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Heinrich Orgler * 1905

Hufnertwiete 2 (Hamburg-Nord, Barmbek-Nord)


HIER WOHNTE
HEINRICH ORGLER
JG. 1905
VERHAFTET 1936
KZ FUHLSBÜTTEL
FLUCHT IN DEN TOD
11.8.1944

Heinrich Georg Orgler, geb. 3.2.1905, inhaftiert 1936–1937, Selbstmord am 11.8.1944 in Hamburg

Hufnertwiete 2

Der Damenschneider Heinrich Orgler gehört zu den Fällen, deren Biografien mit den Akten vernichtet wurde. Lediglich einige Gefangenkarteikarten und ein Polizeibericht über das Auf­finden seiner Leiche können noch Hinweise auf sein Schick­sal geben.

Heinrich Orgler wurde am 3. Februar 1905 in Rosenheim als un­ehe­licher Sohn der Franziska Orgler geboren, sein Stief­va­ter hieß Paul Danner. Möglicherweise hat ihn seine in Hamburg woh­nende Schwester dazu bewogen, von Bayern in den Nor­den zu ziehen. Im Oktober 1936 geriet er wegen homosexueller Handlungen in die Fänge des NS-Regimes. Vom 20. Oktober bis zum 27. November 1936 befand er sich deshalb in po­li­zei­­li­cher "Schutzhaft" im KZ Fuhls­büttel. Am 12. Dezember 1936 wurde er zu 12 Monaten Haft we­gen Vergehens gegen §175 verurteilt. Durch eine Verfügung der "Gnaden­ab­tei­lung" wurde er am 1. August 1937 vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Dann verlieren sich seine Spuren.

Anfang 1939 heiratete er die acht Jahr ältere Irma, geb. Lehmbecker. Während des Krieges wurde er in einer Fabrik dienstverpflichtet und soll herzkrank gewesen sein. Am 11. August 1944 wurde er tot in der Parterrewohnung Hufnertwiete 2 aufgefunden, in der er mit seiner Ehefrau und zwei Untermietern wohnte. Seine Ehefrau war zu diesem Zeitpunkt verreist. Er hatte sich mit Leuchtgas vergiftet. Aus der Polizeiakte über den "unnatürlichen Sterbefall" von Heinrich Orgler geht nicht hervor, ob er den Selbstmord aus Furcht vor einer erneuten Inhaftierung wählte oder aus Verbitterung über eine nicht gelebte Homosexualität.

© Bernhard Rosenkranz (†)/Ulf Bollmann

Quellen: StaHH, 331-5 Polizeibehörde – Unnatürliche Sterbefälle, 1103/44; StaHH, 213-8 Staatsanwaltschaft Oberlandesgericht – Verwaltung, Abl. 2, 451 a E 1, 1 a; StaHH, 242-1 II Gefängnisverwaltung II, Ablieferungen 13 und 16; B. Rosenkranz/U. Bollmann/G. Lorenz: Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg 1919–1969, S. 243.

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