaß. 1911 eröffnete Arthur Schuster ein eigenes Geschäft für Glas, Porzellan und Küchenartikel am Neuen Steinweg 64 in Hamburg, wo seine Frau in der Buchhaltung tätig war.

Schuster hatte den Ersten Weltkrieg mitgemacht und war Mitglied des Bundes jüdischer Frontsoldaten, der 1919 gegründet worden war. Seine Mitglieder wandten sich gegen Diskriminierung und kämpften für die Integration jüdischer Soldaten in die Deutsche Nation. Arthur Schuster engagierte sich auch in der jüdischen Kultusgemeinde und nahm dort eine führende Rolle ein. Ansonsten verbrachte er viel Zeit in seiner umfangreichen Bibliothek. Am meisten interessierte er sich für Musik und Architektur. Er musizierte selbst in einem kleinen Orchester. Gerne hätte er es gesehen, wenn sein musikalisch begabter Sohn Georg Musik studiert hätte, erinnerte sich Lotte Salmansohn, eine Nichte von Ina Schuster.

Doch dieser Wunsch ging nicht in Erfüllung. Nationalsozialisten nötigten Arthur Schuster 1938, sein Geschäft an einen "Arier" zu verkaufen. Vorher musste Arthur Schuster das Geschäft an den Treuhänder Otto Jandt, Besitzer der Geschäfte "Haus der Geschenke", Alter Steinweg 38, Steindamm 73 und Hamburger Straße 140 übergeben. Beflissen schrieb der am 12. November 1938 seinen Bericht an den Oberfinanzpräsidenten in Hamburg: "Das Geschäft ist von mir mittags 1 Uhr sofort geschlossen worden. Vorhandenes Personal (10 arische Angestellte) für Montag 10 Uhr be­stellt. Der dort seit 6 Jahren tätige Einkäufer Elssmann und die seit über 10 Jahren dort beschäftigte Buchhalterin Pschorr sind von mir für die gewissenhafte Erledigung und Unterstützung meiner Treuhänderschaft in Eid genommen worden. Die Vorarbeiten für die am Montag beginnende Inventur sowie Aufstellung der gesamten Schulden sind eingeleitet. Die gesamten Geschäftsschlüssel sowie Geldschrankschlüssel sind von mir abgenommen worden."

Damit waren die Schusters ihrer Existenzgrundlage beraubt. Sohn Georg emigrierte noch im gleichen Jahr nach Palästina. Arthur und Ina Schuster lebten nun von ihren Ersparnissen und waren gezwungen, ihre Wohnung in der Eppendorfer Landstraße aufzugeben. Eine Zeit lang wohnten sie in der Isestraße 27, bis sie in das "Judenhaus", Bornstraße 16 umziehen mussten. Von dort wurden sie am 8. November 1941 nach Minsk deportiert. Seither gelten sie als verschollen.

© Maike Grünwaldt

Quellen: 1; 2; 4; 8; AfW 201015; Frank Bajohr, "Arisierung in Hamburg" : die Verdrängung der jüdischen Unternehmer 1933–1944, Hamburg 1997, S. 371; Moshe Zimmermann, Die deutschen Juden, 1914–1945, München, 1997, S. 31.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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