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Bertha Löwe * 1898

Thadenstraße 130 (Altona, Altona-Altstadt)


HIER WOHNTE
BERTHA LÖWE
JG. 1898
DEPORTIERT 1942
ERMORDET IN
AUSCHWITZ

Bertha Löwe, geb. am 4.6.1898, deportiert am 11.7.1942 nach Auschwitz, ermordet

Thadenstraße 130 (Große Gärtnerstraße)

Bertha Löwe wurde am 4. Juni 1898 in Hamburg als Tochter des jüdischen Ehepaares Otto und Rosa Löwe geboren. Sie blieb unverheiratet. Ihren Lebensunterhalt verdiente sie als Hausangestellte und Reinemachefrau. Seit der Wirtschaftskrise 1929 lebte sie am Rande des Existenzminimums. Zu der Zeit wohnte sie in einem kleinen Zimmer bei der Familie Hofbauer, Hütten 112, in Hamburg, und arbeitete als "Scheuerfrau im Oberlandesgericht" – wie sie selbst angab – mit einem Verdienst von monatlich nur etwa 14 Reichsmark (RM). Im Oktober 1929 stellte sie einen Antrag auf zusätzliche Unterstützung zum Lebensunterhalt bei der Wohlfahrtsstelle und bezog eine Zeitlang Fürsorgeleistungen.

Seitdem war Bertha Löwe immer wieder auf die öffentliche Wohlfahrt angewiesen, so im Dezember 1930, als sie wegen einer Beinverletzung, die sie sich bei einem Unfall auf der Straße zugezogen hatte, nicht arbeitsfähig war. Im Mai 1931 bekam sie einmalig Unterstützung in Form von Lebensmitteln. "Die Frau scheint völlig mittellos zu sein", lautete ein Vermerk im Dezember 1931 in ihrer Fürsorgeakte, als sie einen Arzneikostenbeitrag erbat: "Ich beantrage für mich ein Zuschuss, damit ich mir die Medizin und die Milch kaufen kann. Ich verdiene 13 M 18 Pf., muss 6 M 50 Miete bezahlen und habe meine Wäsche zahlen müssen das beträgt 3 M 99 pf. Bin sehr krank." Bertha Löwe war wegen eines Magenleidens in ärztlicher Behandlung.

Am 14. Dezember 1931 machte eine Fürsorgebeamtin einen Hausbesuch bei Bertha Löwe und kontrollierte ihren Lebenswandel: "Bei einem Hausbesuch befand sich in ihrem Zimmer Männerkleidung, die nach Angabe von Fräulein L. einem Bekannten der Familie H. [Hofbauer, Vermieter] gehören soll."

Das Wohlfahrtsamt überprüfte, ob Familienangehörige zu Unterhaltszahlungen herangezogen werden konnten. Doch Bertha Löwes Eltern und Großeltern waren schon verstorben; ihre Stiefmutter war selbst mittellos. Ihre geschiedene Schwester Fanny Schilling, geb. Löwe, bezog ebenfalls Wohlfahrtsunterstützung. Ihr verheirateter Bruder Rudolf Löwe war ohne Arbeit.

Ab September 1932 wohnte Bertha Löwe in der Schäferstraße 20 bei Johann. Ihr Gesundheitszustand hatte sich offenbar verschlechtert. Im Februar 1933 musste sie sich wegen eines Gallenleidens für drei Wochen ins Israelitische Krankenhaus begeben, im nächsten Jahr folgten weitere Krankenhausaufenthalte. Am 7. Oktober 1933, nachdem sie vier Jahre lang bei der Landesjustizverwaltung als Reinemachefrau beschäftigt gewesen war, entließ man Bertha Löwe wegen ihrer "nichtarischen Abstammung". 1934 fand sie zeitweilig eine Beschäftigung als Putzfrau in der Hamburger Wirtschaftsbehörde. Ihr Verdienst war so gering, dass sie keine Kultussteuern bei der Jüdischen Gemeinde, deren Mitglied sie ab 1934 war, zahlen musste. Als sie sich 1936 wieder für zwei Monate im Israelitischen Krankenhaus aufhielt, übernahm das Wohlfahrtsamt die Mietzahlungen.

1939 arbeitete Bertha Löwe als Hausangestellte bei dem Arzt Michel Caro, Ifflandstraße 83.

Von Ende November 1939 bis Jahresende bezog sie wieder Wohlfahrtsunterstützung. Nun wurde sie zur Pflichtarbeit in der Hamburger Sozialverwaltung, Hovestraße 72, herangezogen.

Zwischenzeitlich wohnte Bertha Löwe in der Kleinen Gärtnerstraße 128 (heute Ostteil der Stresemannstraße) und ab 1939 im ersten Stock der damals zu Altona gehörenden Großen Gärtnerstraße 130 (heute Thadenstraße).

1942 wurde Bertha Löwe zwangsweise im Erdgeschoss der Agathenstraße 3 einquartiert, einem Haus der Nanny-Jonas-Stiftung im Besitz des Jüdischen Religionsverbandes, das nun in ein sogenanntes Judenhaus umgewandelt worden war. Im Alter von 44 Jahren erhielt sie an diese Adresse den Deportationsbefehl. Ihr Name stand auf der Transportliste nach Auschwitz am 11. Juli 1942. Insgesamt 300 Menschen umfasste dieser erste Transport von Hamburger Juden und Jüdinnen in das Vernichtungslager, in dem auch Bertha Löwe ermordet wurde.

Stand September 2015

© Birgit Gewehr

Quellen: 1; 4; 5; 8; AB Altona; StaH 522-1 Jüdische Gemeinden, 992 e 2 Band 4 (Deportationsliste Auschwitz, 11.7.1942); StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge – Sonderakten, 1505 (Löwe, Bertha).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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