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Bereits verlegte Stolpersteine



Hermann Lange
© Erzbistum Hamburg - Geschäftsstelle Lübecker Märtyrer

Hermann Lange * 1912

Holstenglacis 3 (Untersuchungsgefängnis) (Hamburg-Mitte, Neustadt)

1942 verhaftet
enthauptet 10.11.1943

Siehe auch:

Weitere Stolpersteine in Holstenglacis 3 (Untersuchungsgefängnis):
Heinz Jäkisch, Bernhard Jung, Karl-Heinz Keil, Eduard Müller, Johann Odenthal, Johannes Prassek, Rudolf Schöning, Karl Friedrich Stellbrink, Walter Wicke, Walerjan Wróbel

Hermann Lange, geb. am 16.4.1912 in Leer, hingerichtet am 10.11.1943 im Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt

Holstenglacis 3 (vor dem Untersuchungsgefängnis)

Hermann Lange war als Sohn eines Navigationslehrers in gut situierten und behüteten Verhältnissen mit vier Geschwistern in Ostfriesland aufgewachsen. Seine Eltern Christian Joseph Lange (geb. 1877) und Lenore Hermine, geb. Suerken (geb. 1881), waren nach der Geburt ihres jüngsten Sohnes mit den älteren Kindern Hans (geb. 1907), Angela (geb. 1906) und Maria (geb. 1909) von Leer nach Emden gezogen, wo ein weiterer Sohn Paul (geb. 1915) zur Welt kam.

Die Familie kehrte 1919 nach Leer zurück, in die Mörkenstraße 6. Hermann Lange beendete die katholische Volksschule und schloss sich der katholischen Jugendbewegung "Bund Neudeutschland" an, die sich als Bindeglied zwischen Kirche und Intellektuellen verstand. Nach bestandenem Abitur begann er 1933 an der Universität Münster ein Theologiestudium. Am 17. Dezember 1938 wurde er im Osnabrücker Dom zum Priester geweiht. Nach einer Pfarrvertretung und einer Tätigkeit als Aushilfspfarrer wurde er am 1. Juni 1939 zum Vikar an der Lübecker Herz-Jesu-Kirche ernannt. Hermann Lange wurde als hochgebildeter und belesener Theologe beschrieben, der sich auf die Jugendarbeit konzentrierte und durch seine Ernsthaftigkeit, Zuverlässigkeit und anspruchsvollen Predigten tief beeindruckte. In Gesprächskreisen äußerte er sich kritisch über den Krieg und verabscheute die deutschen Gewaltverbrechen in den besetzten Gebieten. So beteiligte er sich an der Vervielfältigung und Verbreitung regimekritischer Flugblätter, die unter anderem die Predigten des Münsteraner Bischofs von Galen enthielten. (Clemens August Graf von Galens (geb. 1878, gest. 1946) Predigten gegen die Ermordung "unproduktiver Pfleglinge" trugen dazu bei, dass im August 1941 die ersten Krankenmorde unter dem Begriff "Aktion T4" offiziell eingestellt wurden.)

Bei seiner Festnahme am 15. Juni 1942 leugnete Hermann Lange seine Aktivitäten nicht. Nach knapp einem Jahr in den Haftanstalten Lauerhof und Fuhlsbüttel wurde Hermann Lange am 23. Juni 1943 im "Lübecker Christenprozess" zusammen mit den katholischen Geistlichen Eduard Müller und Johannes Prassek und dem evangelischen Pastor Karl Friedrich Stellbrink vom Volksgerichtshof, der aus Berlin nach Lübeck angereist war, wegen "Zersetzung der Wehrkraft" und "Vorbereitung zum Hochverrat" zum Tode verurteilt. Nach der Urteilsverkündung wurden die vier Geistlichen ins Untersuchungsgefängnis Hamburg überstellt, wo sie auf die Vollstreckung der Urteile warteten. Ein Gnadengesuch wurde abgelehnt.

Am 10. November 1943 erhielten sie am Mittag die Nachricht: "Heute 18 Uhr Urteilsvollstreckung. Tod durch Enthauptung". Seit Kriegsbeginn fanden Hinrichtungen im Hof des Untersuchungsgefängnisses nicht mehr in den frühen Morgenstunden, sondern am Abend statt.

Im Abstand von drei Minuten starben zuerst Eduard Müller, Hermann Lange, Johannes Prassek und zuletzt Karl Friedrich Stellbrink. "Ihr Blut ist förmlich ineinander geflossen", schrieb die Biografin Else Pelke in ihrem Buch "Der Lübecker Christenprozess 1943".

Die sterblichen Überreste von Hermann Lange und Karl Friedrich Stellbrink wurden im Ohlsdorfer Krematorium eingeäschert. Die Urne von Hermann Lange befindet sich heute in der Krypta der Propsteikirche zu Lübeck, die von Karl Friedrich Stellbrink in der Lutherkirche. Die sterblichen Überreste von Johannes Prassek und Eduard Müller sollen im Krematorium von Neuengamme eingeäschert worden sein, wo sie dann in der dortigen "Lagergärtnerei" verstreut wurden.

Seit 1988 erinnert eine Gedenktafel an der Mauer des Untersuchungsgefängnisses in den Hamburger Wallanlagen an ihre Hinrichtung. Am 25. Juni 2011 wurden die "vier Lübecker Märtyrer", die katholischen Kapläne Müller, Lange und Prassek in Lübeck selig gesprochen. Der Protestant Pastor Friedrich Stellbrink wurde im Rahmen der Feierlichkeiten geehrt. Im Hamburger Stadtteil Allermöhe wurde der Hermann-Lange-Weg nach ihm benannt. Zwei weitere Straßen tragen seinen Namen in Lübeck und Leer.


Stand: Juli 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: StaH 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferung 1998/1; StaH 332-5 Standesämter 1167 u 733/1943; Gedenkstätte Deutscher Widerstand, http://www.gdw-berlin.de/vertiefung/biografien/personenverzeichnis/biografie/view-bio/hermann-lange/?no_cache=1 (Zugriff 16.3.2016); http://www.unitas-ruhrania.org/index. php?page=126 (Zugriff 16.3.2016); http://www.luebeckermaertyrer.de/de/index.html (Zugriff 16.3.2016); Pelke: Christenprozess; Voswinkel: Geführte Wege.

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