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Bereits verlegte Stolpersteine



Frieda Lissauer, geb. Silberberg
© Yad Vashem Photo Archiv 5339/556

Frieda Lissauer (geborene Silberberg) * 1888

Mittelweg 151 (Eimsbüttel, Rotherbaum)


HIER WOHNTE
FRIEDA LISSAUER
GEB. SILBERBERG
JG. 1888
FLUCHT HOLLAND
DEPORTIERT 1943
AUSCHWITZ
ERMORDET

Weitere Stolpersteine in Mittelweg 151:
Kurt Lissauer

Frieda und Kurt Lissauer

Frieda Lissauer, geb. Silberberg, wurde am 31. Oktober 1888 in Hamburg geboren. Sie war verheiratet mit dem Kaufmann Martin Moses Lissauer (* 22.08.1878). Martin Moses Lissauer verstarb am 25. November 1934. Zu dieser Zeit wohnte die Familie am Mittelweg 151.

Aus der Ehe gingen die Kinder Kurt (* 13.08.1910) und Hans (* 17.03.1913) hervor. Für ca. ein Jahr lebten Frieda und Kurt Lissauer noch in der Rothenbaumchaussee 91. Danach verzog die Familie ausweislich der Kultussteuerkartei der Jüdischen Gemeinde 1937 nach Berlin-Wilmersdorf in die Hildegardstraße 2 a. Die Steuerkarte enthält jedoch unter dem 1. März 1938 den Vermerk: ‚In Berlin nicht gemeldet’. Tatsächlich waren Frieda und Kurt zu diesem Zeitpunkt bereits in den Niederlanden.

Dank der Recherche des niederländischen Kollegen Lucas Bruijn wissen wir inzwischen, dass Frieda und Kurt Lissauer sich am 10. Dezember 1937 in Amsterdam polizeilich anmeldeten, Kurt zunächst in der Michal Angelostraat 31, seine Mutter Frieda in der Albrecht Durerstraat 2 hs. Frieda zog aus Hamburg zu, Kurt aus Köln. Am 9. Februar 1938 konnten sie dann in die gemeinsame Unterkunft in der Albrecht Durerstraat 5 II ziehen.

Nach der Besetzung der Niederlande wurde dort die Judengesetzgebung eingeführt und ein Judenrat (Joodse Raad) eingesetzt, in dessen Verwaltung Mutter und Sohn mitarbeiteten, Frieda Lissauer im "Algemeinen Dienst", Kurt beim "Internen Dienst".

Frieda wurde am 20. Juni 1943 zusammen mit vielen anderen Mitarbeitern des Judenrates in das Durchgangslager Westerbork eingewiesen. Sie versuchte noch aus dem Lager heraus, ein Palästinazertifikat zu bekommen, um zu ihrem angeblich in Palästina lebenden Sohn zu ziehen oder um wenigstens ins "Austauschlager Bergen-Belsen" zu gelangen. Dort hatte die SS einen Teil des Kriegsgefangenenlagers abgetrennt und für Juden eingerichtet, die zum Austausch gegen im Ausland internierte Deutsche, Devisen oder Güter dienen konnten. Als Geiseln waren diese (vorerst) von der Vernichtung ausgenommen. Als "Austauschhäftlinge" kamen insbesondere Juden in Betracht, die über offizielle Einwanderungspapiere für Palästina verfügten, die Staatsbürgerschaft westlicher Feindstaaten besaßen oder hohe Positionen in jüdischen Organisationen innegehabt hatten. Frieda Lissauers Hoffnungen erfüllten sich nicht, sie erhielt kein Zertifikat, lediglich ihre Deportation wurde dadurch etwas hinausgezögert. Am 7. September 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie bald nach der Ankunft ermordet wurde, als Todesdatum gilt der 10. September 1943. Ihren Sohn Kurt sah sie nicht wieder.

Er befand sich seit dem 2. April 1943 im Lager Vught, eines der Konzentrationslager, die die SS in den Niederlanden errichtete. Die Häftlinge leisteten Zwangsarbeit. Wir wissen nicht, zu welchen Arbeiten Kurt Lissauer herangezogen wurde, nur, dass er sich im Dezember 1943 im Krankenrevier befand. Im April oder Mai 1944 wurde er ins Lager Westerbork überstellt, von dort am 4. September 1944 nach Theresienstadt und am 29. September mit den sog. Herbsttransporten nach Auschwitz deportiert. Als Todesdatum ist dort der 28. Februar 1945 festgehalten.

Hans Lissauer lebte Ende der 1930er Jahre in Berlin, er konnte noch vor Kriegsbeginn in die USA emigrieren, wo er 1940 in Philadelphia gemeldet war. Später änderte er seinen Namen in Liss, heiratete und gründete eine Familie. Er starb 1981.

© Beate Meyer

Quellen: Staatsarchiv Hamburg, 522-1, Jüdische Gemeinden, 992b, Kultussteuerkartei; Yad Vashem, The Central Database of Shoa Victims: www.yadvashem.org
Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands: www.joodsmonument.nl
Stadsarchief Amsterdam, Archiefkaart Kurt Lissauer u. Frieda Lissauer-Silberberg; Theresienstädter Gedenkbuch; familytrees.genopro.com; Auskunft Lucas Bruijn, div. E-mails Nov. und Dez. 2012; Auskunft Jose Martin, Joods Monument, v. 17.12.2012.

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