Namen, Orte und Biografien suchen


Bereits verlegte Stolpersteine



Käthchen Scherer und ihre Geschwister, ca. 1900. V.l.: Carmen, Gertrud, Kurt, Ernst, Edith, Franziska, Leopold, vorn, lesend Käthchen
© Privatbesitz

Käthchen Scherer * 1892

Grevenweg /Ecke Sorbenstraße (Gewerbeschule) (Hamburg-Mitte, Hamm)

1941 Minsk
ermordet

Käthchen Scherer, geb. 15.6.1892, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

Ecke Sorbenstraße/Grevenweg (Grevenweg 76)

Käthchen Scherer wuchs als Zweitjüngste in einer Reihe von 13 Geschwistern auf, von denen zwei als Kleinkinder starben. Ihr Vater Heinrich Scherer, 1839 in Fürth geboren, kam nach Hamburg, wo er ein erfolgreiches Papiergroßhandelsgeschäft aufbaute. Er heiratete Bertha Hirsch, geb. am 5.1.1851 in Hildesheim.

Das älteste Kind, Leopold, wurde 1876 geboren, das jüngste, Edith, 1894. Vater Scherer starb am 1. Dezember 1915, Mutter Bertha am 20. Oktober 1918 an der Spanischen Grippe; beide wurden auf dem Jüdischen Friedhof Ohlsdorf begraben.

Die "große Schwester" Elsa übernahm für die drei Jüngsten, Ida, Käthchen und Edith, die Mutterstelle. Wie die meisten der Scherer-Geschwister wählte sie einen nichtjüdischen Ehepartner. Nach 1935 pflegte sie zu betonen: "Ich bin weder Jüdin noch Christin – ich bin Hamburgerin." Käthchen wie ihre Geschwister Leopold, Walter, Ida und Edith blieben der Jüdischen Gemeinde treu.

Vater Heinrich Scherer ließ seine Töchter wie seine Söhne eine kaufmännische Ausbildung durchlaufen, und sie arbeiteten bis zu ihrer Hochzeit. Sie setzten den großbürgerlichen familiären Lebensstil fort, auch unter wirtschaftlich schwierigen Umständen. Umso unerklärlicher ist, dass Käthchen als Näherin und später als Hausangestellte ihren Unterhalt verdiente. Käthchen Scherer soll kurz vor ihrer Deportation geheiratet haben.

Ihre Adressen wechselten mehrfach. 1928 wohnte sie bei Tischler Voß, Grevenweg 76 in Untermiete. Nach 1933 war ihr Einkommen minimal, und ab Mitte 1939 hatte sie keinerlei zu versteuerndes Einkommen mehr.

Mitte Juli 1940 zog sie in das Marcus Nordheim-Stift in der Neustadt, Schlachterstraße 40/42, wo sie als Hausangestellte arbeitete und miterlebte, dass ihre Schwester Edith, seit 1938 mit dem Witwer Julius Rosenberg verheiratet, am 25. Oktober 1941 ins Getto Lodz deportiert wurde. Schließlich zog sie in Untermiete Bei der Friedenseiche 1 in Altona ein, wo die NSDAP und NSV im Erdgeschoss Büroräume hatten. Dort erreichte sie der Deportationsbefehl zum 18. November 1941 ins Getto von Minsk. Dem gleichen Transport wurde ihre Schwägerin Erna, geb. Salomon, geb. 18.9.1885 in Berlin, zugeteilt.

© Hildegard Thevs

Quellen: 1; 4; 5; StaH, 522-1, Jüdische Gemeinden, o. Sign. Mitgliederzählung der DIGH 1928; 390 Wählerverzeichnis 1930; 391 Mitgliederliste 1935; 992 e 2 Deportationsliste Bd. 1 u. 3; BA Bln., Volkszählung 1939; HA 1941; persönliche Mitteilungen von Angehörigen; Jüdische Stätten in Hamburg. Hrsg. Institut für die Geschichte der deutschen Juden und der Landeszentrale für politische Bildung. Hamburg 1995, Nr. 29.
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

druckansicht  / Seitenanfang