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Bereits verlegte Stolpersteine



Erich Löwenhardt * 1904

Raboisen 50 (Hamburg-Mitte, Hamburg-Altstadt)

1941 Minsk
ermordet

Weitere Stolpersteine in Raboisen 50:
Bertha Löwenhardt, Rosi Betty Löwenhardt

Erich Löwenhardt, geb. am 30.4.1904 in Dortmund, in Haft 1938 KZ Fuhlsbüttel, deportiert am 8.11.1941 nach Minsk
Bertha Löwenhardt, geb. Friedfertig, geb. am 12.2.1899 in Delatyn/Polen, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk
Rosi Betty Löwenhardt, geb. am 26.11.1936 in Hamburg, deportiert am 18.11.1941 nach Minsk

zwischen Raboisen 50 und 54, Ecke Gertrudenstraße (Raboisen 50)

Bevor sich Erich Löwenhardt am 8. Februar 1932 in Hamburg niederließ, hatte er in Bremerhaven in der Pestalozzistraße 25 bei Hirsch gewohnt und war als Steward zur See gefahren. Eigentlich war Erich Löwenhardt Schlachter von Beruf. Seine Eltern waren der Eisenbahnschlosser Sally Löwenhardt (geb.1872, gest.1936) und Röschen, geb. Bönninge. Erichs Vater hatte 1926 in zweiter Ehe Golda Löwenstein (geb.7.11.1885 in Löwendorf) geheiratet und lebte mit ihr in Dortmund-Brakel (Golda Löwenhardt wurde am 27. Januar 1942 nach Riga deportiert).

Am 15. April 1932 heiratete Erich Löwenhardt die fünf Jahre ältere Bertha Friedfertig. Beide wohnten zum Zeitpunkt der Eheschließung in der Hamburger Innenstadt, er in der Rosenstraße 40b, sie in der Kleinen Rosenstraße 5. Bertha lebte bereits seit 1928 in Hamburg und arbeitete als Köchin und Hausangestellte. Bertha Löwenhardt war in Delatyn im damals österreichischen Galizien aufgewachsen (heute Ukraine).

Dort lebte ihre Mutter Chana Adelsberg mit zwei weiteren Töchtern und einem Sohn. Die erste gemeinsame Wohnung, Raboisen 50 bei Sappert, wo heute Stolpersteine an das Ehepaar Löwenhardt erinnern, bezogen sie als Untermieter, dann wurden sie dort Hauptmieter.

Erich Löwenhardt fuhr zuletzt auf der "Europa" der Norddeutschen Lloyd. Wegen einer Handverletzung musste er am 31. August 1933 abmustern und konnte zunächst keine anderweitige Erwerbstätigkeit mehr finden. Das Ehepaar gab seine Wohnung auf und bezog für kurze Zeit eine Stiftswohnung im Marcus-Nordheim-Stift in der Schlachterstraße 40/42 Haus 4. 1934 übernahm Erich Löwenhardt den Verwalterposten des Hauses Grindelallee 21/23. Diese Tätigkeit wurde mit einer kleinen Dreizimmerwohnung und 24 Reichsmark (RM) im Monat vergütet, zudem erhielten sie noch Wohlfahrtsunterstützung.

Am 26. November 1936 wurde ihr einziges Kind, Tochter Rosi Betty, geboren. Erich Löwenhardt wurde dann als Unterstützungsempfänger zu Pflichtarbeit herangezogen, später an extra für jüdische Wohlfahrtsempfänger eingerichteten Arbeitsplätzen, so als Erdarbeiter bei der Reichsautobahn und in Finkenwärder (heute Finkenwerder), zuletzt in der Hanfspinnerei Steen & Co. in Hamburg-Lokstedt. Um die Wohnung nicht zu verlieren, übernahm Bertha Löwenhardt die Hausmeisterarbeiten ihres Mannes, erledigte die Treppenhausreinigung, kassierte die Mieten und bediente im Winter die Heizungsanlage. Nebenbei hatte sie drei "Morgenstellen", d.h. sie arbeitete stundenweise als Hausangestellte. Tochter Rosi wurde in einer Kinderkrippe der Jüdischen Gemeinde in der Schäferkampsallee untergebracht.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Erich Löwenhardt verhaftet, aber nach kurzer "Schutzhaft" aus dem Polizeigefängnis Fuhlsbüttel entlassen. In der Fürsorgeakte der Eheleute Löwenhardt wurde vermerkt, dass sie Anfang 1939 noch hofften, Deutschland verlassen zu können, aber der Kriegsbeginn am 1. September 1939 dürfte dem ein Ende bereitet haben. Im September 1940 wurde Erich Löwenhardt schwer misshandelt, er erlitt einen doppelten Unterkieferbruch und wurde bis Ende Oktober in der staatlichen Norddeutschen Kieferklinik (ehemaliges Israelitische Krankenhaus) in der Eckernförderstraße 4 (heute Simon-von-Utrecht-Straße) behandelt.

Am 8. November 1941 musste Erich Löwenhardt seinem Deportationsbefehl ins Getto Minsk ohne seine Familie Folge leisten. Bertha Löwenhardt und die vierjährige Rosi wurden zehn Tage später mit einem weiteren Transport nach Minsk deportiert, wo alle Familienmitglieder ermordet wurden.


Stand: September 2018
© Susanne Rosendahl

Quellen: 1; 5; 9; StaH 351-14 Arbeits- und Sozialfürsorge 1503 (Löwenhardt, Erich); StaH 332-5 Standesämter 13839 u 141/1932; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 2; StaH 522-1 Jüdische Gemeinde Nr. 992 e 2 Band 3; AB; Fritz Ostkämper, Die Viehhändlerfamilie Löwenstein in Fürstenau in: Jacob Pins Gesellschaft Kunstverein Höxter e. V. Jüdische Bürger in Höxter, www.jacob-pins.de (Zugriff 10.3.2017).
Zur Nummerierung häufig genutzter Quellen siehe Link "Recherche und Quellen".

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